Auf Gut Stellmoor in Ahrensburg hat der Autohändler Wilfried Hallier einen Ausstellungsraum für Oldtimer geschaffen

Ahrensburg. Sein Job führt Wilfried Hallier bis in die entlegensten Ecken Europas. Denn er ist immer auf der Suche nach dem ganz Besonderen. Was das Objekt seiner Begierde haben muss: vier Räder und ein gewisses Alter, zudem sollte der Zustand nicht allzu schlecht sein. Im besten Fall hat es Seltenheitswert. Wie zum Beispiel der hellblaue Mercedes-Benz 190C mit Heckflosse, die er sein Eigen nennt. Eine Sonderanfertigung, die 1965 gebaut wurde. 45 Jahre stand das Auto aufgebockt und fachgerecht abgedeckt in einer Garage im spanischen Alicante. Erster und zugleich letzter Besitzer war ein wohlhabender Fabrikant. Nach dessen frühem Tod fand der Wagen keine Verwendung – obwohl der Kilometerzähler erst 4500 anzeigt. Von einem Verkauf sah die Familie ab. Bis vor wenigen Monaten, als Hallier vor der Tür stand und sein Interesse bekundete.

Inzwischen ist der Oldtimer auf Gut Stellmoor in Ahrensburg zu bestaunen – und wird von Hallier für 60.000Euro zum Verkauf angeboten. Dort, auf dem 1927 von Rudolph Karstadt erbauten Anwesen, hat der 59-Jährige seine Geschäftsidee verwirklicht und veräußert klassische Automobile in stilvollem Ambiente: in einem früheren Schweinestall, der umfangreich restauriert wurde. „Ich wollte schon immer etwas Eigenes machen und habe mir damit einen Traum erfüllt“, sagt Hallier.

Vor knapp drei Jahren war die Zeit reif, sich mit dem Thema Selbstständigkeit intensiv zu beschäftigen. Im Juni 2011 schied Hallier nach 14 Jahren in der Geschäftsführung beim Porsche Zentrum Hamburg Nord-West am Nedderfeld aus, kurz darauf fragte er beim Eigentümer des Gutes Stellmoor an und stellte sein Geschäftskonzept vor. Der war offenbar angetan, schließlich finanzierte er die Umbauarbeiten im sechsstelligen Bereich. Hallier ist Mieter, hat aber einen langfristigen Vertrag.

Wenn der gelernte Kfz-Mechaniker durch die 1000 Quadratmeter große Ausstellungshalle schlendert, schwingt in seiner Stimme Begeisterung mit. Er zeigt mit dem Finger auf die Fenster, sagt: „Die zugemauerten Öffnungen wurden aufgebrochen und einheitlich als Sprossenstahlfenster wiederhergestellt.“ Dadurch ist die bis zu vier Meter hohe Räumlichkeit von Licht durchflutet. Im Mai vergangenen Jahres war ein erster Abschnitt, etwa 400 Quadratmeter groß, fertig. Vor drei Monaten kam eine noch größere Fläche dazu. Dort riecht es nach Farbe und Reifengummi. Und es ist blitzeblank.

Der Autoexperte, der seit mehr als 30 Jahren verheiratet ist und mit seiner Frau in Hamburg-Sasel lebt, musste sich lange gedulden, ehe er einziehen konnte: „Allein die Genehmigungen zu bekommen hat ein Jahr gedauert. Wir hatten viele Auflagen, gerade beim Brandschutz.“ Danach kamen die Bagger: Alles wurde entkernt, der Boden ausgetauscht, Stahlträger isoliert. Jetzt ist Hallier glücklich: „Um Oldtimer zu verkaufen, braucht man ein spezielles Umfeld. Das ist hier der Fall. Es passt einfach.“

