Eine Glosse von Bibi Mass

Mal ehrlich, Mädels: Entscheidungsfreude zählt nicht zu unseren Stärken, oder? Neulich im Restaurant wurde mir dieses weibliche Manko drastisch vor Augen geführt. Wir waren mit fünf Frauen und einem Mann unterwegs. Der Arme! Er war schon leicht angeschickert, noch bevor wir unsere Bestellung aufgegeben hatten. Kaum Platz genommen, hob er seinen Arm und orderte ein Bier, schlug dann die Speisekarte auf, um sie wenige Momente später entschlussfreudig zuzuklappen: „Nummer 19!“

Wir Mädels hingegen: „Was nimmst Du?“ „Ich hätte ja Lust auf ein Putensteak, aber die Pizza lacht mich so an.“ „Wer teilt sich mit mir die Nummer 75?“ Eine detaillierte Analyse der Speisen folgte, während die freundliche Servicekraft ein ums andere Mal fortgeschickt wurde. Nur unser männlicher Begleiter hatte stets eine Order: „Noch ein Bier, bitte.“

Als er hungrig sein viertes Glas leerte, waren wir Frauen endlich soweit: „Ich hätte gern die Nummer 75 mit zwei Tellern und zweimal Besteck.“ „Ich hätte gern die 67, aber mit Reis statt Pommes.“ „Könnte ich zur 56 bitte einen Salat haben, aber ohne Gurken und Oliven, dafür mit Schafskäse?“...

Die Servicekraft lächelte freundlich, rang aber innerlich um Fassung, die sie allerdings beim Bezahlvorgang zu verlieren drohte. „Das geht alles getrennt!“ Ich würde mich nicht wundern, wenn Speisekarten den Zusatz erhielten: „Frauen zahlen das Doppelte.“ Ich hätte sogar Verständnis dafür.