Hedwig Wieczorreck bleibt gegen den Fraktionswillen Vorsitzende des Ortsbeirats

Barsbüttel. In der Barsbütteler SPD kracht es gewaltig. Ein seit längerem schwelender Konflikt ist offen ausgebrochen: Gemeindevertreterin Hedwig Wieczorreck droht der Ausschluss aus der Partei. Das Verfahren laufe bereits, bestätigt Fraktionsgeschäftsführer Thomas E. W. Harden. Damit hat die interne Auseinandersetzung um den Führungsstil der Genossin als Vorsitzende des Ortsbeirats Willinghusen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Vorausgegangen ist bereits der Ausschluss Wieczorrecks aus der Barsbütteler SPD-Fraktion. Der Beschluss sei am 3. Februar mit der erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit erfolgt. „Frau Wieczorreck hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach gegen Beschlüsse gestellt, ohne sich dabei an die Richtlinien der Fraktion zu halten“, begründet Fraktionsvorsitzender Hermann Hanser die Entscheidung.

Hanser ist seit mehr als zehn Jahren Chef der Barsbütteler SPD. Und so wie er nach der Kommunalwahl im Mai 2013 sein Amt erneut antrat, wollte auch Hedwig Wieczorreck weitermachen: als Vorsitzende des Ortsbeirats Willinghusen. Aber das wollten ihre Genossen auf keinen Fall. Wieczorreck könne keine Sitzungen leiten, sie sei fahrig und beratungsresistent, heißt es. Man habe ihr sogar ein Coaching angeboten und ein Mentoring mit der SPD-Kreisvorsitzenden Susanne Danhier, die obendrein berufliche Qualifikation für den Vermittlungsversuch mitgebracht habe. Es habe nichts geholfen.

Eine andere Kandidatin aus den SPD-Reihen ging schließlich ins Rennen: Martina Sönnichsen. Hedwig Wieczorreck ließ sich davon nicht beeindrucken, wurde von Gabriela Wurst (Grüne) als Vorsitzende vorgeschlagen, kandidierte also gegen den Willen der Fraktion – und gewann. Ein Eklat.

Der Beschluss der SPD-Fraktion, nicht Wieczorreck für den Ortsvorsitz des Ortsbeirats Willinghusen zu nominieren, war am 3. Juni erfolgt, in geheimer Abstimmung, direkt im Anschluss an die Kommunalwahl – also bevor die Legislaturperiode begonnen hatte. Die Entscheidung sei mehrheitlich gefallen, heißt es in der Presseerklärung der SPD. Dennoch habe Wieczorreck gleich nach der Abstimmung angekündigt, an ihrem Amt festhalten zu wollen.

In mehreren Gesprächen habe der Fraktionsvorsitzende ihr verdeutlicht, dass ihre Kandidatur ein Verstoß gegen die Richtlinien der Fraktion darstelle und in der Konsequenz zu einem Ausschluss aus Fraktion und Partei führen könnte. Hanser appelliert an Wieczorreck, ihr Mandat zurückzugeben.

„Das werde ich nicht tun“, sagt Hedwig Wieczorreck. „Ich bin das zweite Mal direkt gewählt worden.“ Auch den Vorsitz der Ortsbeirats werde sie auf keinen Fall abgeben. Sie beruft sich dabei auf die Gemeindeordnung. Nicht die SPD entscheide über den Vorsitz des Ortsbeirats. „Das obliegt dem Gremium selbst“, sagt Wieczorreck. Da sie drei Stimmen erhalten habe und die SPD-Gegenkandidatin Martina Sönnichsen nur zwei (eine war ungültig), sei alles korrekt gelaufen.

„Auch den Vorwurf der Führungsschwäche weise ich entschieden zurück“, sagt Wieczorreck. Seit sechs Jahren sei sie Vorsitzende. „Dass ich nicht wieder vorgeschlagen werden sollte, habe ich erst am Abend der Kommunalwahl erfahren. Ein bisschen spät. Ich weiß bis jetzt nicht genau, was ich falsch gemacht haben soll.“ Das Mentoring sei im Übrigen von Danhier und dem SPD-Landtagsabgeordneten Tobias von Pein angeregt worden und keineswegs an ihr gescheitert. Mehrere SPD-Gemeindevertreter hätten die Meinung vertreten, dass das nichts mehr bringen würde.

Wieczorreck: „Warten wir das Parteiausschlussverfahren mal ab. Ich habe der Partei keinen Schaden zugefügt. Und es gibt in der Fraktion auch wählbare Bürger, die hinter mir stehen.“