Die Leidenschaft für Blechblasinstrumente verbindet die Mitglieder des Posaunenchors Schmalenbeck. Der besteht jetzt seit 60 Jahren

Großhansdorf. Sie haben von Tuten und Blasen jede Menge Ahnung: Claus-Dieter spielt Tuba, genauso wie Karol. Jürgen liebt sein Bariton, Felix, Henry und Helmut sind die Trompeter in der Runde. Und Sebastian, Hans-Peter und Manfred haben sich der Posaune verschrieben. Und dass nicht erst seit gestern. Man kennt sich. Man duzt sich. Einige sind zwei, drei oder fünf Jahre dabei. Klaus-Dieter sogar 25. Ein besonderer Fall ist Manfred. Er, sein Instrument und sein Ensemble sind unzertrennlich und feiern so etwas wie diamantene Hochzeit. Seit 1954 packt der Großhansdorfer jeden Dienstag seine Posaune in den Koffer und geht zur Probe in die Auferstehungskirche. Seit 60 Jahren – seitdem es den Posaunenchor Schmalenbeck gibt. Am kommenden Wochenende wird der runde Geburtstag mit einem Festgottesdienst groß gefeiert.

Ein Student und zwei Schüler gehören auch zum Ensemble

Selbstverständlich haben auch Frauen Ahnung und geben in dieser Runde die richtigen Töne an. Regine spielt Trompete, Angelika reist mit ihrem Tenorhorn zu den Proben und Auftritten an. Und Renate ist ein Herz und eine Seele mit ihrem Flügelhorn. Sie ist in der weiblichen Riege der Bläser das, was Manfred bei den Herren ist. Ohne sie wäre das Ensemble nicht denkbar. Ihrem Mann Rainer Schmidt verdanken die Posaunengruppen in ganz Nordelbien das Logo. Und sie selbst mischt seit mehr als 50 Jahren in Großhansdorf mit und hat früher den musikalischen Nachwuchs ausgebildet. Das übernimmt seit 2006 Martin Vetter, seines Zeichens Trompeter und Leiter des Ensembles.

Ein Student und zwei Schüler sind auch dabei. Die Vorliebe für Popmusik und Posaunenchor gehen also durchaus zusammen. Ein paar mehr Bläser, gern auch jüngere, könnten es trotzdem ruhig sein. Da ist Manfred Barz ehrlich. Er hat in den 60 Jahren schon einige Durststrecken erlebt. Aber irgendwie ging es dann doch immer weiter. Die Mitglieder von Posaunenchören bilden ein besonders Völkchen. Während viele die Krise der Kirche sehen, holen sie unverdrossen ihre Noten raus, spielen Choräle oder reisen in Massen zum Kirchentag an. So wie im vergangenen Jahr, als Tausende von Bläsern aus ganz Deutschland nach Hamburg pilgerten. Darunter auch die wackere Truppe aus Großhansdorf.

Die großen Ereignisse sind das eine. Das gemeinsame Proben und das Spielen in Gottesdiensten sind das andere. Und das hält die Laienmusiker zusammen. Sie sorgen bei Konfirmationen für festlichen Bläserklang. Sie geben den Open-Air-Pfingstgottesdiensten eine besondere Note und sind Weihnachten im Großeinsatz. So wie die Pastoren Gottesdienst nach Gottesdienst abhalten, ziehen Renate, Manfred und all die anderen schwer bepackt mit Instrumentenkoffern, Noten und Notenständern durch die Gegend und sorgen für Festtagsstimmung. Am Vorabend spielen sie im Großhansdorfer Reha-Zentrum und am Sonnabendvormittag vor dem vierten Advent auf dem Ahrensburger Rondeel, das sich von Jahr zu Jahr mehr füllt.

In der Weihnachtszeit sind die Bläser im Großeinsatz

Offenbar lieben es die Leute, zum Bläserklang zu singen und sich mit einem Glas Glühwein auf das Fest einzustimmen. „Am Heiligabend spielen wir natürlich auch im Gottesdienst“ , sagt Manfred Barz. Und an den Tagen vorher düsen die Bläser mit Trompeten, Posaunen, Hörnern und der Tuba auf dem Rücken durch die Gegend, um Menschen im Krankenhaus und im Rosenhof zu erfreuen.

Weihnachten ist noch ein bisschen hin. Jetzt geht es erst mal um einen Auftritt in eigener Sache – um den 60. Geburtstag. Als Geburtstagsgäste sind Bläser aus Trittau und der Posaunenchor aus Plön geladen. Auch viele ehemalige Mitspieler werden dabei sein. Ein Trompeter kommt extra aus der Schweiz angereist. Sie alle spielen zur Feier des Tages. Und damit alles klappt, kommen sie schon am Sonnabend, um gemeinsam zu proben.

Der Festgottesdienst am Sonntag, 23. März, beginnt um 10 Uhr. Im Anschluss gibt es einen Jubiläumsempfang im Gemeindehaus der Schmalenbecker Auferstehungskirche (Alte Landstraße 20). Und da sind alle als Geburtstagsgäste willkommen. Es wird ein Gläschen geben, etwas zu essen und Gelegenheit, über Posaunen und Trompeten zu fachsimpeln und festzustellen, wer sonst noch Ahnung hat. Wer da Nachholbedarf hat, ist beim Posaunenchor Schmalenbeck an der richtigen Adresse. Trompeten, Flügel- und Tenorhorn liegen im Schrank. Und Martin Vetter, der Leiter des Ensembles, bildet aus. Er ist unter 0173/2919703 zu erreichen. Auch wer noch nie getutet und null Ahnung hat, ist willkommen. Und junge Leute könnten einen Zuschuss zu den Unterrichtskosten bekommen.

Am Dienstag danach wird dann wieder ab 19.30 Uhr „normal“ geprobt, wie seit einer kleinen Ewigkeit. Auch Manfred Barz wird wieder zur Kirche fahren – mit seiner Posaune.