Gemeinde rechnet mit 20 zusätzlichen Asylbewerbern. Anwohner wehren sich gegen die geplante Sammelunterkunft

Barsbüttel. Die Not ist groß in Barsbüttel. Wie auch die Nachbarkommunen Glinde und Oststeinbek steht die Gemeinde vor der Herausforderung, möglichst schnell zusätzlichen Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Laut Bürgermeister Thomas Schreitmüller beherbergt Barsbüttel derzeit 40 von ihnen. Der Verwaltungschef rechnet damit, dass der Kreis dem Ort in diesem Jahr weitere 20 Personen zuweisen wird. „Wir haben aber keine Reserven mehr, schon jetzt leben einige Flüchtlinge in viel zu kleinen Unterkünften“, sagt der Verwaltungschef.

Ein Aufruf in der Gemeindezeitung und Anfragen bei Wohnungseigentümern, deren Immobilie anzumieten, seien erfolglos geblieben. Deshalb will Barsbüttel auf einem gemeindeeigenen Grundstück an der Straße An der Barsbek zwölf Wohncontainer für Asylbewerber errichten – ein Bauantrag bei der zuständigen Behörde in Bad Oldesloe wurde bereits gestellt.

Gegen dieses Vorhaben regt sich jedoch Widerstand. Anwohner machen mobil und haben sich entschlossen, einen Verein zu gründen, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Wohn- und Lebensqualität in Barsbüttel zu erhalten.

Dessen Vorsitzende ist Anja Schleef, 41. Die Lehrerin wohnt mit ihrem Ehemann sowie dem siebenjährigen Sohn in einer Doppelhaushälfte direkt neben dem Areal, auf dem das Containerdorf entstehen soll. Bis Anfang März blickte sie von ihrer Terrasse auf eine Grünfläche mit Sträuchern und Baumbestand. Inzwischen ist dort gerodet worden. Und es ist laut. „Lauter als noch im Februar“, sagt Schleef. Die Sträucher und Bäume hätten für zusätzlichen Lärmschutz gesorgt. Denn keine 50 Meter neben ihrem Grundstück befindet sich die Umgehungsstraße, auch die Autobahn ist nicht weit entfernt.

Erfahren vom Plan der Gemeinde habe sie nur zufällig, sagt Schleef, die wie viele andere Nachbarn auf dem Areal Kompost anhäufte. „Im Februar wurden wir schriftlich gebeten, diesen zu entfernen.“ Erst auf Nachfrage sei ihr mitgeteilt worden, was die Verwaltung vorhat. Genauso wütend wie Schleef ist Nachbarin Marion Meyer. Die 48-Jährige klagt: „Die Gemeinde spielt nicht mit offenen Karten und hat das Vertrauen verspielt.“ Ihrer Meinung nach hätte die Verwaltung mit den Anwohnern den Dialog suchen müssen. Auch soll das Rathaus, so der Vorwurf, den Bauantrag zu einem Zeitpunkt verneint haben, als er schon längst beim Kreis gelegen habe. Was Schleef wundert: „2007 hatte ich Interesse an dem Grundstück bekundet. Mir war im Rathaus damals gesagt worden, dass es sich um eine Schutzfläche handelt und ein Kauf nicht möglich sei.“

Eines möchten die verärgerten Anwohner jedoch nicht: mit ihrem Ansinnen in die rechte Ecke gedrängt werden. Schleef: „Ich begrüße es, wenn Flüchtlinge in der Nachbarschaft leben. Aber bitte in Wohnungen und nicht zusammengepfercht auf engstem Raum. Das ist keine Integration.“ Mitstreiter Udo Krieger, 77: „Wenige Hundert Meter weiter befindet sich ein Schützenverein, das Knallen hört man schon am Morgen. Für traumatisierte Kinder ist das nicht hinnehmbar.“

Der Anwohnerverein hat sich bereits bei den Barsbütteler Parteien und Landrat Klaus Plöger über das Vorhaben der Verwaltung beschwert. Schleef: „Der Landrat hat eine ordnungsgemäße Prüfung des Bauantrags versprochen, wird sich aber nicht einmischen.“ In der Politik gibt es unterschiedliche Meinungen. Die SPD teilt den Standpunkt der Anwohner. Fraktionschef Hermann Hanser: „Es gibt andere Flächen dafür. Diese Lösung ist für alle Beteiligten nicht zumutbar. Die Container passen nicht in die Landschaft. Das ist primitiv.“ Man dürfe keine sozialen Brennpunkte schaffen, so Hanser, und bekomme ein Problem, wenn keine Akzeptanz geschaffen werde.

Joachim Germer von den Grünen hält den Standort hingegen für vertretbar: Der Politiker: „Die Ortsteile Stellau, Stemwarde und Willinghusen scheiden aus, dort gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten. Es bleibt nur der Kernort.“ Er kritisiert allerdings, dass in Barsbüttel langfristige Probleme immer kurzfristig gelöst würden. CDU-Fraktionschef Volkmar Dietel unterstützt Schreitmüller: „Er hat alles versucht, um Alternativen zu finden.“ Der Handlungsdruck sei groß. Die Politik habe an der Barsbek ohnehin kein Mitspracherecht, das sei allein Sache der Verwaltung, sagt der Christdemokrat. Die Anwohner werden inzwischen von einem Anwalt unterstützt.