Seit Jahren gibt es eine Prioritätenliste für Sanierungen. Abgearbeitet wird sie nicht

Ahrensburg . Der Straßenzustand in Ahrensburg hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert. Das räumt die Stadt in einem Schreiben an die Politik ein und fügt zwei Prioritätenlisten bei. Darauf stehen die Namen von 20 Straßen, die umgehend ausgebessert oder gar komplett erneuert werden müssen. Das war 2012, die Listen stammen sogar aus 2010. Geschehen ist bis heute: gar nichts.

Rathaussprecher Andreas Zimmermann nennt die Gründe: „Es ist nicht genug Geld da.“ Bei den Haushaltsplanungen hätten die Politiker in den vergangenen Jahren andere Prioritäten gesetzt. Und nachdem die Stadtverordneten für 2013 dann 3,1Millionen für die Sanierung der Hagener Allee genehmigt hatten, machte das Land der Stadt einen Strich durch die Rechnung. Grund für den aus Kiel verordneten Sparzwang war der unausgeglichene Haushalt der Schlossstadt. Stattdessen wurde eine Straße ausgebessert, die zwar ebenfalls marode war, aber nicht auf der Prioritätenliste stand: der Dänenweg.

Mit zentimetertiefen Schlaglöchern ist auch der Spechtweg im Ahrensburger Süden übersät. Die 700 Meter lange Straße steht seit vier Jahren auf der Prioritätenliste. Gehört also zu den Straßen, die sowohl aufgrund ihres Zustandes und als auch wegen ihrer Bedeutung schnellstmöglich repariert oder saniert werden sollten. Anwohner Marc Feldmann ist in Sorge, dass die Fahrbahn bald so marode ist, dass sie von Grund auf saniert werden muss und er und seine Nachbarn dann zur Kasse gebeten werden. Anwohner zahlen bei Straßenerneuerungen einen Anteil der Kosten mit. Bei Sanierungen werden sie nicht zur Kasse gebeten. Feldmann: „Ich würde lieber mehr Steuern zahlen, wenn dafür die Straßen in Schuss gehalten würden.“

Für dieses Jahr sind im Etat 850.000 Euro für den Unterhalt der Straßen eingeplant. Eine ordentliche Summe für die Ausbesserungen der insgesamt 130 Kilometer Straßen, die es in Ahrensburg gibt. Vor allem nach dem milden Winter, der kaum neue Schäden verursacht hat. Dass die Rechnung in Wirklichkeit anders aussieht, erklärt der zuständige Fachbereichsleiter Stefan Schott: „Zum Unterhalt der Straßen gehören unter anderem auch die Ampeln, die Beleuchtung und die Brücken.“ Allein für die Beleuchtung hat Schott 230.000 Euro veranschlagt. Vom größten Posten, 325.000 Euro, sollen unterdessen Fahrbahnbeläge erneuert werden. Darunter: Erikaweg, Am Birkenhain, Jungborn, An der Reitbahn und An der Strusbek. Allesamt Straßen, die auf der Prioritätenliste stehen.

Die Maßnahmen seien dringend notwendig, sagt Schott: „Ist die Straße nicht mehr versiegelt, kann Wasser in das Fundament laufen“, sagt Schott. Die Konsequenz: Die Straße wird unterspült, es kommt zu Rissen.

Doch auch bei allerbester Pflege: Straßen haben eine maximale Lebensdauer. Nach 35 Jahren sind sie abgeschrieben. De facto müssen die meisten Straßen allerdings länger benutzt werden – auch in Ahrensburg. „Der Anteil der Straßen, welche die Nutzungsdauer von 40 bis 50 Jahren erreichen, steigt in Ahrensburg überdurchschnittlich an“, sagt Schott.

Und die maroden Straßen schaden den Autos, die darüber rollen. Christian Schäfer ist der Leiter für Technik und Verkehr beim ADAC Hansa in Hamburg. Er sagt: „Bei den Hauptuntersuchungen fällt auf, dass insbesondere Schäden an den Radaufhängungen der Autos zugenommen haben.“ Das liege auch an dem Zustand der Straßen. Im schlimmsten Fall kann auch der Reifen platzen, können die Felgen beschädigt werden wenn ein Fahrer ein tiefes Schlagloch übersieht.

Auch in dem Fall kann es für die Kommune teuer werden. Nämlich wenn sie keine Warnschilder („Straßenschäden“) aufstellt . Schäfer: „In so einem Fall kann der Autobesitzer Schadenersatzansprüche geltend machen.“