Von Ahrensburg aus startet der Audax Clubs Schleswig-Holstein mit einer 245 Kilometer langen Tagestour in die Saison

Ahrensburg/Großhansdorf. Fischbrötchen sind eine alltägliche Erscheinung in Norddeutschland. Außergewöhnlich ist es allerdings, wenn einige Hobbyradler sich zusammentun und für diese Spezialität rund 245 Kilometer bis nach List auf Sylt fahren. Genau das machen einige Radfahrer vom Audax Club Schleswig-Holstein jedes Jahr, kurz bevor Mitte März die Breitensportsaison offiziell beginnt.

Im vergangenen Jahr startete die Tour das erste Mal von Ahrensburg aus. „Früher fuhren wir von Allermöhe im Hamburger Südosten aus los. Seitdem ich die Organisation der Tour von meinem Kollegen übernommen habe, starten wir in der Schlossstadt“, sagt Jochen Hinrichs-Stöldt, 49.

Der zweite Vorsitzende des Clubs ist seit 2002 dabei und fährt die Tour leidenschaftlich gern. „Für ein Fischbrötchen nach List. Das klingt ein wenig verrückt, aber wir brauchen ja ein Ziel vor Augen“, sagt der Ahrensburger schmunzelnd.

Wer keinen Fisch mag, kann eine Tüte Datteln naschen

Die Route führt von Ahrensburg bis nach Niebüll nahe der dänischen Grenze. Von dort aus geht es dann mit dem Zug bis nach Westerland auf Sylt weiter. Anschließend strampelt das Team auf der Insel Richtung Norden, bis es in List angekommen ist. Nach der Pause mit Fischbrötchen steigen die Radler dann wieder in den Sattel, um zurück nach Westerland zu kommen.

„Von da an geht es weniger anstrengend zu. Denn den Rückweg bestreiten wir ausschließlich mit dem Zug“, sagt Hinrichs-Stöldt. Sein Mitstreiter Bernd Kaminski fügt hinzu: „Das Fischbrötchenessen ist übrigens kein Muss. Wenn andere Fische essen, nasche ich lieber eine Tüte Datteln.“ Vegetarier sind durchaus auch willkommen.

Je nach Wetterlage variiert die Zahl der Teilnehmer. Im Schnitt fährt ein Dutzend Leute mit. Im vergangenen Jahr waren es allerdings nur sechs. „Je kälter es ist, desto weniger Radler kommen mit. Und der Winter war 2013 ziemlich lang“, sagt Hinrichs-Stöldt. Die Veranstaltung ist aber nicht nur für die rund 40 Clubmitglieder offen, sondern für alle, die Spaß an Langstrecken-Touren haben. Der Hobbyfahrer gibt aber zu bedenken: „Ganz ohne Training geht es nicht. Für jemanden, der nur einmal im Jahr mit dem Rad in die Stadt fährt, ist solch eine Tour eher nichts.“

Auch die Dauer der Fahrt hängt stark von den Witterungsverhältnissen ab. 245 Kilometer nach List seien erfahrungsgemäß in zehn bis 13 Stunden zu schaffen, sagt der zweite Vorsitzende. Insgesamt sind die Teilnehmer circa 18Stunden unterwegs. Alle vier Stunden macht das Team eine Pause, um sich bei Kaffee und Kuchen auszuruhen und zu stärken. Schließlich geht es bei den Touren nicht um Leistung, sondern darum, mit Gleichgesinnten Spaß am Hobby zu haben.

Der Verein ist der einzige im Norden, der Langstreckentouren organisiert

Die Fischbrötchentour ist eine von vielen Fahrten, die der in Großhansdorf ansässige Audax Club veranstaltet. „Wir sind außerdem der einzige Fahrradverein, der Langstreckentouren organisiert, obwohl Hamburg und Schleswig-Holstein ein wahres Radsport-Mekka sind.“ Ab 200 Kilometern gilt eine Route als Langstrecke. Das sei den meisten Hobbyradlern zu viel. Doch es gebe immer mehr Freizeitsportler, die sich dafür interessierten, sagt Hinrichs-Stöldt.

Auf den Touren sammeln die Radfahrer mit Hilfe von Wertungsmarken Punkte an mehreren Kontrollstellen, so dass die Etappenerfolge offiziell dokumentiert werden können. Ihre Eignung als Langstreckenfahrer können die Sportler dann bei sogenannten Brevets unter Beweis stellen. „Das sind Prüfungen, bei denen die Teilnehmer zwischen 200 und 600 Kilometer zurücklegen müssen.“

Seinen Ursprung hat der Langstreckenradsport in England. Aber auch in Frankreich gibt es viele Sportler. Die erfahreneren Randonneure, wie Radsportler auf Französisch genannt werden, fahren in mehreren Tagen sogar bis zu 2000 Kilometer quer durchs Land.