Oststeinbeks Verwaltung prüft Gelände nahe der Feuerwehrwache. Seniorenbeirat hält das Areal für unpassend

Oststeinbek. In diesem Punkt sind sich Oststeinbeks Kommunalpolitiker einig: Sie wollen in den kommenden Jahren mehr seniorengerechte Wohneinheiten schaffen. Doch über Größe der Anlage und vor allem den Standort gibt es unterschiedliche Meinungen. „Im Moment geht die Stimmungslage in alle Richtungen. Man will nicht über Bedarf entwickeln, und die Infrastrukturbelastung darf nicht zu groß sein“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Einen ersten Vorschlag des Investors, dem Wohnungsunternehmen Semmelhaack, einen Generationenpark für Jung und Alt mit 270 zum Teil öffentlich geförderten Einheiten, darunter 170 für Ältere, auf einem 4,7 Hektar großen Areal des Allianz-Geländes zwischen Sportzentrum, Gewerbegebiet und dem Breedenweg zu bauen, lehnen die Entscheidungsträger ab.

Jürgen Schweizer (CDU), Vorsitzender des Hauptausschusses: „Das Allianz-Gelände ist verkehrstechnisch nicht zu erschließen. Nur mit der Anbindung über den Willinghusener Weg wollen wir das nicht. Der Standort wäre für ältere Menschen zu weit entfernt vom Zentrum. Unser Favorit ist eine Fläche an der Brückenstraße.“ Sie liegt gegenüber der Asylbewerberunterkunft und Feuerwehrwache. Hettwer bestätigte, dass die Verwaltung dieses Gebiet prüfe. Ein Bebauungsplan sei bereits seit mehreren Jahren vorhanden. Der Verwaltungschef: „Er ist jedoch zweckgebunden für eine Schule.“ Das gemeindeeigene Grundstück sei zudem zu klein, deshalb müsste ein weiteres aus Privatbesitz hinzugekauft werden.

Bei Christian Jessen vom Oststeinbeker Seniorenbeirat stößt die Brückenstraße auf wenig Gegenliebe: „Der Weg ins Zentrum führt über einen steilen Anstieg. Das ist den älteren Menschen nicht zuzumuten.“ Er und seine Mitstreiter machen seit Längerem Druck auf die Politik. Laut einer Umfrage des Beirats sind rund 800 Oststeinbeker Senioren an einer altersgerechten Wohnform interessiert. Hettwer: „Im Rathaus haben aktuell 36 Personen angefragt.“

Dass die Politik das Thema in der Vergangenheit vernachlässigt habe, daraus macht auch Jürgen Schweizer keinen Hehl: „Wir stehen jetzt in der Pflicht und wollen den Bau realisieren.“ Er könne sich bis zu 140 Einheiten für Jung und Alt vorstellen, allerdings in zwei Bauphasen. Der CDU-Ortsvorsitzende Peter Martens sagt dazu: „Wir wollen eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung ausschließlich für Oststeinbeker – und keinen extremen Zuzug von Auswärtigen.“

Zumindest was die Größenordnung betrifft, besteht prinzipiell Einigkeit mit der SPD. Deren Fraktionsvorsitzender Christian Höft: „150 Einheiten sind eine angemessene Zahl.“ Beim Standort halten die Sozialdemokraten jedoch am Allianz-Gelände fest. Und Zuzug von jungen Menschen könne die Gemeinde laut Höft sehr gut vertragen: „Wenn die Älteren in den Wohnpark ziehen und ihre Einzelhäuser verkaufen, könnte das viele junge Familien anlocken.“ Das sei schon aufgrund der demografischen Entwicklung wünschenswert.

Dem SPD-Fraktionsvorsitzenden sei zudem die Schaffung von bezahlbaren Mietwohnungen für junge Menschen wichtig. Als Beispiel nennt er das Problem von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr: „In den vergangenen Jahren sind einige jüngere Kameraden wegen des mangelnden Angebots nach Glinde gezogen und damit auch aus der Wehr ausgetreten.“ Derzeit sind in Oststeinbek laut Verwaltung 20 Familien gemeldet, die auf eine Sozialwohnung warten. Für die Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG) steht nicht das Modell Jung und Alt an erster Stelle, „sondern es geht vornehmlich um die Senioren“, sagt der Fraktionsvorsitzende Rudi Hametner. Die Brückenstraße werde man nicht forcieren, und eine Bebauung des Allianz-Geländes mit Verkehrsanschluss über den Willinghusener Weg würde zu viele Grünflächen zerstören. „Einen Zugang zu diesem Areal über den Barsbütteler Weg mit entsprechender Ampelschaltung würden wir unterstützen.“

Das Wohnungsunternehmen Semmelhaack hat bereits 80.000 Euro in die Projektplanung investiert. Der Investor wartet jetzt auf Signale aus der Politik. Sprecher Hartmut Thede: „150 Einheiten sind für uns machbar, aber noch ist keiner auf mich zugekommen.“ In den vergangenen Wochen hätten ihn etliche Oststeinbeker angerufen. „Sie befürchten, dass sich der Bau lange hinauszögert.“ Laut Thede haben sich bei ihm 38 Oststeinbeker in die Liste für barrierefreie Seniorenwohnungen in Glinde auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Diesing eingetragen. Die Fertigstellung ist Ende dieses Jahres geplant. Chancen haben die Oststeinbeker nicht: Die Wohnungen werden ausschließlich an Glinder Bürger vergeben.