Ökumenischer Gottesdienst beleuchtet die Gesellschaft im Land am Nil

Oststeinbek. Die Auferstehungskirche in Oststeinbek ist mit bunten Tüchern dekoriert, die an einen Flusslauf erinnern sollen. Farbige Papierstreifen stellen ein Art Blüte dar, die diesem Fluss entspringt. Es ist ein besonderer Anlass, zu dem sich die katholische Kirchengemeinde Glinde und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Steinbek in Oststeinbek versammeln werden. Am heutigen Freitag ist Weltgebetstag. Über alle christlichen Konfessionen hinweg feiern Menschen ihre Gottesdienste nach einer festgelegten Ordnung. In diesem Jahr haben christliche Frauen aus Ägypten die Gottesdienstordnung geschrieben. Das Thema: „Wasserströme in der Wüste“.

Wie der Gottesdienst in den einzelnen Gemeinden konkret aussehen soll, bestimmen Frauen vor Ort. In Oststeinbek hat Evelyn Deichsel zusammen mit Dagmar Flemming und Annette Bieler das Rahmenprogramm organisiert. Die drei Frauen engagieren sich ehrenamtlich für die Gemeinde. „Wir haben früh angefangen, uns Gedanken über das Thema Ägypten zu machen“, sagt Deichsel. Schon Anfang Februar luden sie zu einem Ägyptentag ein. „Das Land ist einfach sehr vielfältig und hat eine Menge zu bieten“, sagt Deichsel.

Musisches Forum Oststeinbek singt die Lieder

Mit einer Tafel informierten sie über die Probleme der Frauen in Ägypten. „Wir haben die Besucher gebeten, ihre Wünsche für das Land und die Frauen auf bunte Papierstreifen zu schreiben“, sagt Flemming. Eben diese Wünsche werden zum Weltgebetstag die Auferstehungskirche in Oststeinbek schmücken. „Beim Ägyptentag haben uns viele Leute aus dem Ort geholfen, die sonst nichts mit der Gemeinde zu tun haben“, sagt Deichsel. Die Hilfsbereitschaft habe sie überrascht. „Einige haben das Essen zubereitet und im Hintergrund geholfen.“

Für den Weltgebetstag haben die Frauen das Musische Forum Oststeinbek gewinnen können. Eine Gruppe wird die Lieder des Gottesdienstes singen. „Die Besucher steigen dann nur in den Refrain mit ein“, sagt Deichsel. Das sei einfacher, da die Lieder jedes Jahr von Frauen des Organisationslandes neu geschrieben werden.

In Oststeinbek werden vier ägyptische Frauen aus unterschiedlichen Epochen dargestellt. Sie erzählen den Besuchern von ihrem Leben und den Problemen der Frauen in der Gesellschaft. „Das machen wieder Frauen aus der Gemeinde“, sagt Deichsel. Sie werden sich entsprechend kleiden. Eine Frau werde ein eher bäuerliches Kleid tragen, eine andere modern in Jeans auftreten. So schlägt es die Gottesdienstordnung vor. „Gerade bei der Darstellung der Frauen geht es darum, an ihrem Schicksal Anteil zu nehmen“, sagt Pastor Thorsten Kelm.

Dadurch, dass Frauen die Gottesdienstordnung schreiben, würden sie aus der Unsichtbarkeit heraustreten. Diejenigen, die die Ordnung verfasst haben, gehörten zu den einfachen Menschen und bekleideten keine hohen kirchlichen Positionen. Kelm: „Sie greifen Probleme des Alltags auf.“

Nach dem Gottesdienst gibt’s Falafel und Linsensuppe

Auf dem Programm steht neben Gebeten und Gesang ein Teil Landeskunde. Die Besucher erfahren viel über das Land, den Nil als Strom des Lebens und die ägyptische Bevölkerung. „Das Thema Wasser leitet zu den Bibeltexten über“, sagt Deichsel. Eine passende Bibelstelle wird szenisch dargestellt. Darin gehe es um ein Gespräch zwischen Jesus und einer Samaritanerin, die sich an einem Brunnen begegnen.

Natürlich sind die Gebete an diesem kirchlichen Feiertag genauso etwas Besonderes wie das Thema an sich. „Wir beten alle miteinander und für die Menschen in Ägypten“, sagt Flemming.

Nach dem Gottesdienst sind die Besucher zu einem kleinen Imbiss eingeladen – mit ägyptischen Speisen wie Falafel oder einer Linsensuppe.

Für Pastor Kelm steht das Miteinander im Vordergrund: „Über Länder- und Kulturgrenzen hinweg beschäftigen sich Menschen mit dem Leben der Frauen in einem bestimmten Land.“ Das mache den Charakter des Tages aus. Früher sei es ein Tag nur für Frauen gewesen. „Heute ist die Planung immer noch Frauensache, aber auch Männer nehmen an dem Gottesdienst teil.“

Das Thema der Wasserströme ist nicht nur für Ägypten relevant. Pastor Kelm: „Ziel des Tages ist es, dass Menschen sich verbinden, die sonst nicht zusammenkommen würden.“

Der Gottesdienst in der Auferstehungskirche Oststeinbek (Möllner Landstraße 50) beginnt um 19Uhr.