Ahrensburger Schülerin nimmt am 1. April am Landeswettbewerb Jugend debattiert teil

Ahrensburg. Eigentlich wollte Charlotte Pragst an dem Wettbewerb gar nicht teilnehmen. „Ich hatte mich nur gemeldet, damit wir in unserer Klasse noch auf zwölf Meldungen kamen“, bekennt die 17-Jährige mit fast schüchterner Stimme in der Bibliothek der Stormarnschule. Am Schluss der ersten Runde von Jugend debattiert hatte sie den Wettstreit in der Klasse gewonnen. „Ich war aber schon immer sehr diskutierfreudig, dachte nur nicht, dass ich damit auch in einem Wettbewerb Erfolg haben könnte.“

Aber sie hatte – und zwar bislang noch zweimal. Denn die Schülerin mit dem Profil bildende Kunst gewann anschließend die Schulausscheidung und Mitte Februar sogar den Wettbewerb für die Region Neumünster-Mitte, zu dem 14 Schulen aus diesem Gebiet ihre besten Teilnehmer geschickt hatten. Am 1. April nun geht es für Charlotte Pragst im Kieler Landtag um den Titel in Schleswig-Holstein.

Die Regeln sind dabei die gleichen wie in den bisherigen Debattierrunden. Erst einige Tage vor dem Wettbewerb bekommen die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II (Klassen 11 und 12) die Themen genannt, über die sie diskutieren sollen. Charlotte Pragst musste sich dafür beispielsweise mit dem Für und Wider eines Veggie-Tags in Schulkantinen befassen, oder mit dem Pro und Contra einer PKW-Maut auf deutschen Straßen. Erst rund 20 Minuten vor der Debatte erfahren die Teilnehmer per Losentscheid, welche Positionen sie vertreten sollen. Von den vier Diskutanten müssen jeweils zwei dafür und zwei dagegen sein. Die beiden besten aus drei Vierergruppen kommen eine Runde weiter.

„Die Schüler müssen flexibel reagieren“, sagt Karin Gerresheim, die an der Schule den Wettbewerb Jugend debattiert koordiniert. Darüber hinaus müssten sie für Positionen eintreten, die sie möglicherweise nicht vertreten. Das sei eine Anlehnung an Schulungen, wie es sie in Großbritannien gebe. Dabei müsse sogar für Positionen Stellung bezogen werden, die der eigenen völlig entgegenstünden. Gerresheim: „Dadurch lernen die Schüler, Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und dass sie die gegenseitigen Argumente nicht persönlich nehmen dürfen.“ Da sie sich zudem generell auf das Thema vorbereitet hätten, gewännen die Diskussionen an Tiefe und Qualität.

Dabei hat zunächst jeder Teilnehmer zwei Minuten Zeit, seine Argumente vorzutragen. Dann wird zwölf Minuten lang in der Gruppe diskutiert. „Dabei sollte immer ein Punkt aufgenommen werden, der vom Gegenüber vorgegebenen worden ist“, sagt Gerresheim. Außerdem komme es schlecht bei der Jury an, wenn ein Teilnehmer versuche, diese Redezeit zu monopolisieren. Jeder solle ausreden können. Schließlich hat jeder noch eine Minute Zeit für ein Abschluss-Statement. Bewertet werden die Auftritte von einer Jury, und zwar in den Kategorien Überzeugungskraft, Ausdruck, Gesprächsfähigkeit und Sachkenntnis. „In der Regel besteht die Jury aus einem Lehrer und zwei Schülern“, sagt Gerresheim, „in Kiel wird nun aber statt einem der beiden Schüler ein Prominenter in dem Gremium sitzen, etwa ein Politiker.“

Charlotte Pragst: „Ich finde Politik interessant.“ Entsprechend stringent kann sie etwa die Argumente wiederholen, die sie im Wettbewerb für die Einführung einer Pkw-Maut vorbrachte. „Die sollte es generell für alle Straßen geben und dafür die Kfz-Steuer gesenkt werden“, sagt die Schülerin. Wer viel fahre, zahle dann auch mehr für die Erhaltung und den Ausbau der Straßen, die er benutze und abnutze. Nach ihrer persönlichen Meinung gefragt gibt sie zu, sich darüber noch gar kein abschließendes Urteil gebildet zu haben. Charlotte Pragst: „Da warte ich noch ab, was die weitere Debatte bringt.“

Damit demonstriert sie, worauf es in dem Wettbewerb vor allem ankommt: Überzeugungskraft. Am schwierigsten falle ihr der Ausdruck, bekennt die Schülerin, „weil man vor vielen Leuten ohne Notizen die richtigen Worte finden muss.“ Darin besser zu werden, konnte sie mit einem Rhetorik-Trainer versuchen, den die Hertie-Stiftung bezahlte – Charlotte Pragsts Preis für den Sieg im Regionalwettbewerb in Neumünster. Ansonsten schult sie ihre Rhetorik mit der Lektüre von Shakespeare-Dramen. „Talkshows gucke ich mir aber nicht an, weder im Fernsehen noch im Internet“, sagt die Schülerin, die ein Jurastudium erwägt.

An ihre bisherigen Erfolge bei Jugend debattiert hat Charlotte Pragst übrigens auch nicht geglaubt, weil sie sich nicht der Wettbewerbssituation gewachsen sah. Zwei Tage vorher sei sie immer kurz vor dem Nervenzusammenbruch. „Aber ich habe gelernt, damit zu leben.“ Das dürfte ihre Chancen in Kiel noch erhöhen.