Mit dieser Strategie will die Polizeiführung Einbrüche verhindern. Der Gewerkschaft reicht das allein nicht aus, sie fordert mehr Personal

Sandesneben. „Beim Massendelikt Wohnungseinbruchdiebstahl habe ich ein komisches Gefühl im Bauch“, sagte Manfred Börner, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, bei der Jahreshauptversammlung in Sandesneben und fügt im selben Atemzug hinzu: „Nämlich dann, wenn die Opfer wüssten, dass wir das Ganze nur verwalten. Die Fälle werden standardisiert bearbeitet, weil wir es einfach nicht mehr schaffen, dort zu ermitteln.“

Landespolizeidirektor Ralf Höhs kann die Kritik seiner Beamten nachvollziehen, spricht bei der Bekämpfung von Einbrüchen in Schleswig-Holstein dennoch von einer Erfolgsgeschichte. „Wir haben uns vor zwei Jahren das Ziel gesetzt, Einbrüche zu verhindern“, sagte der ranghöchste Polizist im Land. Seitdem sei die Zahl der versuchten Einbrüche deutlich gestiegen, was Höhs auf eine gute Präventionsarbeit seitens der Polizei zurückführt: Menschen schützten sich besser. „Auch ist die Zahl der Einbrüche in Schleswig-Holstein konstant geblieben, während sie in den Nachbarländern angestiegen ist“, sagte Höhs und sprach von einem Verdrängungseffekt.

Dass es diesen Effekt gibt, gehe auf das Konzept der Polizei zurück, während der dunklen Jahreszeit Gegenden, in denen sich Einbrüche häufen, als Gefahrengebiete auszuweisen. Die Polizei kann in solchen Wohnsiedlungen verdachtsunabhängige Kontrollen machen. Fällt den Beamten beispielsweise ein verdächtiges Fahrzeug auf, werden die Daten von Auto und Fahrer erfasst und in einer Datenbank gespeichert. Wird dieses Auto oder werden die Insassen in einer anderen Gegend mit einer Straftat in Verbindung gebracht, können die Ermittler ein Bewegungsprofil erstellen. Diese Datenbank bezeichnet Ralf Höhs als das „Gehirn der Polizei“. Was in Hamburg jüngst für großen Ärger gesorgt hat, ist in Stormarn längst Alltag: Nahezu das gesamte Kreisgebiet wurde in den vergangenen drei Jahren immer zwischen November und Februar als Gefahrengebiet ausgewiesen.

Doch der Gewerkschaft der Polizei reicht das nicht aus. „Viele Taten können wegen fehlender Beamten nicht richtig bearbeitet werden“, so Gewerkschafter Börner. Der Polizei fehlen 160 Stellen und dennoch soll jetzt weiter gekürzt werden. Bis 2020 sollen weitere 122 Stellen wegfallen. Doch wo soll die Polizei noch kürzen? Das wollten die Beamten von ihrem Chef wissen.

In der Lübecker Leitstelle kommt es immer noch zu Pannen

Der hat jetzt Prüfaufträge veranlasst. Es soll berechnet werden, wie viel Zeit und Personal bei der Wasserschutzpolizei, der IT-Abteilung und der Spezialisierten Verkehrsüberwachung gebraucht wird. „Jedoch sehe ich es als gefährlich an, Stellen in der IT-Abteilung zu kürzen“, sagt Höhs. Denn insbesondere die Technik sorgt bei vielen Beamten für Unmut. „Seit drei Jahren gibt es schon die Regionalleitstelle in Lübeck“, sagte ein Mitarbeiter dieser Notrufzentrale bei der Versammlung und fügte verärgert hinzu, dass es vor wenigen Tagen erneut zu technischen Pannen gekommen sei. „Wird es Verbesserungen geben?“, möchte der Beamte von Höhs wissen. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Fest steht aber, dass sich die Anzahl der Fehlermeldungen deutlich verringert haben, leider ist diese aber auch noch weit von der Null entfernt“, gab Höhs zu.

Wenig Verständnis haben die Beamten deswegen auch für ein neues Projekt, alle Dienststellen in Schleswig-Holstein mit Internettelefonie (Voice over IP) auszustatten. „Bei uns läuft doch noch nicht einmal der Digitalfunk“, sagte ein Polizist aus Barsbüttel verärgert.

Im Sommer möchte Landespolizeidirektor Höhs mit der Landesregierung über den Wegfall der Arbeitsplätze sprechen. Höhs: „Wir alle wollen aber doch dasselbe – das größtmögliche Maß an Sicherheit für unsere Bürger und die Kollegen.“