Neueröffnung in Ahrensburg-Wulfsdorf: Im Robben-Café arbeiten Behinderte und Nichtbehinderte Hand in Hand

Ahrensburg. Lilly strahlt, ihre dunkelbraunen Augen leuchten. In der Hand balanciert sie ein Tablett mit Tellern voller kleiner Köstlichkeiten. Die 19-Jährige ist eine der derzeit 12 Mitarbeiter mit Behinderung, die im neu eröffneten Robben-Café seit dem vergangenen Wochenende für das leibliche Wohl ihrer Gäste sorgen.

Das bereits von außen einladend wirkende, fröhlich bunt gestaltete Haus befindet sich auf dem Gelände des Gutes Wulfsdorf und ist Bestandteil der integrativen Dorfprojekte Allmende und Wilde Rosen. Hier leben und arbeiten mehr als 500 Menschen, 34 davon mit einem Handicap. „Das Café bietet ihnen einen Ort der Begegnung und Kommunikation“, sagt Anke Brammen, Leiterin der Hermann-Jülich-Werkgemeinschaft und Mitinitiatorin des Inklusionsprojektes. Aber nicht nur die Nachbarn seien herzlich eingeladen, bei Kaffee, Kuchen und anderen kleinen Speisen eine Verschnaufpause einzulegen. „Jeder ist willkommen.“

Der Verein Die Robben entstand 2005 aus einer Elterninitiative

Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach machte in einer kurzen Ansprache deutlich, wie wichtig es ihm sei, bei der Eröffnungsfeier dabei zu sein. „Ich möchte damit die Verbundenheit zum Ortsteil Wulfsdorf verstärken.“ Dieses wunderbare Café zeige, wie unterschiedlich und vielfältig Menschen sein könnten. „Und dass alle zusammen gehören, egal ob behindert oder nicht.“

Dieses Prinzip ist die Basis des Robben-Cafés, dessen Name auf die Beteiligung des Vereins Die Robben e.V. zurückzuführen ist. 2005 entstand der Verein aus einer Elterninitiative des Friedrich-Robbe-Instituts, einer heilpädagogischen Schule mit anthroposophischer Ausrichtung in Hamburg-Wandsbek.

Vereinsvorstand Manfred Gericke, selbst Vater eines schwerbehinderten Sohnes, erzählt von der Geburtsstunde des Cafés. „Die Idee dazu hatten wir vor acht Jahren. Es folgten viele Gespräche, es wurde gerechnet und geplant, ein geeigneter Standort, Partner und Sponsoren wurden gesucht. Dass wir nun tatsächlich hier stehen und alle zusammen den ersten Tag feiern, ist ein großartiger Moment.“

Mehr als 250 Gäste ließen sich von Musik- und kleinen Theateraufführungen unterhalten, das zweistöckige Café war bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. Gabriela Grimmelmann, die als Leiterin der gastronomischen Einrichtung für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich ist, machte sich bei dem enormen Besucherandrang kurzfristig Gedanken um die Statik des Caféhauses. „Ich habe immer zum Architekten hinübergeschaut“, lacht sie. „Aber der war ganz entspannt.“ So entspannt, wie die künftigen Gäste hier regionale, vollwertige Speisen und Getränke aus biologisch kontrolliertem Anbau genießen können.

Je nach Fähigkeit und persönlicher Vorliebe arbeiten die geistig und/oder körperlich behinderten Menschen in der barrierefreien Küche oder im Service. Durch ein modulares Ausbildungskonzept können sie verschiedene Lernabschlüsse erreichen. „Unser Ziel ist es, ihnen neue Erlebnisfelder zu bieten, die das Selbstbewusstsein stärken und Vertrauen schaffen“, so Anke Brammen, die seit mehr als 20 Jahren in der Hermann-Jülich-Werkgemeinschaft tätig ist. „Kochen und Backen sind sinnliche Erfahrungen, die unseren zu Betreuenden gut tun. Sie erleben unmittelbar, wichtiger Teil eines Ganzen zu sein und werden nicht, wie leider so häufig, auf das reduziert, was sie nicht können.“

Katharina Strübin absolviert in dem neuen Robben-Café eine Ausbildung zur Köchin. Nach dem Studium der Sozialökonomie hat sich die 28-Jährige ganz bewusst gegen eine Lehrstelle in einem Sternerestaurant und für die Zusammenarbeit mit Behinderten entschieden. „Hier steht der Mensch im Vordergrund.“ Das gefalle ihr besonders gut, sagt Katharina Strübin. „Wir ziehen alle an einem Strang und freuen uns schon über den kleinsten Erfolg. Diese besondere Herzlichkeit würde ich in einem anderen Betrieb ganz bestimmt vermissen.“

Geplant sind neben den regelmäßigen Öffnungszeiten auch Angebote für Caterings und Feierlichkeiten aller Art. Außerdem liegt ein Schwerpunkt auf Kunst und Kultur: Koch-Seminare, Lesungen und Ausstellungen sollen künftig in den großzügigen, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten stattfinden.

Das Robben-Café im Bornkampsweg 31 L in Ahrensburg hat montags bis freitags von 12 bis 15 Uhr, freitags zusätzlich von 17 bis 21 Uhr und sonnabends von 15 bis 21 Uhr geöffnet.