Mammobil in Ahrensburg: Teilnehmerquote an Brustkrebs-Untersuchungen steigt seit 2007 von 38 auf 55 Prozent

Ahrensburg. Der große graue Lkw-Anhänger mit dem pink- und rosafarbenen Symbol ist nicht zu übersehen. Das Mammobil – die mobile Röntgeneinheit des Mammografiescreening-Programms – steht in Ahrensburgs Innenstadt an der Großen Straße. Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren können dort im Krebsvorsorgeprogramm alle zwei Jahre ihre Brust untersuchen lassen.

Jede Frau in dem genannten Alter bekommt eine Einladung mit einem Untersuchungstermin. Geburtsdatum und Anschrift erhält das zuständige Screeningzentrum von den örtlichen Einwohnermeldeämtern. Wenn das Mammobil dann im jeweiligen Einzugsgebiet haltmacht – so wie seit dem Weltkrebstag am 4. Februar in Ahrensburg –, können die eingeladenen Frauen die kostenlose Früherkennungsuntersuchung in Anspruch nehmen. „Es kommen von Mal zu Mal mehr Frauen. Das ist sehr erfreulich“, sagt Mammobil-Röntgenassistentin Sylvana Renk.

Den Trend bestätigt Dr. med. Susanne Wulff, programmverantwortliche Ärztin im Screeningzentrum Lübeck. „Die Teilnahmebereitschaft im Kreis Stormarn ist seit der Ersteinladung von 38 Prozent auf aktuell 55 Prozent gestiegen.“ Insgesamt haben seit Beginn des Screenings im Jahr 2007 knapp 50.000 Frauen aus Stormarn teilgenommen.

Allerdings schwankt die Teilnahmequote von Gemeinde zu Gemeinde. In Ahrensburg kamen 2008 knapp unter 40 Prozent aller eingeladenen Frauen. Jetzt sind es fast 50 Prozent. „In Barsbüttel waren es diesmal sogar mehr als 60 Prozent“, sagt Renk. Ihre Kollegin Beatrix Philip ergänzt: „Wie viele Frauen zur Mammografie kommen, hängt unter anderem von der Infrastruktur und der Mobilität ab.“ Einige der eingeladenen Frauen seien zudem bereits erkrankt und bräuchten kein Screening mehr. Andere ließen sich wiederum woanders kostenpflichtig untersuchen.

Betreut werden die Frauen im Mammobil von speziell für das Screening-Programm ausgebildeten Röntgen-Fachkräften wie Sylvana Renk. Sie sagt: „Wir machen von jeder Brust zwei Aufnahmen und beurteilen die technische Güte der Bilder.“ In den darauffolgenden Tagen prüfen zwei Ärzte die Röntgenbilder unabhängig voneinander. Den Befund bekommen die untersuchten Frauen dann eine Woche bis zehn Tage später per Post nach Hause geschickt.

Helga Säuberlich, 68, geht seit dem Start des Programms regelmäßig zum Ahrensburger Mammobil. „Früher bin ich nur alle vier bis fünf Jahre zur Früherkennung gegangen, jetzt lasse ich mich alle zwei Jahre untersuchen“, sagt die Ahrensburgerin.

Das sehen die Programmverantwortlichen und Fachkräfte vor Ort als großen Vorteil an dem Screening-Programm. Die Frauen werden an die Untersuchung erinnert und müssen sich nicht einmal um einen Termin kümmern. „Sie gehen in kürzeren Abständen zur Vorsorge“, sagt Beatrix Philip, „und mindern somit das Risiko, erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert zu werden“.

Der aktuelle Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung und Barmer GEK kritisiert dagegen, dass der Nutzen der Untersuchung überschätzt werde und über die Risiken etwa durch falsche Positivbefunde nur wenig bekannt sei. Überdies schreiben die Autoren des Berichts, jede zweite Frau sei falsch oder unzureichend informiert, wenn es um Früherkennung von Brustkrebs oder Mammografiescreening gehe. So glaubten 30 Prozent der Frauen, dass die bloße Teilnahme am Screening Brustkrebs verhindere. Bei der Aufklärung über Nutzen und Risiken gebe es demnach noch Verbesserungsbedarf.

Für Rentnerin Säuberlich ist es der letzte Screening-Termin. Wenn das Mammobil in zwei Jahren wieder nach Ahrensburg kommt, wird sie schon 70 sein und somit nicht mehr zur teilnahmeberechtigten Gruppe gehören. Darüber ist sie enttäuscht. „Ich würde gerne weiterhin zur kostenlosen Früherkennung gehen. Mit 70 kann ich immer noch Krebs bekommen.“

Die Altersspanne von 50 bis 69 Jahren sei nicht willkürlich gewählt, sondern erfasse eine Risikogruppe, erläutert Röntgenassistentin Philip. „Ab 70 Jahren sinkt die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu sterben.“