Der Kurzfilm „Das Geheimnis von Golombi“ feierte Premiere im Cinemaxx am Dammtor. Die Hauptrollen spielen fünf Kinder aus Reinbek

Reinbek/Hamburg. „Normalerweise sieht man Bruce Willis auf dieser Leinwand. Jetzt bin ich da drauf“, sagt Tom Schulz voller Stolz, als er den Journalisten im Foyer des Hamburger Kinos Cinemaxx am Dammtor Interviews gibt. Immer wieder flackert ein Blitzlicht auf, es riecht nach süßem Popcorn. „Wir sind schon alle sehr aufgeregt“, sagt der zehn Jahre alte Grundschüler aus Reinbek vor der Aufführung des Fantasy-Kurzfilms „Das Geheimnis von Golombi“, der am Sonnabend Premiere in der Hansestadt feierte. Tom und vier Freunde aus Reinbek sind darin die Hauptdarsteller.

„Wir haben vorher so etwas noch nie gemacht“, sagt Marie Klassen, das einzige Mädchen des Quintetts. Die Zehnjährige trägt ein kurzes weißes Kleid mit roten Lackballerinas zur Premiere. „Im Film musste ich ein langes, dickes, orangefarbenes Kleid anziehen, das ganz schwer und eng war“, sagt Marie, die schon gespannt ist, ob der Film den Gästen gefallen wird. Sie blickt auf den Eingang zum Saal eins des Kinos, in den gerade rund 700 Besucher strömen. Aber auch Marie und ihre Freunde kennen das Ergebnis noch nicht. „Mal sehen, wie es ist, wenn ich plötzlich im Kinosaal meine eigenen Stimme höre“, sagt der elfjährige Marvin Krause. Tom Schulz ist indes gespannt, wie die Schlacht um das mittelalterliche Dorf Golombi auf der großen Leinwand rüberkommt. „Der Dreh dieser Szenen hat am meisten Spaß gemacht“, sagt der Jungschauspieler, der schon wie ein Profi leger ein Camouflage-Jackett über einem T-Shirt sowie eine hellgraue Mütze trägt. Er sagt: „Ich möchte mal Schauspieler werden.“

Neben den Hauptdarstellern sind auch zahlreiche verkleidete Statisten zu der Aufführung gekommen. So wie Holger Weinbuch und Benjamin Horneffer. Beide kämpfen in dem Film an der Seite von Prinz Aturius um Golombi. Sie tragen eine typische mittelalterliche Kluft und Kopfbedeckung. An ihren Ledergürteln hängen kleine Säckchen für Taler und Schwerter. Holger und Benjamin sind Mitglieder der Hamburger Rollenspiel-Gruppe Larp.

„Die Atmosphäre am Set war einfach super. Alle haben für das Projekt gearbeitet, nicht für Geld“, sagt Weinbuch. Denn Gagen gab es bei der Low-Budget-Produktion nicht. Der Kurzfilm wurde durch Sponsoren finanziert. Die Idee hatte der Regisseur und Drehbuchautor Robert Kowalewski. „Der Film erzählt die Geschichte von fünf Kindern, deren Eltern sich wenig Zeit für sie nehmen und ihr schlechtes Gewissen mit teuren Handys und Computerspielen zu beruhigen versuchen“, so der 40 Jahre alte Wahlhamburger, dem dieses Thema sehr am Herzen liegt. Denn er selbst kennt dieses Problem aus eigener Erfahrung: „Ich wurde relativ früh alleinerziehender Vater und war beruflich viel unterwegs.“

Hätte er eine Zeitmaschine, machte er heute alles anders, verbrächte mehr Zeit mit seinem Sohn, der jetzt 20 Jahre alt ist. Mit seinem 30-minütigen Film möchte er deswegen insbesondere junge Eltern erreichen, damit „sie es besser machen als ich“, sagt Kowalewski, der die Pointe des Films so beschreibt: „Die Eltern der fünf Kinder im Film zeigen, dass sie mit viel Fantasie und Einfühlungsvermögen in die abenteuerliche Welt ihrer Sprösslinge eingetaucht sind, um gemeinsam mit ihnen etwas zu erleben und für sie da zu sein.“

Dass er damit den Nerv vieler Menschen getroffen hat, beweist, dass der größte Saal des Kinos fast voll war. Sowie der Applaus nach der Aufführung, für den die meisten Zuschauer von ihren samtroten Sesseln aufgestanden sind. So wie Luc, 10, und Liam, 9. „Wir sind hier, weil unser Schulkamerad Tom in dem Film mitspielt. Das mussten wir natürlich sehen“, sagt Luc, der mit Tom Schulz in die Grundschule Klosterbergen in Reinbek geht. Gerührt und voller Stolz waren auch die Mütter der fünf Hauptdarsteller. „Meine Erwartungen sind übertroffen worden“, sagt Petra Reinhold, deren Söhne Tom und Nick in dem Film mitspielen. Yvonne Krause fügt hinzu: „Ich hatte ganz viele Gänsehaut-Momente. Der Film hat mich echt umgehauen.“ Genauso wie ihre Kinder spielen auch die Eltern in dem Kurzfilm mit. „Das war eine ganz tolle Erfahrung“, sagen die Frauen unisono.

Diese Erfahrung könnte bald durch eine weitere ergänzt werden. „Ich führe gerade Gespräche mit einem Sender“, sagt Kowalewski. Denn dieser habe Interesse, „Das Geheimnis von Golombi“ als Langversion zu verfilmen. „Wir würden dann alles noch einmal drehen, viel professioneller“, sagt Tom Schulz voller Vorfreude. Eine Filmmusik gibt es auch schon. Der Rapper Solvo hat den Golombi-Song komponiert und bei der Filmpremiere auf der Bühne vor der Leinwand gesungen. Das Musikvideo mit den Kinder ist auch schon gedreht.

Eine Überraschung hatten die Golombi-Kids am Ende der Filmpremiere noch für Robert Kowalewski parat. Die fünf Kinder traten auf die Bühne, Tom Schulz zog eine Sonnenbrille aus seiner Jacketttasche. Die fünf Kinder fingen an, ein Lied zu singen und zu rappen, indem sie beschrieben, wie viel Spaß sie während der elf Drehtage hatten und wie stolz sie auf ihren Schauspiellehrer sind, der ihnen diese Rollen zugetraut hat. Das Lied hatten die Kinder heimlich im Tonstudio aufgenommen.

Zu Tränen gerührt fehlten dem Filmemacher Robert Kowalewski am Ende der Filmpremiere die Worte. Er trat deswegen nur noch kurz vor das Publikum und brachte nur ein einziges Wort heraus: „Danke.“