33 Jahre alter Reinfelder vor Gericht. Er soll sich mehrfach an dem Kind vergangen haben

Lübeck/Reinfeld. Sie war erst fünf Jahre alt, als Dimitrios Tataros (alle Namen geändert) sich das erst Mal an ihr vergangen haben soll. Immer wieder habe der 33 Jahre alte Grieche seine Stieftochter Sabrina zu abscheulichen sexuellen Handlungen gezwungen und das Kind vergewaltigt, so heißt es in der Anklageschrift.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm drei Taten zwischen Mitte 2009 und Anfang 2011 vor, für die sich der Mann aus Reinfeld jetzt vor dem Landgericht in Lübeck verantworten muss. Laut Anklage verging sich Tataros in einer Wohnung in einem Reinfelder Hochhaus an dem Mädchen.

„Das ist alles erfunden und stimmt nicht“ sagt der Angeklagte, der mit starkem Akzent spricht. Die Richterin fragt: „Sabrina macht sehr detaillierte Angaben zu den Taten, wieso sollte sich ein Kind so etwas ausdenken?“ Der Mann mit den kurzen schwarzen Haaren entgegnet emotionslos: „Ich bin kein Fachmann und kann es nicht beurteilen.“

Für das inzwischen zehnjährige Kind ist die Aussage vor dem Landgericht umso bewegender. Nach nur fünf Minuten läuft es aus dem Gerichtssaal und wischt sich mit dem Ärmel ihres gelben Pullovers die Tränen aus dem Gesicht. Zu schmerzlich seien die Erinnerung und die grausigen Taten, als ihre Mutter schlief oder Tataros sie in der Toilette abfing und zwang, ruhig zu sein.

Erst Anfang 2011 fasst Sabrina den Mut, ihrer Mutter von den Übergriffen zu erzählen. „Sie kam zu mir und fragte mich, ob sie mir etwas erzählen kann“, erinnert sich die Mutter. Und daran, wie ihre Tochter von den unerträglichen Schmerzen sprach. Die heute 35-Jährige stellt ihren Ehemann anschließend zur Rede. Doch der bezeichnet seine Stieftochter als Lügnerin.

Tataros sitzt wegen Geiselnahme und schwerer Vergewaltigung im Gefängnis

Mit Sabrina und dem gemeinsamen Sohn, 6, flüchtet die Reinfelderin aus der Wohnung und lebt bei der Schwester. „Warum haben Sie die Taten nicht bei der Polizei angezeigt?“, möchte die Richterin von der Frau wissen. „Weil ich Sabrina schützen und ihr das nicht zumuten wollte“, sagt die Mutter mit der kinnlangen roten Haaren.

Ihr inzwischen geschiedener Ehemann sitzt ihr im Gerichtssaal gegenüber. Der Mann mit der schwarzen Fleecejacke würdigt die Frau keines Blickes. Wie versteinert starrt er aus dem Fenster und beobachtet, wie die Schneeflocken zu Boden fallen.

Nur wenige Wochen nach der Trennung von seiner Frau sucht sich Dimitrios Tataros ein neues Opfer. Am 8. März nimmt er die 18 Jahre alte Angestellte einer Videothek in Reinfeld als Geisel und vergewaltigt sie mehrfach. Am Tatort wird er von der Polizei festgenommen. Ein halbes Jahr später verurteilt ihn das Landgericht in Lübeck wegen dieser Tat zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten, die er derzeit absitzt. Bis heute sagt Tataros, dass er sich nicht an die Tat erinnern könne. Ein Gutachter äußerte an dieser Aussage jedoch Zweifel.

Sabrinas Mutter, die schon damals als Zeugin aussagen musste, verschwieg die sexuellen Misshandlungen ihrer Tochter. Erst der leibliche Vater, der 2012 von den Übergriffen erfuhr, erstattete Anzeige. Mit einem Urteil wird am 13. Februar gerechnet.