Programm des Ahrensburger Heimgarten-Gymnasiums erleichtert Schülern Schwerpunktsetzung für die Oberstufe

Ahrensburg. Nina Wettlaufer macht große Augen. Die 14-Jährige Schülerin des Ahrensburger Gymnasiums Am Heimgarten ist erstaunt, dass sie sich für das Profil Sprachen in der Oberstufe entscheiden sollte. Das jedenfalls hatte die Auswertung ihrer Antworten auf 63 Fragen des Profil-o-maten ergeben. Dabei handelt es sich um einen Online-Fragebogen ähnlich dem Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung, mit dem Benutzer herausfinden können, mit welchem Parteiprogramm ihre politischen Ansichten die größte Schnittmenge aufweisen. Oberstufenleiterin Ulrike Graeber gibt denn auch unumwunden zu, sich bei der Konzipierung des Profil-o-maten daran orientiert zu haben.

Sinn und Zweck des Computerprogramms, das Graeber zusammen mit ihren Kollegen Dedo Müller, Britta Beyer und Marcus Rehbein entwickelt hat: Bei den Schülern einen „Denkprozess in Gang setzen, der sich in einer späteren Wahl des Profils niederschlägt“, sagt Graeber. Das Profil kennzeichnet den Unterrichtsschwerpunkt in den Abiturklassen und auch bei der Abiturprüfung. Oftmals werden durch die Wahl bereits die Weichen für die weitere berufliche Laufbahn der Schüler gestellt. Einige wenige Schüler konnten den Profil-o-maten vorab schon testen.

Die Fragen oder zu bewertenden Aussagen beziehen sich keineswegs nur auf die Zeugnisnoten der Neuntklässler, sondern auch auf deren Hobbys und Interessen sowie Berufswünsche. „Ich möchte später mein Wissen über fremde Kulturen in internationalen Organisationen oder Firmen einbringen“, lautet beispielsweise ein Statement. Auf einer Skala von 1 bis 4 müssen die Schüler nun festlegen, wie weit dies auf sie zutrifft. Wer angibt, dies treffe voll und ganz auf ihn oder sie zu, bekundet damit verstärktes Interesse am Sprachprofil.

Allerdings mag manch Benutzer meinen, er äußere damit auch Interesse an Geografie – ein Gebiet, für das sich Nina Wettlaufer nach eigener Auskunft wirklich begeistert. Mag sein, dass sie auch deshalb von dem Ergebnis des Programms überrascht wurde. Nachgehen kann sie dem in einem persönlichen Gespräch mit Graeber oder einem ihrer Kollegen. Das sollte ohnehin jeder Schüler. So steht denn auch auf der Website: „Der Profil-o-mat ersetzt keine Beratung durch einen Fachlehrer oder die Oberstufenleitung.“

Die meisten Schüler erhalten freilich ein Ergebnis, dass ihren Erwartungen entspricht und damit ihre Selbsteinschätzung bekräftigt. Auch solch ein Ergebnis hilft bei der Wahl des Profils. Für Julian Fouquet etwa war schon vorher klar, dass er das Physikprofil für die Oberstufe wählen wird. Und genau das hat ihm auch der Profil-o-mat empfohlen. Dabei gab der 16-Jährige beispielsweise an, sich sehr für Astronomie zu interessieren, bekannte aber unter anderem auch, nicht ins Theater zu gehen.

Angezeigt wird ihm dies zum einen durch sechs blaue Balken. Am höchsten ist der für Physik. Niedriger fallen jene für die Fächer Biologie, Wirtschaft und Politik, Geschichte, Geografie und Sprachen aus. Darunter zeigen drei weitere Grafiken, ob die Schwerpunkte des Interesses, der schulischen Vorkenntnisse und des Berufswunsches wenigstens ähnlich oder sogar gleich sind. Das gibt einen Hinweis darauf, ob der Berufswunsch auch den Interessen und Fähigkeiten entspricht. Das Resultat können sich die Schüler ausdrucken.

Einige Schüler kritisieren, dass das Programm speziell auf die sieben Profile des Gymnasiums zugeschnitten ist. Beispielsweise Inken Steiner, die sich schon vorher für das Musikprofil entschieden hat, deshalb auch an die Anne-Frank-Schule in Bargteheide wechseln wird, die dieses Profil bietet. Andere bemängeln in einer Nachbesprechung mit Dedo Müller, dass nicht noch ein fünfter Bewertungsbutton für ihre Antworten zur Verfügung steht, sodass sie sich für die goldene Mitte entschieden könnten. „Das haben wir extra nicht gemacht, damit ihr euch für eine Seite entscheiden müsst“, entgegnet der Lehrer auf die Kritik.

Schulleiter Gerd Burmeister hat übrigens den elektronischen Fragegbogen auch ausgefüllt. Spitzenwerte habe er für die Fächer Wirtschaft-Politik und Geografie erreicht. „In etwa hatte ich auch damit gerechnet“, sagt der Schulleiter weiter. Studiert hat er allerdings Geografie und Biologie.