Ab Ende März zeigt Sieglinde Demiss-Voigtmann wieder, wie schön Oldesloes Altstadt ist

Bad Oldesloe. Ihren Lieblingsort in der Innenstadt von Bad Oldesloe nennt sie „das Puppenstübchen“: Sieglinde Demiss-Voigtmann, seit mehr als 20 Jahren Stadtführerin, zeigt den Teilnehmern ihrer Rundgänge am liebsten das Heiligengeistviertel. „Das Kleinteilige gefällt mir. Diese schnuckeligen Häuschen. Und dass die Häuser und Gärten von den Besitzern so liebevoll gepflegt und dekoriert werden“, sagt die 67-Jährige. Die alten Fachwerkhäuser könnten auch die Kulisse für ein Märchen bilden. „Man kann es mit den Vierteln an der Lübecker Obertrave vergleichen“, meint Demiss-Voigtmann.

Das Altstadtquartier ist aber nur ein Ort, an dem sie bei ihrer Stadtführung haltmacht. An jedem letzten Sonntag im Monat von März bis Oktober führt sie im Auftrag der Stadtverwaltung Gruppen durch das historische Bad Oldesloe. Die kostenlosen Führungen für jedermann dauern etwa eineinhalb Stunden. Sie beginnen um 15 Uhr am Stadtplanschaukasten auf dem Exer (Parkplatz am Bürgerpark).

Wenn die adrett gekleidete Rentnerin erst einmal loslegt mit ihren Geschichten zur Geschichte, ist sie kaum zu stoppen. Sie erklärt nicht nur, warum der Zusatz „Bad“ eigentlich gar nicht mehr zu Bad Oldesloe gehört, weil die Stadt diese Funktion seit dem Abriss des Kurbads in den 1930er-Jahren nicht mehr erfüllt. Sie erläutert auch, dass sich Lübecker eigentlich ohne Grund über den Slogan „Beste Trave Stadt“ lustig machen. Denn das „Beste“ im Oldesloer Motto wird nicht umsonst groß geschrieben: Es handelt sich um den Fluss, der aus dem Süden kommt und in der Innenstadt in die Trave mündet. Die Insellage des Zentrums, umschlossen von Gewässern, ist nicht nur für Sieglinde Demiss-Voigtmann etwas ganz Besonderes.

Die Führung beginnt mit einem Halt auf dem historischen Marktplatz mit dem Rathaus und dem Gänselieselbrunnen. Nach dem großen Brand 1798, bei dem die Flammen auch das Rathaus in Schutt und Asche legten, erbaute der dänische Architekt Christian Friedrich Hansen Anfang des 19. Jahrhunderts ein neues, das heutige Historische Rathaus. Auf der anderen Straßenseite befindet sich das 1891 erbaute Stadthaus, das heute Verwaltungssitz ist.

Auf dem Weg durch die Hindenburgstraße und die Mühlenstraße präsentiert die Stadtführerin nicht nur am laufenden Band historische Fakten. Sie erzählt auch viel über den gegenwärtigen Zustand der Gebäude, außerdem Wissenswertes über aktuelle Musik-, Kultur- und Freizeitangebote in der Stadt. Vorbei an ihrem „Puppenstübchen“ führt der Weg zur Brücke, an der Trave und Beste zusammenfließen. Nächstes Ziel ist die Hude, mit einem Stopp an der Solepumpe, die an die Saline der Stadt erinnert. „Die Pumpe ist bei Schülern besonders beliebt. Da stehen immer alle so lange an, bis jeder einmal dran war“, sagt die Führerin. Weiter geht es zum Kirchberg und schließlich zur Peter-Paul-Kirche.

Nach den Führungen besuchen die Teilnehmer häufig noch das Café Travestübchen mit Blick auf die Trave. „Wenn die Leute sich hier nach einer Stadtführung reinsetzen, sind sie immer begeistert, was Frau Demiss-Voigtmann alles so erzählen kann“, sagt die Pächterin des seit fast 30 Jahren bestehenden Cafés.

Jedes Jahr nehmen rund 500 bis 700 Menschen an den Führungen teil. Mal zählt die Gruppe nur zwei Köpfe, mal sind es mehr als 50. Zu den offiziellen Rundgängen kommen noch private Führungen, zum Beispiel bei Klassentreffen oder goldenen Konfirmationen. Bei auswärtigen Gästen sei die Resonanz durchweg positiv: „Fremde finden Bad Oldesloe puppig und hübsch.“

Auch nach zwei Jahrzehnten als Stadtführerin sagt Sieglinde Demiss-Voigtmann, dass selbst sie immer wieder Neues dazulerne. Ihr Credo: „Alles hat zu jeder Jahreszeit etwas Besonderes an sich, man muss nur die Augen aufmachen.“