Amtsgericht verurteilt drei Hamburger für Explosion in Glinde zu Haftstrafen auf Bewährung

Glinde/Reinbek. Drei junge Männer aus Hamburg sind vom Amtsgericht in Reinbek wegen des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion zu Freiheitsstrafen zwischen 14 und 16 Monaten verurteilt worden. Die Strafen wurden alle zur Bewährung ausgesetzt. Ein vierter Angeklagter wurde freigesprochen.

Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die gebürtigen Russen und Kasachen in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag 2012 einen Zigarettenautomaten am Waldweg in Glinde in die Luft gesprengt haben. Anschließend sammelten sie die Zigarettenschachteln auf und nahmen sie mit.

„Ich hab aus Dummheit mitgemacht“, sagt Michail Schwarz (alle Namen geändert) und gesteht vor der Richterin die Tat. „Ich bin eigentlich nicht so ein Mensch, der so etwas macht“, fügt der 24-Jährige hinzu und versucht eine Erklärung für sein Verhalten zu finden. „Ich hatte mit meiner Familie erst mal gefeiert und dabei Alkohol getrunken. Danach habe ich die Jungs in einem Dönerladen getroffen, und da haben wir auch Alkohol getrunken“, so der dunkelblonde schmale Mann.

Wer die Jungs sind, das will der junge Bergedorfer nicht verraten. Nur, dass geplant wurde, einen Zigarettenautomaten in die Luft zu sprengen. Es ist 1Uhr nachts, als die vier Männer in Glinde ankommen. Einer bleibt im Auto sitzen, die anderen drei stecken den Sprengkörper in den Automaten und zünden ihn. Es gibt einen lauten Knall, den auch ein Wachmann in einer nahe gelegenen Firma hört.

„Auf einem Bildschirmen der Überwachungskamera habe ich Rauch gesehen. Als sich dieser verzogen hatte, waren drei Männer zu sehen, die neben einem völlig zerstörten Automaten Zigarettenschachteln aufsammelten“, erinnert sich ein Zeuge, der in der Nacht Dienst hatte.

Bilder der Überwachungskamera einer Firma überführen die Täter

Er alarmiert sofort die Polizei, die binnen weniger Minuten am Waldweg ist und die drei Täter in einem roten Mazda entdeckt. Von der Beute, etlichen Zigarettenschachteln und dem Kleingeld aus dem Automaten, fehlt jedoch jede Spur – bis heute.

Eine Beamtin des Landskriminalamtes in Kiel sichtet später die Videosequenzen. Zwar sind die Gesichter der Männer nicht zu erkennen, doch können zwei Täter anhand der Kleidung identifiziert werden. Eine mögliche Spur zum vierten Täter finden die Polizisten in dem Auto. Auf der Hutablage liegt eine Jacke mit dem Personalausweis von Jegor Blume. Der 20-Jährige mit den roten Kapuzenpulli schweigt vor Gericht.

Als Polizisten im April, mehr als drei Monate nach der Tat, sein Zimmer in der Wohnung der Eltern durchsuchen, finden sie die Kleidung nicht, die auf dem Überwachungsvideo zu sehen ist. „Wahrscheinlich sind Sie der Täter, dies lässt sich aber nicht mit der notwendigen Sicherheit nachweisen“, sagt die Richterin.

Alexej Fluder, dem der Mazda gehört und der während der Sprengung im Auto gewartet hatte, sagt, dass sein Freund die Jacke Tage zuvor vergessen habe. Die Richterin will von ihm wissen, warum er bei der Sprengung nicht dabei war. Der 23-Jährige mit dem blau-weiß karierten Hemd macht eine Pause, drückt die Daumen seiner gefalteten Hände zusammen und sagt mit leiser Stimme: „Weil ich das nicht wollte.“

Das glaubt ihm die Richterin offenbar nicht. Er bekommt sogar die höchste Strafe. Denn den illegalen Sprengsatz hatte Fluder im Internet bestellt und ihn kurz vor der Tat geholt. Als Motiv für die Sprengung gibt er an: „Uns war langweilig.“