Drei Zwölfjährige zünden Strohballen in Hammoor an. Für Brandserie in Ahrensfelde sind sie wohl nicht verantwortlich

Hammoor. Hübsche Einfamilienhäuser stehen an der schmalen Wohnstraße, auf der ein Schulbus hält. Kinder mit bunten Ranzen steigen aus. Auf einer Weide grasen Kühe. Alles wirkt so, als sei die Welt in der Wohnsiedlung am Lohweg in Hammoor in Ordnung. Doch der beißende Geruch von kaltem Rauch liegt in der Luft und versetzt die Bewohner in Entsetzen. Denn es sind drei Kinder aus dem Dorf, die am Sonntagnachmittag auf einem Feld eine Strohmiete angezündet haben.

400 Ballen gingen in Flammen auf. Feuerwehrleute aus Hammoor und Tremsbüttel konnten die auf einer Fläche von etwa 600 Quadratmetern gestapelten Strohballen nicht mehr retten. Die Einsatzkräfte ließen sie kontrolliert abbrennen und verhinderten, dass die Flammen auf Knicks übergriffen.

Bereits in den vergangenen Wochen hatten immer wieder Strohmieten im Ahrensburger Ortsteil Ahrensfelde gebrannt. Einen Zusammenhang mit dem jüngsten Feuer sehen die Beamten der Ahrensburger Kriminalpolizei jedoch nicht. „Dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte“, sagt der Kripo-Beamte Michael Metzler. Eine Anwohnerin hatte die zwei Mädchen und einen Jungen, alle zwölf Jahre alt, am Sonntag auf dem Feld beim Spielen beobachtet. Kurze Zeit später brannte die Strohmiete. Weil die Zeugin eines der Kinder kannte, suchten Polizisten die Familien auf. Die Zwölfjährigen gestanden die Tat. „Die wissen doch gar nicht, was sie machen. Was geht bloß in den Köpfen der Kinder vor?“, fragt ein Anwohner, 67, der über die Brandstiftung entsetzt ist. Auch ein Ehepaar, das in der Nähe der Brandstelle wohnt, ist fassungslos: „Ihnen ist bestimmt nicht bewusst, was sie angerichtet haben.“

Die Polizei schätzt den Schaden auf etwa 12.000 Euro. Die genaue Summe muss jetzt ein Sachverständiger der Feuerversicherung ermitteln, der am Montag Fotos von den qualmenden Resten auf dem Feld machte. Die Strohmiete gehörte einem Pferdebauern aus Hammoor. „Er ist schon zum zweiten Mal Opfer von Brandstiftern geworden“, sagt Jürgen Griebel. Der Versicherungsmakler musste bereits vor einem Jahr die Reste einer Strohmiete an der A1 inspizieren. „Der Eigentümer braucht das Stroh für die Tiere auf seinem Pferdehof“, sagt Griebel.

Zwar werde die Versicherung des Eigentümers für den Schaden zunächst aufkommen, jedoch muss geprüft werden, ob die Eltern der Kinder in Regress genommen werden können. Sollten sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben, könnte die Feuerversicherung das Geld von ihnen beziehungsweise ihren Haftpflichtversicherungen fordern. „Auch wenn die Einsichtsfähigkeit gegeben war und die Kinder wussten, welche Folgen ihr Handeln haben kann, zahlt die Haftpflichtversicherung“, sagt Alina Schön, Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Sollte die Einsichtsfähigkeit nicht gegeben sein, müssen die Eltern nicht zahlen (BGB, Paragraf 828).

Um dies jedoch zu klären, muss die Polizei jetzt feststellen, wer von den Kindern das Feuer gelegt hat. Ferner ist zu klären, ob sie Benzin benutzt haben. Denn auf dem Feld fand die Polizei einen leeren Kanister. Mit einem Strafverfahren müssen sie nicht rechnen. Sie sind nicht strafmündig.

Michael Schulte-Markwort, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Hamburger Universitätsklinikum, sagt aber: „Es muss den Kindern klargemacht werden, dass eine Grenze überschritten worden ist. Es geht aber nicht primär um eine Bestrafung. Eltern sollten die Kinder so offen wie möglich über alle Aspekte der Tat sprechen lassen.“

Der Professor, in dessen Klinik derzeit auch der 13-jährige Junge betreut wird, der für den Tot einer Pakistanerin und ihrer Kinder in Hamburg-Altona verantwortlich ist, versucht das Verhalten der Kinder zu erklären: „Vom Feuer geht eine ungeheure Faszination aus. Deswegen ist es nicht ungewöhnlich, dass Kinder in dem präpubertären Alter zündeln.“ In der Regel bekämen Kinder einen Schreck über das, was sie angerichtet haben. Eine Nachahmer-Tat im Hinblick auf die Brände in Ahrensfelde hält er für eher unwahrscheinlich.