Dirk Dörwald hilft den Bürgern ehrenamtlich beim Kampf mit Formularen

Bargteheide. Er hat mehr als 40 Jahre in der Hamburger Steuerverwaltung gearbeitet. Nun ist Dirk Dörwald im Ruhestand und hat zu viel Freizeit. „Na ja, ganz so ist es auch nicht“, sagt der 65-Jährige Ammersbeker und lacht. Dabei ist es ihm durchaus ernst. Er möchte sich für die Gesellschaft engagieren und seine neue Freiheit auch für andere nutzen. Die Bürgerstiftung Region Ahrensburg hatte da einen Tipp für ihn. Dörwald sagte sofort Ja. Jetzt ist er Bargteheides erster Behördenlotse.

„Ich schmeiß’ mich rein“, sagt Dirk Dörwald. „Nächste Woche geht es los.“ Künftig wird er jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr im Bargteheider Rathaus auf „Kundschaft“ warten und Menschen durch den Behördendschungel führen. Er wird Bescheide erklären, beim Ausfüllen von Formularen helfen, an die zuständigen Stellen vermitteln und die Bürger auch beim Besuch von Ämtern begleiten. Und Dörwald wird zuhören, moralische Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Alles absolut vertraulich und unentgeltlich.

„Ich freue mich, dass Bargteheide wieder ein neues Angebot für die Bürger hat und eine Lücke geschlossen wird“, sagt Bürgermeister Henning Görtz. Zu verdanken ist das Gabriele Abel. „Es kamen Frauen mit Waschkörben voll unerledigter Papiere zu mir “, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Ihr wurde klar: Hier besteht Bedarf.

Ein Gespräch mit Regina Tretter von der Freiwilligen-Agentur der Bürgerstiftung Region Ahrensburg brachte die Lösung. Sie schaute sich um und entdeckte den passenden Kandidaten. „Dirk Dörwald ist ein Glücksfall“, sagt Tretter. „Er ist hoch motiviert und bringt die Qualifikation mit.“

Nicht ganz, schränkt Dörwald ein. „Was Behördengänge angeht, hatte ich null Erfahrung“, sagt der 65-Jährige, der sofort mit der Internetrecherche begann, mit den Oldesloer Behördenlotsen sprach und mit der Teamleiterin des Jobcenters Ahrensburg Kontakt aufnahm. „Mein Hauptaugenmerk wird auf den Hartz-IV-Anträgen liegen“, sagt Dörwald. „So ein Antrag umfasst 18 Seiten. Fehlt eine Angabe, wird man wieder weggeschickt.“

An Arbeit wird es dem ehrenamtlich tätigen Behördenlotsen nicht mangeln. „Allein die vielen Asylbewerber aus fremden Kulturkreisen sind auf Hilfe angewiesen“, sagt Detlef Müller, der Leiter des Bargteheider Bürgerbüros. „Sie brauchen Schul- und Kitaplätze, mit Krankenkassen und Stromanbietern kennen sie sich auch nicht aus.“

Pastor Jan Roßmanek bestätigt den Bedarf. „Wenn ich allein an die Menschen denke, die zur Ausgabestelle der Tafel kommen.“

Aber auch Dörwald wird Hilfe bekommen, denn die Diakonie bietet Fortbildungen für Behördenlotsen an. Und der Bürgermeister hofft, dass Dörwald Hinweise gibt, was die Verwaltung im Sinne der Bürger verbessern könnte. Nachhaltigkeit heißt das etwas nebulös. In Behörden gibt es noch ganz andere Worte, die der „Übersetzung“ bedürfen. Auch darum will sich Dörwald kümmern. Nach seinem früheren Beruf gefragt, antwortet er verschmitzt: Vollstreckungsbeamter im Außendienst. Hätte er gesagt, er hat Kuckucke geklebt, hätte ihn wohl jeder verstanden.