Männer und Frauen in Ammersbek setzen sich für Integration ein. Sie helfen mit Sachspenden und vermitteln Kontakte

Ammersbek. „Wir wollen den Menschen helfen, sich hier einzuleben“, sagt Angelika Schmidt, Mitbegründerin des Freundeskreises für Asylbewerber in Ammersbek. Innerhalb weniger Monate haben sich zehn Männer und Frauen zusammengefunden, die den derzeit 27 Flüchtlingen in der Gemeinde die Hand reichen wollen. „Die Verwaltung kann den Menschen nur bis zu einem gewissen Punkt helfen“, sagt Bürgermeister Horst Ansén.

Die Menschen aus Afghanistan, Aserbaidschan, Indien und Syrien sind in zwei Gebäuden untergebracht. Im Februar erst hatte die Gemeinde ein Gebäude an der Lübecker Straße angemietet. Dort wohnen zurzeit zwölf Personen. In der Unterkunft an der Ohlstedter Straße sind die anderen 15 Menschen untergebracht. Der Bürgermeister sagt: „Theoretisch könnten dort mehr Menschen unterkommen. Aber einen angemessene Unterbringung ist mehr als eine reine Rechenfrage.“

Die Menschen kämen aus schwierigen Situationen, suchten Zuflucht in Ammersbek. Die Verwaltung müsse darauf achten, dass es ihnen hier gut geht, so Ansén. Darum werden beispielsweise Familien nicht getrennt, auch auf die körperliche Verfassung Einzelner werde geachtet. Das Gebäude an der Ohlstedter Straße ist eine Obdachlosenunterkunft und entsprechend eingerichtet. Die senkrecht stehenden Treppen zu den Hochbetten seien nur ein Bespiel. „Da kann man nicht jeden hochschicken“, sagt Schmidt. Das Gebäude sei nur für kurzfristige Aufenthalte gedacht. Doch Bürgermeister Ansén ist froh, dass die Gemeinde allen Asylbewerbern eine Unterkunft bieten könne und keine Container aufgestellt werden mussten. „Das würde kein gutes Bild abgeben. Außerdem können die Flüchtlinge aus den Häusern leichter in die Gemeinde integriert werden.“

Langfristiges Ziel sei, den Flüchtlingen Mietwohnungen zu vermitteln. Hier sei die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Freundeskreis besonders gefragt. „Für Gespräche mit potenziellen Vermietern ist es wichtig, dass die Gemeinde als Bürge oder Mieter auftreten könnte", sagt Schmidt. Das mache die Situation für die Vermieter und Asylbewerber einfacher.

Bürgermeister Horst Ansén ist froh, dass der Freundeskreis mit seiner Arbeit da ansetzt, wo die Möglichkeiten der Verwaltung enden. „Die Mitglieder kümmern sich um das Zwischenmenschliche“, sagt er. Die Männer und Frauen wollen verhindern, dass die Menschen ausgegrenzt werden. „Wir wollen unseren Beitrag für ein gutes Miteinander leisten“, sagt Angelika Schmidt. Die allgemeine Berichterstattung über das Elend der Flüchtlinge zu Jahresbeginn habe ihr zu denken gegeben. Das sei ein Anstoß gewesen, sich selbst für diese Menschen einzusetzen.

Auf dem Neujahrsempfang der Gemeinde habe sie sich dann mit Bürgervorsteherin Ingeborg Reckling unterhalten. „Daraus wurde schnell die Idee eines überparteilichen und offenen Freundeskreises geboren.“ Die Mitglieder gehen unterschiedlichen Berufen nach und bringen ihre Fähigkeiten in die Arbeit des Freundeskreises ein. Eine der Frauen ist Pädagogin und bietet Deutschstunden an. „Ich war überrascht, dass mehr Erwachsene als Kinder das Angebot annehmen“, sagt sie. „Dass die Mitglieder des Freundeskreises die Asylbewerber besuchen und schauen, ob ihnen etwas fehlt, erhöht deren Motivation deutsch zu lernen", ist sich Schmidt sicher. Demnächst steht ein Termin mit dem örtlichen Sportverein an. „Eigentlich wollten wir den Kindern ermöglichen, mit anderen zusammen Sport zu treiben“, sagt eine der Frauen. Allerdings hätten die Männer ebenfalls großes Interesse daran gezeigt. Viele bräuchten eine sinnvolle Beschäftigung, da sie ja keine Arbeitserlaubnis haben. „Ihnen fällt sonst einfach die Decke auf den Kopf“, sagt Angelika Schmidt.

Die Mitgliedschaft in einem Sportverein sowie die Schulutensilien für die Kinder sollen über Spenden finanziert werden. Dafür wurde ein Konto bei der Kirchengemeinde Hoisbüttel eingerichtet. „Was die Kinder durch das Schul- und Teilhabepaket bekommen, reicht nicht aus. Und sie sollen den anderen Kindern gegenüber nicht im Nachteil sein“, sagt eine der Frauen.

„Zu unserem ersten Teestuben-Treffen im Ammersbeker Pferdestall sind 13 Flüchtlinge gekommen“, erinnert sich Schmidt. Der persönliche Kontakt sei wichtig, um auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen zu können. Der Freundeskreis will daher regelmäßig zu solchen Teestuben-Treffen einladen. Dabei wurde klar, dass eine Wohnung für die meisten Flüchtlinge Priorität habe. „Einer hat immer wieder gesagt, ich brauche gar nicht viel, nur eine Wohnung für mich und meine Familie“, sagt Angelika Schmidt.

Der Freundeskreis will die Flüchtlinge aber keinesfalls bevormunden. „Wir vermitteln und helfen im Bedarfsfall weiter“, sagt die Mitbegründerin Die Mitglieder bieten ihre Zeit und Sachkenntnis an, um Familien bei Behördengängen zu begleiten oder Ansprechpartner zu vermitteln.

„Wenn Bedarf besteht, organisieren wir Sachspenden“, sagt Schmidt. Es gebe keinen Lagerraum für die Spenden, daher werde nicht ständig gesammelt. Wer sich aktiv beteiligen oder Spenden möchte, kann eine Mail an info@freundeskreis-ammersbek.de senden.

Die Mitglieder des Freundeskreises und Bürgermeister Ansén sind überzeugt, dass die Asylbewerber eine Bereicherung für die Gemeinde darstellen. Das mache eine erfolgreiche Integration umso wichtiger.