Alles gepasst hat auch beim Mercedes mit Heckflosse, den er per Lkw aus Alicante nach Ahrensburg transportieren ließ: „Den Tipp gab mir ein Freund. Ohne ein gutes Netzwerk kommt man an solche Schmuckstücke nicht heran.“ Er habe nicht lange überlegen müssen, als er sich den Pkw vor Ort anschaute. „Das Auto war wie unberührt. Der Eigentümer hat sich damit nur zu Stierkämpfen chauffieren lassen.“

Außergewöhnliche Automobile hat der Porsche-Liebhaber zur Genüge im Angebot, zum Beispiel eine dunkelgrüne Corvette Sting Ray 427-400 HP, Baujahr 1967. Von ihr wurden nur 2100 produziert. Wer den Chevrolet kauft, muss 120.000 Euro hinlegen. Rund 30 Autos stehen derzeit im sogenannten Showroom in Ahrensburg, darunter auch Youngtimer. Hallier: „Die Preise bewegen sich zwischen 10.000 und 250.000 Euro.“ Die Mehrzahl der Fahrzeuge sind allerdings nicht sein Eigentum. Er vermittelt sie weiter und nimmt als Makler eine Gebühr. Sie liege zwischen ein und zwei Prozent des Verkaufspreises, sagt Hallier, der die Hingucker auf vier Rädern im Internet anbietet.

Hallier: „Den Showroom öffne ich nur nach Terminabsprache. Wenn sich ein Interessent meldet, verabreden wir uns kurzerhand.“ Denn der ehemalige Hamburger Porsche-Chef ist viel unterwegs. Mitarbeiter hat er nicht. Buchhaltung, Autobeschaffung, die Abstimmung mit Fachfirmen, mit denen er zusammenarbeitet – alles liegt in einer Hand. Nie würde er ein Auto kaufen, ohne es persönlich inspiziert zu haben. Das koste Zeit, sagt er. „Denn nicht viele halten auch das, was sie versprechen.“ Diese Erfahrung habe er zuletzt in Bordeaux gemacht. Drei Oldtimer wollte er dort eigentlich kaufen, „aber der Zustand der Wagen war nicht so, wie es mir kommuniziert wurde“. Deshalb sei er froh gewesen, zumindest ein Auto aus Frankreich mitgenommen zu haben.

Seine Kunden stammen vornehmlich aus Deutschland, aber auch Autoliebhaber aus Dubai und Australien hätten schon einen Oldtimer bei ihm gekauft, sagt Hallier. Er vermittelt auch Luxuskarossen für 3,5 Millionen Euro, das aber nur auf Nachfrage und nicht öffentlich: „So ein wertvolles Stück steht natürlich nicht in Ahrensburg.“ Zwar bietet der Händler sämtliche Marken von Aston Martin bis Zagato an, am besten ließen sich aber immer noch Porsche verkaufen. Hallier: „Die Kunden nutzen diese Oldtimer ganz bewusst als Wertanlage.“ Der Wert von Autos, die in den 70er-Jahren gebaut wurden, könne sich bei entsprechender Pflege durchaus verzehnfacht haben.

Was seinen Porsche 911 L betrifft, so denkt Hallier derzeit nicht über einen Verkauf nach. Das Auto, Baujahr 1968, ist für ihn „etwas fürs Herz“. Und kommt nicht allzu oft auf die Straße. Für längere Strecken nutzt er seinen Land Rover Defender, in der Stadt einen Smart.

Mit der Verwirklichung seiner Geschäftsidee auf Gut Stellmoor hat sich für Wilfried Hallier der Kreis nach 50 Jahren geschlossen. Denn seine Vorliebe für Autos entdeckte er als kleiner Junge auf einem Gut in Hamburg. „Dort wurden Fahrzeuge aufgehübscht, und ich war fasziniert, habe da viel Freizeit verbracht.“ Die Tüftler schenkten ihm damals einen ausrangierten VW-Bus. „Damit ich das Schrauben üben konnte“, sagt Hallier. Da war er neun.