Stormarner SPD zeichnet Waltraut Biester-Blum, die gerade in Kamerun ist, aus. Tochter kommt als Stellvertreterin

Reinbek. „Ich kann von meiner Mutter noch viel lernen“, sagte Inga Blum, die bei der Verleihung des Olof-Palme-Friedenspreises im Schloss Reinbek die Auszeichnung für die diesjährige Gewinnerin Waltraut Biester-Blum entgegennahm. Die 65 Jahre alte Ammersbekerin konnte selbst nicht an der Ehrung teilnehmen, die alljährlich am Todestag des früheren Ministerpräsidenten von Schweden von der SPD Stormarn und der Walter-Jacobsen-Gesellschaft verliehen wird. Denn sie setzt sich derzeit für die Frauen und Kinder in Kamerun ein – das Engagement, für das sie jetzt ausgezeichnet wurde.

Seit 2002 ist die pensionierte Lehrerin regelmäßig in dem afrikanischen Staat zu Gast und hat dort ein Ausbildungszentrum für junge Frauen aufgebaut. Außerdem hat sich Biester-Blum 2012 dafür eingesetzt, dass ein Gymnasium mit 350 Schülern in dem Dorf Fontsa mit fließendem Wasser versorgt wird. In einem weiteren Projekt hat die Ammersbekerin Schulbücher für etwa 1000 Grundschüler organisiert.

„Es ist erstaunlich, was sie dort alles bewegt hat. Ich bewundere sie“, sagte ihre Tochter Inga Blum am Freitag bei der Dankesrede. Die 34-Jährige kennt die Probleme in Kamerun. Sie selbst hat in einem Waisenhaus als Entwicklungshelferin gearbeitet. „Ich habe mit den Frauen dort mit kaltem Wasser jeden Tag die Windeln der Babys gewaschen und Berge von Kartoffeln geschält. Ich weiß, wie wichtig die Arbeit der Frauen dort ist und wie lang und hart ihr Tag ist“, sagte Inga Blum.

Doch sie selbst konnte diese Arbeit irgendwann nicht mehr machen. „Die Korruption ist einfach zermürbend“, so Blum. Immer wenn es darum ging, etwas aufzubauen oder Probleme zu lösen, sei dies nur mit Bestechungsgeld möglich gewesen. „Doch meine Mutter hat es mit ihrer Art geschafft, viele Probleme zu lösen und kulturelle Hürden zu nehmen, die mir immer unüberwindbar erschienen“, sagt die Medizinerin und fügt hinzu: „Das möchte ich von ihr lernen.“

Ihr Ziel habe Waltraut Biester-Blum jedoch auch dadurch erreicht, dass sie in Deutschland viele Menschen einbezogen habe. „Sie hat beispielsweise Bekannte und Freunde gefragt, ob sie alte Nähmaschinen spenden können“, sagt Inga Blum. Mit den Maschinen, Schulbüchern und dem Trinkwasser habe ihre Mutter den Menschen in Kamerun eine Zukunft gegeben.

Dies war auch der Grund für das Kuratorium, den mit 1000 Euro dotierten Olof-Palme-Friedenspreis an die Ammersbekerin zu vergeben. Den zweiten Platz bekam das Ahrensburger Projekt „Wir sind Bürgerinnen und Bürger!“, das sich über 750 Euro freuen kann. Die ehrenamtlichen Mitglieder setzen sich dafür ein, dass für Menschen mit Behinderungen die Arbeits- und Bildungschancen verbessert werden und in der Schlossstadt Barrierefreiheit und Wohnmöglichkeiten geschaffen werden. Auch sollten Menschen mit Behinderung das politische Geschehen mitbestimmen können.

Projektmitarbeiter Achim Czeschka nahm dem Preis entgegen: „Eine Beteiligte sagte mir mal, dass das, was wir machen, gelebte Demokratie sei.“ Und genau darum geht es beim Olof-Palme-Friedenspreis. Gastredner und Innenminister Andreas Breitner (SPD) brachte die Werte, für die Olof Palme stand, auf den Punkt: Freiheit, Frieden und Demokratie.

Dafür setzen sich die Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit ein. „Und es ist wichtig, dieses Engagement auszuzeichnen und den Menschen dafür Anerkennung zu geben“, so Breitner, der hofft, dass durch Beispiele mehr Menschen angeregt werden. „Ich kenne die Ohne-Mich-Fraktion nur zu gut, die eine höfliche Distanz zum bürgerlichen Engagement aufgebaut hat“, sagte der Minister. Er betonte, wie wichtig Menschen seien, die sich in Vereinen, Verbänden oder gar außerhalb ihres Landes für andere einsetzten.