Die Ausstellung „700 Jahre Ahrensburg“ ist am Sonntag eröffnet worden. Viele Besucher kamen, um in die Vergangenheit ihrer Stadt einzutauchen

Ahrensburg. In dem Ahrensburger Ausflugscafé, wir schreiben etwa das Jahr 1900, geht es ums Überleben. Zumindest für Gerhard und Erika Benöhr. Während die Damen und Herren aus der Vergangenheit in der zweiten Reihe gelassen in die Kamera schauen, würfelt das Ehepaar aus dem Hier und Jetzt um die Schicksale zweier Familien: der reichen Ahrens’ und der armen Woldens. Das Brettspiel, bei dem es beispielhaft um Menschen in Ahrensburger zwischen 1866 und 1924 geht, ist eines der zahlreichen interaktiven Elemente in der Ausstellung „700 Jahre Ahrensburg“.

Am Sonntag wurde die Ausstellung zum Jubiläum in der Schlossstadt nach einem halben Jahr handfester Arbeit und noch längerer Planung im Marstall eröffnet – vor den Augen vieler neugieriger Besucher. „Ich bin überwältigt von Ihrem Interesse“, sagte Bürgermeister Michael Sarach bei seiner Festrede und strahlte von der ersten Sitzreihe im Marstall bis zur Eingangtür, durch die sich immer mehr mehr Gäste in den Saal drückten. Entsprechend lang war die Schlange vor dem Ausstellungsraum, als Landrat Klaus Plöger, Ahrensburgs Bürgervorsteher Roland Wilde, der Stadtverordnete Christian Schubbert-von Hobe und Stadtarchivarin Angela Behrens mit ihren Reden fertig waren. Nach der Wartezeit zauberte die Ausstellung allerdings schnell ein Lächeln auf die Gesichter der gespannten Besucher.

„Das ist lustig“, sagt Hendrik Voß. Mit seinem Vater Henning ertastet der Fünfjährige in den unterschiedlichen Fächern der Fühlstation Erbsen, Hanf und Hafer. Vater und Sohn stecken tief im Mittelalter, im Dorf Woldenhorn. Die Schaufensterpuppe an ihrer linken Seite ist in grobe Stoffe gehüllt. Es ist Kleidung, wie sie die ersten Ahrensburger Siedler um 1314 getragen haben – das ist auf einem Schild nachzulesen. Rechts stehen zwei lebensgroße Zeichentrickfiguren im mittelalterlichen Wald. „Bei der Ausstellung geht es nicht nur um die Ereignisse in der Ahrensburger Geschichte“, sagt Stadtarchivarin Angela Behrens, „es geht darum, zu zeigen, wie die normalen Ahrensburger in den vergangenen 700 Jahren gelebt haben.“

Drei weitere Räume der Ausstellung sind dem Leben der Ahrensburger gewidmet. Es ist eine Zeitreise durch die lange Geschichte einer jungen Stadt – von der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes Woldenhorn im Jahr 1314 bis zum heutigen Tag. Nach dem Mittelalter taucht der Besucher aber erst mal in die Gutsherrenzeit (1567 bis 1867) ein. Herbert Woodtli, Vorstand der Schlossstiftung, steht vor der Silhouette des Ahrensburger Kleinods aus feiner Tapete. Die Fotos auf dem Umriss des Schlosses sind mit Nummern versehen. Woodtli drückt auf einem überdimensionierten Hörer die Nummer eines Fotos, das drei Frauen zeigt, und lauscht ihrer Geschichte, gelesen von dem Ahrensburger Kabarettisten Hans Schroth. „Es ist toll, dass die Ausstellung auf so lebendige Art informativ ist“, sagt Woodtli und tippt die nächste Nummer in den Hörer.

Im Raum, der Ahrensburger Leben zwischen 1867 und 1949 abbildet, hat sich die Familie Ahrens mittlerweile einen knappen Vorsprung vor den Woldens erspielt. „Am Ende gewinnen dennoch oft die Ärmeren“, sagt Sonja Vogt, die Texterin der Ausstellung: „Das liegt daran, dass die Woldens bei der Weltwirtschaftskrise ihre Schulden, die Ahrens unterdessen ihr Vermögen verlieren.“

Im knallgelben Nebenraum zeigen Fotos die Entwicklung der Stadt Ahrensburg, das sind die Jahre 1949 bis heute. Darunter: beispielsweise der Rohbau des Rathauses Ende der 60er-Jahre. In der anderen Ecke kann der Besucher testen, wie gut er seine Stadt kennt. „Das ist gar nicht so leicht“, sagt Ekkehard Knoll, während er Ahrensburg Teil für Teil zusammenpuzzelt. Die Ausstellung findet er ausgezeichnet. „Aber man muss sie sicher mehr als einmal besuchen“, sagt er.

„700 Jahre Ahrensburg“ in der Remise des Marstalls (Lübecker Straße 8) ist freitags von 14 bis 17 Uhr, am Sonnabend und Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Die Ausstellung endet am 30. Juni.