Dorle Rath leitete nicht nur die ehemalige Klinik an der Waldstraße, sondern machte auch als Sängerin Karriere

Ahrensburg. Ältere Ahrensburger mögen sich noch an Dorothea Rath, genannt Dorle, erinnern. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte sie das 1921 von ihren Eltern gegründete Ambulatorium in der Waldstraße 8 als Krankengymnastin weiter. Weitaus bekannter ist aber Dorle Raths Musik. Ende der 1940er-Jahre startete sie ihre zweite Karriere als Schlagersängerin, die bis in die 50er-Jahre hineinreichte.

Die Familie Rath war in Ahrensburg für ihre vielen sozialen Projekte bekannt. Unter anderem bauten die Raths die Klinik für ambulante Behandlungen. Darüber hinaus unterstützen sie ärmere Familien.

Da Dorles Mutter Veronika jüdischer Abstammung war, geriet die Familie während der Nazi-Zeit stark in Bedrängnis. Die zunehmenden Anfeindungen gegenüber den Familienmitgliedern hielt Veronika Rath nicht lange aus: Sie nahm sich 1938 das Leben. Ihr Mann Dr. Hugo Rath verstarb zwei Jahre später. Nach Kriegsende verließ Dorles Bruder Ulrich Deutschland und ging nach Amerika.

Dorle Rath selbst arbeitete während der NS-Diktatur in dem Ambulatorium, durfte dieses wegen ihrer jüdischen Abstammung aber nicht übernehmen. Die Klinik wurde nach dem Tod ihres Vaters zunächst von einem Ahrensburger Arzt weitergeführt. Erst nach Kriegsende wurde die Leitung an die Tochter des Gründers weitergegeben. 1981 wurde das Gebäude schließlich abgerissen. Dorle Rath starb 1989 im Alter von 68 Jahren.

Der Ahrensburger Jürgen Plage nimmt Dorle Raths 25. Todestag zum Anlass, einen Vortrag im Peter-Rantzau-Haus zu halten. Er kannte die singende Ambulatoriumsleiterin persönlich, wohnte in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihr. „Dorle war eine fröhliche und kumpelhafte Frau“, beschreibt der Ahrensburger die Schlagersängerin. „Sie behandelte alle gleich, hörte sich die Sorgen und Nöte der Nachbarn an und half, wo sie konnte“, sagt Plages Ehefrau Hannelore.

Das musikalische Talent der Ahrensburgerin wurde 1946 auf einer Hochzeit erkannt. Sie hatte zwar keine Gesangsausbildung, startete aber trotzdem eine erfolgreiche Karriere als Sängerin. Ihre ersten Titel wurden noch auf Schellack-Platte gepresst. Abgesehen von einigen wenigen Titeln wie „Barbara, komm mit mir nach Afrika“ oder die Sambamelodie „O la la“ aus dem Jahr 1949 ist ihre Musik nicht mehr erhältlich.

Das Ehepaar Plage hat einen Anteil daran, dass inzwischen 21 Lieder auf CD gebrannt wurden und sich nun im Stadtarchiv befinden. Hannelore Plage sang zusammen mit Dorle im ehemaligen Ostpreußenchor in Ahrensburg. In dieser Zeit bekam sie von Dorle ein kleines Tonband. Darauf waren Titel wie „Die Liebe ist halt ein Duett“, „Geld alleine macht nicht glücklich“, „Du, du, weißt du denn, was Liebe ist?“ oder „Du, du, du, lass mein kleines Herz in Ruh!“. Hannelore Plage sagt: „Das ist Musik, die niemandem weh tut.“