Firma verschickt Briefe und verspricht einen Gewinn. So werden Stormarner auf Verkaufsveranstaltungen gelockt

Ahrensburg. Sie versuchen seriös zu wirken, versprechen einen Gewinn von 300 Euro. Doch hinter dem Schreiben, dass derzeit viele Stormarner in ihren Briefkästen finden, verbirgt sich ein fragwürdiges Unternehmen, das ältere Menschen zu Kaffeefahrten lockt. Den versprochenen Gewinn gibt es dort nicht – stattdessen überteuerte Ware, wie Kriminalhauptkommissar Michael Metzler weiß.

Der Ahrensburger Beamte kennt die Masche der dubiosen Anbieter. „Die Briefe sind sehr trickreich geschrieben“, sagt Metzler. Derzeit verschickt eine Firma mit dem Namen Kontenverwaltungszentrum Schreiben mit Gewinnversprechen an Stormarner. „Allerdings steht dort auch, dass der Gewinn verrechnet wird und es eine Auszahlung nicht gibt“, berichtet der Ahrensburger Polizist.

Die Nächste Kaffeefahrt ist für Donnerstag, 27. Februar, geplant

Deswegen kann die Polizei dem Unternehmen auch nicht Betrug vorwerfen. Dennoch bleibe die Firma fragwürdig, denn auf dem Brief steht weder ein Kontakt, noch wissen die vermeintlichen Gewinner, wohin sie gefahren werden, um den Gewinn einzustreichen. Auf einer Antwortkarte sind lediglich Bushaltestellen gelistet, an denen die Teilnehmer eingesammelt werden. Laut aktuellem Schreiben wird ein Reisebus am Donnerstag, 27. Februar, an zwei Bushaltestellen in Bargteheide und einer in Ammersbek sowie fünf in Hamburg stoppen und Fahrgäste mitnehmen. Zwar kann die Polizei dies nicht verhindern oder die Verkaufsveranstaltung auflösen. Dennoch wollen die Beamten Präsenz zeigen und deutlich machen, dass die Betreiber beobachtet werden.

Wie zuletzt am Montag, 17. Februar: Ein Reisebus stoppte in Ahrensburg und Großhansdorf. Polizisten postierten sich in der Nähe mit einem Streifenwagen. Nur in Ahrensburg stieg ein Teilnehmer ein. „Das zeigt, dass manche Menschen offenbar aufgeklärt sind“, so der Kriminalbeamte. Dennoch versuchen es die Betreiber solcher Kaffeefahrten immer wieder. Sie wissen, dass einige Senioren die Gesellschaft und die Unterhaltungen mit Gleichaltrigen auf solchen Veranstaltung genießen. „Dass die Leute über den Tisch gezogen werden, scheint ihnen egal zu sein“, sagt Michael Metzler. Beispielsweise hatte ein Polizist vor einigen Jahren versucht, Verkaufsveranstaltungen zu verhindern. „Er wurde von den Betreibern und von Teilnehmer angegriffen“, erinnert sich der Beamte.

Ferner lohne sich das Geschäft, weil die Hintermänner offenbar bundesweit agieren. So warnt die Verbraucherzentrale in Berlin vor der Kontenverwaltungszentrale. Auch der Lahn-Dill-Kreis in Hessen klärt auf seiner Homepage über die Machenschaften des Unternehmens auf. „Wir haben überprüft, ob es die Firma überhaupt gibt und festgestellt, dass sie nicht im Handelsregister eingetragen ist“, sagt Verwaltungsdirektor Reinhard Strack-Schmalor. Deswegen recherchierte die Behörde auch bei der Post. Denn auf jeder Antwortkarte ist ein Postfach angegeben. „Die Firma die dort hinterlegt ist, gibt es aber nicht“, sagt Strack-Schmalor.

Somit werden die Verkaufsveranstaltungen auch nicht bei der Ordnungsbehörde angemeldet. „Dies ist auch der Grund, warum auf den Briefen nie steht, wo die Preisübergabe ist“, so der Verwaltungsdirektor. So könne die Behörde im Vorwege eine solche Veranstaltung nicht untersagen. Wenn nämlich nicht bekannt ist, wohin es geht, weiß auch niemand welche Kommune dafür zuständig ist – und das machen sich die Betreiber zu Nutze.

Auch Verbraucherschützer warnen vor dubiosen Reisen-Angeboten

Auch die Verbraucherzentrale in Hamburg kennt das Vorgehen der fragwürdigen Firma. „Wir können nur an die Menschen appellieren, nicht an der Fahrt am Donnerstag teilzunehmen“, sagt Julia Rehberg, die weiß, dass dort minderwertige Ware oder Reisen angeboten werden. „Während der Reisen sind die Menschen dann oft gezwungen, an weiteren Verkaufsveranstaltungen teilzunehmen“, sagt die Mitarbeiterin der Verbraucherschutzzentrale.

Michael Metzler warnt Betroffene ebenfalls vor der Fahrt am Donnertag. Außerdem appelliert der Ahrensburger Kriminalbeamte an Menschen, die an solchen Fahrten teilgenommen haben und das Gefühl haben, dort betrogen worden zu sein, sich sofort bei der Polizei zu melden. „Viele würden dies aus Scharm nicht machen“, sagt Metzler. Doch nur dann habe die Polizei eine Möglichkeit, strafrechtlich gegen die Hintermänner vorzugehen.

So wie zum Beispiel die Beamten in Halle in Sachsen-Anhalt. Polizisten und Vertreter der Staatsanwaltschaft stürmten dort vor etwa zwei Wochen in einem kleinen Dorf eine Verkaufsveranstaltung und beschlagnahmten die Laptops der Betreiber. Gegen die Männer wird jetzt ermittelt.