Christdemokraten unterstützen Büroleitenden Beamten aus dem Rathaus im Bürgermeisterwahlkampf

Reinbek. Im Herbst vergangenen Jahres haben sie sich zum ersten Mal Gedanken über die Personalie gemacht, ein Dutzend Personen auf der Liste gehabt, mit vier von ihnen seit Januar Gespräche geführt – übrig geblieben ist der parteilose Jürgen Vogt-Zembol, 54. Er ist der Mann, den die Reinbeker CDU im Bürgermeisterwahlkampf unterstützt. Darauf haben sich Vorstand und Fraktion einstimmig geeinigt. Das letzte Wort hat zwar die Mitgliederversammlung am kommenden Montag. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Büroleitende Beamte im Reinbeker Rathaus bei der entscheidenden Abstimmung durchfällt.

„Wir kennen Vogt-Zembol durch seine Tätigkeit im Rathaus sehr gut, hatten als Kommunalpolitiker viele Berührungspunkte mit ihm“, sagt Patrick Ziebke, Vorsitzender der Reinbeker CDU. „Er hat gute Arbeit geleistet und versteht es, die verschiedenen Gruppen, also Verwaltung, Politik und die Bürger, bei den Themen mitzunehmen.“ Durch seine langjährige Erfahrung in der Verwaltung sei er prädestiniert für das Amt des Bürgermeisters.

Vogt-Zembol wurde in Neumünster geboren und lebt mit seiner Frau in Bergedorf. Er hat in in Bremen und Hamburg Biologie studiert. Nach dem Diplom arbeitete er in einem Labor für Lebensmittel- und Umweltanalytik. „Ich wollte aber immer unmittelbar etwas für den Bürger tun“, sagt der zweifache Familienvater, dessen Söhne schon aus dem Haus sind. Deshalb wechselte er vor genau 25 Jahren in die Verwaltung. Angefangen hat er als Sachbearbeiter im Reinbeker Umweltamt, 1992 übernahm er dessen Leitung. 2010 beförderte ihn Bürgermeister Axel Bärendorf zum Büroleitenden Beamten – und damit zu seinem Stellvertreter bei internen Angelegenheiten. Bärendorf: „Vogt-Zembol ist eine Integrationsfigur, die bei allen Fraktionen hohes Ansehen genießt. Er redet den Leuten nicht nach dem Mund und ist zielstrebig.“

Wie jetzt sein Mitarbeiter wurde auch Bärendorf bei seiner Wahl zum Reinbeker Bürgermeister 2008 von der CDU unterstützt. Aus anfänglicher Begeisterung ist auf allen Seiten inzwischen Enttäuschung geworden. Weil ihm der Rückhalt aus der Politik fehle, kündigte Bärendorf bereits im November vergangenen Jahres seinen Rückzug nach nur einer Amtsperiode an. Unter anderem hatte ihm der Streit um die Standortsuche nach einer neuen Feuerwache für die Reinbeker Ortswehr arg zugesetzt. Vogt-Zembol hat den schwierigen Prozess der Entscheidungsfindung bis zur Einigung unter Vermittlung von Landrat Klaus Plöger genau verfolgt. Er sagt diplomatisch: „Das hat alle Seiten Energie gekostet.“ Dass die Politik ihn zerreiben könnte, davor habe er aber keine Angst.

CDU-Politiker Ziebke beschreibt den Kandidaten als „sehr ausgeglichen, der zudem sehr gut moderieren kann“. Er setze darauf, dass Vogt-Zembol im Falle eines Wahlsieges am 25. Mai als eine Art Klammer fungiere, die bei Problemen alle Gruppen zügig an einen Tisch bringe.

Für den Diplom-Biologen Vogt-Zembol ist die Kommunikation ein zentraler Punkt seines beruflichen Wirkens: „Es geht mir ausschließlich um sachbezogene Diskussionen.“ Er schätze die hohe Aufgabenvielfalt und Verantwortung, die ein Bürgermeister habe. Über seine Schwerpunkte im Wahlkampf will er noch nichts verraten. Ohnehin ist der Beamte kein Mann der lauten Töne. Zu seinen Vorzügen sagt er nur: „Ich habe Führungs- und Verwaltungserfahrung sowie Ortskenntnisse.“

Ob er noch von weiteren Parteien unterstützt wird, will Vogt-Zembol in den kommenden Wochen abklopfen. Bei den Grünen hat er sich bereits vorgestellt. Die Sache sei ergebnisoffen. Gespräche mit der FDP und Forum 21 stehen noch an. Bei der SPD kann Vogt-Zembol nicht mehr landen. Fraktion und Vorstand haben sich für den Wentorfer Björn Warmer, 38, der Parteimitglied und derzeit Justiziar in Schwarzenbek ist, als ihren Kandidaten ausgesprochen. Heute soll die Personalie auf der Mitgliederversammlung beschlossen werden.

Reinbeks Bürgermeister Bärendorf: „Es ist beiden Parteien gelungen, hervorragende Kandidaten zu gewinnen: Ich kenne und schätze beide.“ Sie seien befähigt, dieses Amt auch auszufüllen. „Ich weiß nicht, wem ich die Daumen drücken soll.“ Als dritter Kandidat und bewusst unabhängig tritt Lars Bardua, Leiter der städtischen Kindertagesstätte Schulstraße, an. Zuvor muss er noch 155 Unterschriften sammeln.