Caroline Dibbern blickt beim ersten Neujahrsempfang im Kleinen Theater nach dem Tode ihrer Mutter in die Zukunft

Bargteheide. „Ich will jetzt meine neuen Kleider sehen“, schreit der aufgeregte Kaiser, der mit Krone auf dem Kopf in der mit Badeschaum gefüllten Wanne sitzt. Sofort eilen die Diener im edlen roten Zwirn herbei und versuchen, den renitenten Mann zu beruhigen. „Stopp“, ruft Angela Kroß, die mitten in die Szene auf die Bühne platzt. „Wie es weitergeht, können sie am 8. und 9.Februar erfahren“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins Kleines Theater Bargteheide mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Der Förderverein Kleines Theater Bargteheide hat zum Neujahrsempfang geladen. Die amüsanten Szenen aus dem Stück „Des Kaisers neue Kleider“ sind Teil eines Schnelldurchlaufs durch das, was in dem Kulturzentrum im vergangenen Jahr aufgeführt worden ist und was noch kommen wird. Weil dieses Weihnachtsmärchen so beliebt war, gibt es im Februar zwei weitere Shows.

Auch das Sommermärchen „Die kleine Meerjungfrau“ hat sich als Kassenschlager erwiesen und wird dieses Jahr wieder zu sehen sein. Einen Vorgeschmack, wie die Mädchen nonchalant in ihren glitzernden, grün-türkis-farbenen Kostümen über die Bühne tanzen und dabei so wirken, als ob sie schwebten, gibt es ebenfalls zu sehen.

Weil bei einem Rückblick auch die Mitglieder des Oldie-Kabaretts nicht fehlen dürfen, präsentieren sie ihr Können auf der Bühne und nehmen ihr Alter auf die Schippe. Ob Arthrose oder geschwollene Beine – kein Altersgebrechen wird dabei ausgelassen. „Aber Theaterspielen hält jung. Ich fühle mich fit wie ein Turnschuhe“, sagt die 89 Jahre alte Ingeborg Herzog, die seit 20 Jahren in Bargteheide mit dem Oldie-Kabarett auf der Bühne steht. Karl-Friedrich Wulff, 75, frotzelt: „Ja, aber wie ein alter Turnschuh“, und beweist damit, dass die Damen und Herren auch hinter der Bühne Humor haben. „Wir sind allesamt froh, dass wir in Bargteheide so eine Plattform haben“, sagt Ingrid Bethge, 79, die seit 18 Jahren bei dem Oldie-Kabarett mitmacht und sich noch auf viele weitere Auftritt freut. So ist beispielsweise eine große Gala für Sonnabend, 3.Mai, geplant.

Dass es ein solch buntes Programm in Bargteheide gibt, haben die Menschen Kirsten Martensen zu verdanken, die im Oktober im Alter von 72 Jahren gestorben ist. „Es fehlt hier heute jemand“, sagt Bürgermeister Hennig Görtz in seiner Rede und spricht dabei auch von der Ungewissheit über die Zukunft des Hauses, die nach dem Tod der Intendantin geherrscht hat.

Doch mit Martensens Tochter Caroline Dibbern sei die Hoffnung wieder in das Kleine Theater zurückgekehrt. Dies sieht nicht nur der Bürgermeister so, sondern auch Gisela Gminder-Kessel. „Gott sei Dank führt sie das Haus weiter. Wir haben hier in Bargteheide mit dem Kleinen Theater etwas Einmaliges in der Region“, sagt die 67-Jährige, die gut mit Martensen befreundet war und besonders ihr Engagement lobt, Kinder und Jugendliche auf die Bühne zu holen. Und ihr Engagement für das Kino – auch wenn es schon seit Längerem nicht mehr ihres gewesen sei. „Ich war zuletzt im Film ‚Der Medicus‘. Der hat mir zwar nicht so gut gefallen, es ist aber schön gewesen, mal wieder hier zu sein“, sagt sie. Auch Hilke Radewitz glaubt fest daran, dass das Kleine Theater noch lange erhalten bleibt. „Wir wissen alle, dass Caro ihren Weg findet“, sagt die 72-Jährige.

Angelika Peter, 60, aus Hamburg ist zum Neujahrsempfang gekommen, weil sie das Theater sehr schätzt. „Meine verstorbene Mutter hat beim Oldie-Kabarett mitgemacht“, sagt sie. „Dass das möglich war, haben wir Kirsten Martensen zu verdanken.“ Thomas Kleibeler aus Ahrensburg erinnert sich dabei an die gemeinsame Zeit mit der ehemaligen Intendantin. „Wir haben vier Jahre eng zusammengearbeitet, als wir das Stück ‚Der Drache‘ für die Theaterkinder gestaltet haben“, sagt der 60-Jährige, der dabei lächelt und erzählt, wie viel Spaß er in dieser Zeit hatte.

Dass es nach dem Tod Martensens im Kleinen Theater nicht hätte weitergehen können, mag sich Kleibeler gar nicht vorstellen. „Ich habe heute Caroline Dibbern auf der Bühne gesehen. Sie geht und singt wie ihre Mutter, das ist verblüffend“, sagt er. Dibbern selbst sagt: „Mama hat hier etwas gepflanzt und zum Blühen gebracht. Das hat sie geschafft, weil sie immer wieder Mut bewiesen hat. Diesen habe ich hoffentlich jetzt auch.“