Bus fahren mit Gehhilfe will gelernt sein. Ahrensburger Institutionen und der HVV helfen Senioren und Behinderten

Ahrensburg. Vorsichtig klappt der Busfahrer die Rampe im hinteren Teil des Busses auf und bittet die Wartenden, einzusteigen. Vor der Tür des leeren Fahrzeugs tummeln sich einige Ahrensburger Senioren mit ihren Rollatoren. Nun folgen sie der Bitte und betreten einer nach dem anderen den Bus. Der HVV-Mobilitätsberater Michael Krieger hilft ihnen. Drinnen erklärt er, wie ein Rollator so abgestellt werden kann, dass viele, möglichst drei bis vier weitere, hineinpassen. „Viele Senioren wissen nicht, wie sie im Bus mit ihrer Gehhilfe umgehen sollen“, sagt Krieger.

Unzureichend gesicherte Rollatoren können gefährlich sein

Um das zu ändern, haben sich am Freitagmorgen etwa zwei Dutzend Ältere und Menschen mit Behinderung an der Stormarnstraße zusammengefunden, um alles rund ums Einsteigen in den Bus zu üben. Das ist nämlich gar nicht so einfach, wie es aussieht. „Es kann sogar richtig gefährlich sein, wenn die Hilfsmittel im Bus nicht richtig gesichert werden. Dann können sie bei einer Bremsung zu Geschossen werden“, sagt Claus Steinkamp, Vorsitzender des Ahrensburger Behindertenbeirats.

Initiiert wurde das Praxistraining, in Kooperation mit dem Hamburger Verkehrsverbund, vom Ahrensburger Netzwerk „Trotz Alter“. Das Netzwerk besteht aus verschiedenen Vereinen und Organisationen und wird koordiniert von Susanne Freese von der Leitstelle „Älter werden“. Sie erklärt, wie es zu der Idee für das Training kam: „Ältere Menschen haben sich regelmäßig bei uns gemeldet und über ihre Probleme berichtet. Insbesondere die Buslinie 569 wird von vielen Menschen mit eingeschränkter Mobilität genutzt, weil an ihr mehrere Wohn- und Pflegeeinrichtungen liegen. Da kann es schon mal voll im Bus werden.“ Zunächst gab es eine Informationsveranstaltung zu dem Thema. Nun folgte das vom Netzwerk erstmals durchgeführte Training.

Beim Vortrag hat auch die Ahrensburgerin Inge Kaboth von der Aktion erfahren. Sie hat ihren Rollator bereits seit einem Jahr. Trotzdem wollte sie nicht auf die Übung verzichten. „Ich fahre nicht so häufig mit dem Bus und bin dann unsicher. Deswegen vergesse ich manchmal, wie der Rollator gesichert wird.“ Die Rentnerin findet es gut, dass es diese Übungsmöglichkeit an einem echten Bus gibt. Hier könnten die Menschen mit Rollator oder Rollstuhl in Ruhe alle Varianten ausprobieren – ohne den üblichen Stress beim Ein- und Aussteigen.

Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist und Hilfsmittel braucht, ist auch auf die Hilfe von anderen angewiesen. Deswegen organisiert das Zentrum für interkulturelle Bildung und Arbeit (ZiB) einen Busbegleitservice in Stormarn. Schwerpunkte: Ahrensburg und Bad Oldesloe.

Eine Erweiterung des Busbegleitservices für Ahrensburg ist geplant

Inge Kaboth hat bisher sehr gute Erfahrungen damit gemacht. „Der Busbegleiter kauft mir eine Fahrkarte, sichert den Rollator und weist mir einen Platz zu. Das entlastet mich ungemein“, sagt die Ahrensburgerin. Christof Schneider vom Seniorenbeirat der Stadt Ahrensburg fügt hinzu: „Der Begleitservice entlastet aber auch den Busfahrer und verhindert somit Verspätungen.“

Die Busbegleiter sind bisher von montags bis freitags bis 13 Uhr in den Fahrzeugen der Linie 569 unterwegs. „Wir möchten den Service langfristig auch auf die Sonnabende erweitern, weil es an Markttagen immer voll wird“, sagt Susanne Freese. Dafür müsse aber noch eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden werden.