Sie leiden Hunger, werden weder angemessen gepflegt noch anständig gekleidet. Sie bekommen wenig oder keine Zuwendung, von Liebe ganz zu schweigen.

Ihre kleinen Seelen nehmen dabei schweren Schaden. Das sind noch nicht einmal die fürchterlichsten Formen von Vernachlässigung, deretwegen Kinder und Jugendliche aus ihren Familien herausgenommen werden. Immer wieder endet die Überforderung von Müttern und Vätern in einer Tragödie.

Namen wie Yagmur, Lara oder Jessica haben sich in die Erinnerung vieler Menschen eingebrannt. Die drei kleinen Mädchen aus Hamburg verloren ihr Leben, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Ihre Eltern hielten sie wie Tiere, ließen sie verhungern oder prügelten sie zu Tode. Solche Nachrichten machen uns sprachlos. Ohnmächtig, angesichts der Unfähigkeit von Menschen, einem wehrlosen kleinen Wesen mit Anstand, Fürsorge und Respekt zu begegnen. Fassungslos, angesichts der Tatsache, dass immer wieder auch Behörden versagen im Umgang mit überforderten Eltern. Zornig, weil Bekannte oder Nachbarn einfach wegsehen, anstatt sich für das Schicksal ihrer Mitmenschen zu interessieren.

Hoffnung macht, dass das 2008 eingeführte Kontrollsystem verbindliches Einladungswesen offenbar Wirkung zeigt. Eltern werden von Behörden schriftlich aufgefordert, Kinder im Alter unter sechs Jahren zur Vorsorgeuntersuchungen anzumelden. Wer den Termin schwänzt, wird einmal erinnert. Kommt die von einem Arzt abgestempelte Karte nicht zurück, wird das Jugendamt aktiv.

Doch leider greifen die besten Mechanismen nicht in allen Fällen. Oft erreichen wichtige Informationen über bedrohliche Situationen die zuständigen Stellen zu spät oder gar nicht. Deshalb sind die Appelle von Behörden und Kinderschutzbund, Verdächtiges lieber einmal zu oft als einmal zu wenig zu melden, angesichts steigender Zahlen von Inobhutnahmen in Stormarn so ungeheuer wichtig. Manchmal sogar lebenswichtig. Es ist gut, wenn eine Kultur des Hinschauens an Bedeutung gewinnt. Denn dieses Thema geht uns alle an.