Ernte auf Stormarns Feldern hat jetzt zehn Tage früher als in durchschnittlichen Jahren begonnen

Barsbüttel. Behutsam gräbt Erntehelfer Tomek Wieslaw den weißen, aus der Erde ragenden Spargelkopf frei. Dann setzt er das Spargelstechmesser an das untere Ende der Stange an und sticht die Pflanze ab. Am ersten Erntetag auf dem Barsbütteler Spargelhof Soltau ist noch nicht viel zu tun. „Es ist wieder kälter geworden. Deshalb ist die Ausbeute noch nicht groß“, sagt Hofbetreiber Bastian Soltau, 35. Das Wochenende soll aber wieder sonniges Wetter mit sich bringen. Ab Montag stehe der Spargel dann zum Verkauf im Hofladen neben dem Spargelfeld im Ortsteil Stemwarde (Meienfelde 2) bereit. Zwischen sechs und zwölf Euro kostet das Kilogramm zunächst. Bleibt das Wetter gut, wird der Spargel im Laufe der Saison immer günstiger.

Milder Winter und sonniger Februar ließen die Stangen kräftig sprießen

Da die Ernte stark vom Wetter abhängig ist, kann der Spargelbauer sein Erntejahr nie abschätzen. Der milde Winter und ein sonniger Februar ließen den Spargel dieses Jahr sehr früh sprießen. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Spargel drei Wochen früher dran. Die Witterung war vergangenes Jahr aber auch besonders schlecht“, sagt Soltau. Ein verschneiter April und ein regnerischer Mai hätten die Saison verkürzt. Gegenüber einem Durchschnittsjahr sei das Stangengemüse nun circa zehn Tage früher bereit, gestochen zu werden. Trotz des guten Starts kann ein bedeckter Sommer zu einer schlechten Ernte führen. Dann bleibt der Spargel teuer.

Wetterverhältnisse spielen allerdings nicht die einzige Rolle bei der Preisgestaltung. Es gibt unter den verschiedenen Spargelsorten mehrere Qualitätsstufen, die unterschiedlich teuer sind. „Der klassische schneeweiße Spargel mit geschlossenem Kopf, gerader Stange und einem Durchmesser von ungefähr 22 Millimetern ist der teuerste“, sagt der Landwirt. Er bietet eine Vielzahl von Sorten an, darunter auch grünen Spargel. Zwar wird jeder Spargel, der immer weiter wächst, durch Sonnenlicht erst rosa, violett und dann grün. Als grüner Spargel werden aber nur spezielle Grünspargelsorten verkauft, die im Geschmack intensiver sind.

Bastian Soltau betreibt den Hof in Barsbüttel seit 2009 mit seinem Vater Hans-Peter zusammen. Der hat bereits Anfang der 80er-Jahre begonnen, Spargel anzubauen. „Übernommen hat mein Vater den Hof noch als Milchviehbetrieb, den er aber schnell aufgeben musste. Er bekam nämlich eine Rinderhaarallergie“, sagt der 35-Jährige. Auf der Suche nach Alternativen seien Soltaus Eltern eher zufällig auf Spargel gekommen. Der Aufwand für die Umstellung war nicht einmal groß. Die Kühe kamen weg, Maschinen wurden gekauft und ein Verkaufsraum eingerichtet. So baute die Familie den Betrieb Jahr für Jahr aus. Für Bastian Soltau, der Landwirtschaft studiert und seinen Eltern immer auf dem Hof geholfen hat, kommt kein anderer Job in Frage. „Das ist mein Traumberuf“, sagt er.

Eine Spargelpflanze bleibt bis zu zehn Jahre lang auf einem Feld

Auf dem Feld kümmern sich die Helfer momentan noch zu viert um die Ernte. Zur Hochphase werden dann rund 15 Menschen auf dem Feld beschäftigt sein. Traditionell ist das Ernteende am 24. Juni, dem sogenannten Johanni oder Johannistag. Der Spargelbauer könnte theoretisch auch darüber hinaus noch ernten. „Dann erholen sich die Spargelpflanzen aber nicht so gut von der Saison. Sie brauchen nämlich eine Vegetationszeit, um Energie fürs nächste Jahr zu tanken“, sagt Bastian Soltau. Der Spargel wächst dann weiter, stirbt ab, wird abgehäckselt und zersetzt sich. Der unterirdische Teil der Pflanze bleibt erhalten und wächst, sobald es im Frühjahr genug Sonne gibt, wieder nach. Bis zu zehn Jahre kann ein Feld mit denselben Spargelpflanzen bestellt werden.