Eine Glosse von Susanne Gerlach

Ich kann nicht behaupten, dass meine Eltern weltfremd seien. Im Gegenteil: Weit gereist und belesen gehen sie durchs Leben. Zwei Dinge allerdings haben nie ihren Weg ins ländliche Stormarn gefunden: Das Handy und der Computer. Mobiltelefone finden sie doof, weil es dort, wo sie wohnen, manchmal nicht funktioniert. Und einen Computer haben sie nie gebraucht. Weder beruflich noch privat. Internet? Reine Zeitverschwendung. Mails? Wofür gibt es Telefon und die Deutsche Post.

Heute habe ich mit meinem Vater einen Waldspaziergang gemacht. Machen wir immer, wenn ich da bin. Wir streifen also durch die Hahnheide. Wir meistern tapfer unsere große Runde. Dann erzählt mein Vater, dass er vor zwei Tagen zwölf Stunden lang geschlafen habe. Völlig ermattet sei er gewesen vom Besuch der Enkelkinder und der Sauna.

Ich staune nicht schlecht, da sagt er: „Mit Unterbrechung.“ Auf die Frage, worin die Unterbrechung bestanden habe, sagt er: „Zwischen drei und vier Uhr habe ich wachgelegen.“ Meine Mutmaßung, seine Leber könne daran Schuld gewesen sein, geht ins Leere. „Da habe ich in Gedanken nach einem Namen gesucht, der mir entfallen war“, erzählt er weiter, „und den habe ich mir dann selbst gegoogelt.“

Das hat mich wirklich positiv überrascht. Auch wenn mein Herr Vater sonst fast nie mit dem Computer arbeitet, beim Sprachgebrauch macht ihm keiner was vor. Und fündig ist er auch geworden. Respekt.