21 Jahre alter Ahrensburger spionierte per E-Mail Daten aus und bot Ware bei eBay zum Verkauf an

Ahrensburg. Er wirkt erleichtert, atmet befreiend aus. Doch von Freiheit wird Jannik B. (Name geändert) die nächsten zwei Jahre nicht viel spüren dürfen. Denn ein Jugendrichter in Ahrensburg hat ihn am Donnerstag zu zweieinhalb Jahren Haft wegen Internetbetrugs und diverser anderer Verbrechen verurteilt. Offenbar hatte der 21-Jährige aus Ahrensburg mit einer höheren Strafe gerechnet. Die Staatsanwaltschaft forderte für die 209 Taten, mit denen B. einen Schaden von mehr als 30.000 Euro angerichtet hat, drei Jahre Gefängnis. Sie begründete diesen Antrag vor allem damit, dass B., sobald er „auf freien Fuß kommt, sofort wieder Straftaten begehen würde“.

Der Richter sah es genauso. „Das Gefängnis ist zwar nicht die beste Umgebung für sie, aber es ist eine computerfreie“, sagte er. Denn das Internet nutze der junge Mann für seine Betrugstaten. Zunächst bot er zwischen 2011 und 2012 beim Online-Auktionshaus eBay technische Geräte zum Verkauf an. Die Kunden mussten Vorkasse leisten. Auf die Ware warten 71 Käufer bis heute. Um seine Spur zu verwischen, eröffnete der Ahrensburger bei der Postbank ein Konto mit gefälschter Identität.

Zwar bekamen Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) im April 2012 einen anonymen Hinweis auf den eBay-Betrug, und hiesige Polizisten beschlagnahmten seinen Computer. Doch dann passierte von Seiten der Behörden nichts, und Jannik B., der sich das Computerwissen selbst beigebracht hat, wurde sogar immer professioneller.

Polizei nimmt den randalierenden Jannik B. im Flugzeug fest

Im Frühjahr 2013 verschaffte er sich Zugang zu Firmenservern, um dort Kundendaten zu stehlen. Ein bereits verurteilter Mittäter baute eine gefälschte Internetseite des Online-Bezahlsystems PayPal. B. verschickte an die 100.000 gestohlenen E-Mail-Adressen Phishing-Nachrichten mit dem Link zu der Seite, auf der Kunden ihre Kreditkartendaten angeben mussten.

Erst als das BKA eineinhalb Jahre nach dem ersten Hinweis erneut vor B. warnt, kommen die Ermittlungen wieder ins Rollen. Jedoch ist B. verzogen und nicht ausfindig zu machen. Ein Eintrag bei Facebook bringt die Beamten auf die Spur von B., der gepostet hat, dass er sich auf seine Reise nach Fuerteventura freue. Die Festnahme erfolgte dann früher als erwartet: Weil er auf dem Rückflug schrie, dass die Maschine abstürzen und alle sterben werden, er Passagiere beleidigte und einem sogar einen Faustschlag ins Gesicht verpasste, wurde er kurz nach der Landung im Flugzeug festgenommen. Auch für diese Tat wurde B. verurteilt.

Dieses Verhalten führte ein Sachverständiger auf seine Flugangst zurück. Der Gutachter, der eine ADHS-Erkrankung (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) diagnostizierte, bezeichnete Jannik B. als sehr intelligent. Zu diesem Ergebnis kam auch das Gericht. „Es ist anzumerken, mit welcher Raffinesse sie sich gesteigert haben“, so der Richter. Der Angeklagte mit der leichten Akne im Gesicht zeigte Reue: „Ich weiß, dass ich für das, was ich getan habe, bestraft werden muss.“ Im Gefängnis macht B. derzeit per Fernstudium sein Abitur. Denn er möchte Wirtschaftsinformatiker werden.