Unterschiedliche Ansichten: Von Bargteheide beauftragter Denkmal-Fachmann legt andere Visualisierung als Initiative vor

Bargteheide. Nachdem die Windkraftgegner eine Nasenlänge voraus waren, hat nun die Stadt Bargteheide nachgezogen. Und sie präsentiert ein völlig anderes Ergebnis. So hat der von der Stadt beauftragte Gutachter Geerd Dahms nun ebenfalls Visualisierungen vorgelegt. Sie sollen dokumentieren, ob die am Glindfelder Weg geplanten Windräder die Sichtachse zu denkmalgeschützten Anlagen in der Umgebung empfindlich stören könnten – wie zum Beispiel die zum Jersbeker Barockgarten. „Mein Gutachten ist noch nicht fertig“, sagt Dahms. „Aber eins kann ich jetzt schon sagen: Ein dramatischer Fall ist das hier nicht.“

Erst vor einer Woche hatte die Initiative Gegenwind Bargteheide Visualisierungen vorgelegt, die einen vollkommen anderen Eindruck vermitteln (siehe kleines Foto). Da heben sich Rotoren samt einem großen Teil ihrer Masten deutlich über dem Torhaus des Jersbeker Parks ab. Und genauso deutlich ist auch das dazugehörende Urteil von Helmut Behrens, den die Windkraftgegner als Gutachter eingeschaltet haben.

Für Behrens steht fest: Die drei geplanten Bargteheider Windenergieanlagen führen zu einer extremen Verfremdung der Jersbeker Kulturdenkmale. Der Windpark dürfe nicht genehmigt werden.

Der eine sagt: Es ist nicht dramatisch. Der andere sagt: Das geht gar nicht. Zwei verschiedene Gutachter, zwei völlig verschiedene Ansichten. Wie ist das möglich?

„Beim Gegengutachten ist vermutlich mit Zoom gearbeitet worden“, sagt der von der Stadt beauftragte Dahms. Hole man das Motiv ran, wirke es vollständig anders. Die Perspektive werde verzerrt. Im Grund werfe man mit einem solchen Vorgehen die Berechnungen für die Fotomontagen über den Haufen. Laien machten das. Dahms: „Dann sieht man das Foto und denkt, so ist das. Aber so ist das eben nicht.“

Dass bei der Initiative Gegenwind Bargteheide Laien am Werk gewesen sind, lässt sich allerdings nicht behaupten. Physiker Prof. Henning Müller zum Hagen war beteiligt, ebenso eine Grafikerin, die Drei-D-Spezialistin ist, und ein Computer-Fachmann.

Hans Pirch von der Initiative weist auch den anderen Vorwurf zurück. „Nein, es wurde kein Zoom verwendet“, sagt Pirch. „Aufgrund der Höhe der Windräder wirken sie aus der Entfernung noch mächtiger, als aus der Nähe.“ Ahnliches zeige sich, wenn man sich Hamburg nähere. Pirch: „Der Fernsehturm überragt alles. Steht man am Dammtorbahnhof ist er kaum sichtbar.“

Das von den Windkraftgegnern eingeholte Behrens-Gutachten liegt bereits vor. Das von der Stadt angeforderte Gutachten könnte am Montag fertig sein. „Auf jeden Fall in der nächsten Woche“, sagt Dahms, der genauso wie sein „Gegenspieler“ Behrens ein ausgewiesener Experte ist: Behrens ist ehemaliger stellvertretender Landeskonservator. Dahms ist öffentlich bestellter Sachverständiger für die Beurteilung der Denkmalwürdigkeit von Gebäuden und vom einschlägigen Bundesverband als Fachgutachter für Denkmalschutz und Denkmalpflege nominiert.

Welcher Gutachter wird den Ausschlag geben? Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume (LLUR) hat als Genehmigungsbehörde das letzte Wort. Eine schwierige Aufgabe. So wurde die Genehmigungsfrist schon um drei Monate bis zum 27. Mai verlängert, weil über Natur- und Denkmalschutz keine abschließenden Stellungnahmen vorlagen.. „Die untere Denkmalschutzbehörde muss prüfen.“ So hatte es LLUR- Sprecher Martin Schmidt gesagt, als das Behrens-Gutachten eingetroffen war. Das Ergebnis der Behörde werde in das abschließende Urteil des LLUR einfließen. Nun kommt das Dahms-Gutachten dazu – mit vermutlich konträrer Aussage.

Bevor die Genehmigungsbehörde entscheidet, beraten die Stadtvertreter noch einmal über den Windpark. Auf der Tagesordnung der Sondersitzung am Montag steht ein Antrag der FDP. Sie will, dass das Genehmigungsverfahren beim LLUR ausgesetzt wird – solange die Normenkontrollklagen gegen den Windpark laufen. Diese Zeit könne die Stadt nutzen, um die Bürgerbefragung nachzuholen. FDP-Chef Gorch-Hannis la Baume: „Ich gehe davon aus, dass die Hälfte der Bürger gegen den Windpark ist.“ Auch wenn das juristisch keine Bedeutung habe, sei die Befragung wichtig. Es gehe um ein Stimmungsbild. „Damit wir wissen, was die Bürger wollen. Schließlich wollen wir Politik für die Bürger machen.“

Die außerordentliche Bargteheider Stadtvertretung am Montag, 31. März, ist öffentlich und beginnt um 19 Uhr im Ganztagszentrum (Am Markt 2).