Im Quartier Gleisdreieck im Zentrum der Stadt entstehen sieben Häuser mit zusammen 160 Einheiten

Glinde. Wenn alles nach Plan läuft, könnte Glinde im Jahr 2016 einen Schub im sozialen Wohnungsbau bekommen. Gestern stellte Bürgermeister Rainhard Zug mit seinen Experten, dem Stadtkämmerer Norbert Grunert und der Stadtplanerin Verena Wilmes, sowie dem Projektentwickler Hartmut Thede als Vertreter des Wohnungsbauunternehmens Semmelhaack erste Pläne für die Bebauung Areal des Alten Gleisdreiecks zwischen Möllner Landstraße, Am Sportplatz und Schrödersweg vor. Geplant sind 160 Wohnungen auf dem etwa 2,1 Hektar großen Areal. 50 Prozent davon könnten öffentlich gefördert werden und würden damit dem in der Stadt dringend benötigten sozialen Wohnraum zugute kommen.

Der Bedarf ist gegenwärtig schon hoch, doch er wird rasch noch wachsen. Zurzeit sind bei der Glinder Wohnungsvermittlungsstelle ungefähr 300 Wohnungssuchende gemeldet. Die Stadt verfügt über einen Bestand von 663 geförderten Wohnungen. 593 davon sind öffentlich geförderte Sozialwohnungen. Die übrigen 70 werden über den sogenannten zweiten Förderweg vergeben, das Einkommen der Bewohner darf 40 Prozent höher als beim ersten Förderweg sein. Doch dieses Angebot wird rapide schrumpfen. Nach dem 1. Juli dieses Jahres fallen 442 Wohnungen aus der Belegungsbindung, sind also gewissermaßen dem Zugriff der Stadt entzogen. 2018 entfällt für das Gros auch die Mietpreisbindung, sodass sie für viele Geringverdiener nicht mehr bezahlbar sein werden.

Nicht nur deshalb ist in Glinde Eile geboten. Zum raschen Handeln drängt auch das Wohnraumprogramm der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung, die in diesem Jahr für ihre „Offensive für bezahlbares Wohnen“ 50 Millionen Euro für Städte und Kommunen im Hamburger Umland zur Verfügung stellt. „Bis Ende 2014 müssen wir es schaffen, Geld zu beantragen, damit wir von den Sondermitteln aus diesem Topf profitieren“, sagte Bürgermeister Zug.

Das bedeutet ein sportliches Tempo. Am 22. Mai sollen der Stadtvertretung bereits der Aufstellungsbeschluss und der städtebauliche Vertrag zur Abstimmung vorgelegt werden. Vorher müssen noch einige Details im Bauausschuss geklärt werden. Und die Glinder, insbesondere natürlich die Anwohner, sollen von Anfang an in die Planung einbezogen werden. Hierbei spielt die kürzlich gemachte Erfahrung mit den aufgebrachten Anwohnern der Mühlenstraße eine Rolle. Die hatten sich unzureichend informiert gefühlt, als sie für die Sanierung ihrer Straße zur Kasse gebeten werden sollten. Die Gemüter beruhigten sich, als Verwaltung und Politik im Bauausschuss größtmögliche Transparenz durch Aufklärung nachholten. Für das Bauprojekt Gleisdreieck gibt es am 18. März um 19 Uhr eine erste Informationsveranstaltung im Festsaal des Marcellin-Verbe-Hauses.

Die Planung des Investors Semmelhaack sieht sieben Gebäude auf dem Areal vor: zwei viergeschossige zur Möllner Landstraße hin, weitere fünf verteilen sich dahinter über das Gelände. Die Wohnungsgröße könnte entsprechend den Zielgruppen – kleine Familien, Singles und ältere Menschen – 50 bis 75 Quadratmeter betragen. Ein Fahrrad- und Wanderweg soll als Grünstreifen das neue Quartier vom Schrödersweg lärmberuhigend abgrenzen. Er könnte als Verbindungsweg dafür sorgen, dass das zentral gelegene Gleisdreieck als städtischen Raum zusätzlich belebt wird. „Wir hätten ein Quartier im Herzen der Stadt und eine Anbindung an die Stadt, ohne dass man das Auto benutzen muss“, sagte Rainhard Zug. Für die Autos der Bewohner sind 70 Plätze. Für die Möllner Landstraße wird zurzeit geprüft, welche Baumaßnahme für das verstärkte Verkehrsaufkommen und insbesondere die Linksabbieger die beste ist, um den Verkehr fließend zu erhalten.

Die Vermietung wird der Investor Semmelhaack selbst übernehmen. Das Wohnungsunternehmen aus Elmshorn ist in Glinde bereits Bauherr, Eigentümer und Vermieter von 54 Wohnungen in der Avenue San Sebastien und beginnt demnächst auf dem Gelände der Gärtnerei Diesing mit dem Bau des Wohnparks „Alte Gärtnerei“.

Verwaltung und Politik sind beim Projekt Gleisdreieck auf Harmonie gestimmt. „Im Bauausschuss sind wir uns fraktionsübergreifend einig, dass wir das Projekt unterstützen“, sagt Stefan Nowatzki (CDU), Vorsitzender des Ausschusses. Sein Stellvertreter Peter Michael Geierhaas von der SPD hält zwar noch einige Nachbesserungen für notwendig, damit alle Belange berücksichtigt werden. „Doch inhaltlich sind wir uns im Großen und Ganzen einig.“