Beim Jahrestreffen in Bad Oldesloe hagelt es Kritik an Plänen der EU, Zugang zu reglementierten Berufen zu erleichtern

Bad Oldesloe. Nein, grundsätzlich unzufrieden sind die Handwerker nicht. Sie haben auch keinen Grund dazu, meint Ulrich Mietschke, Präsident des Vereins Handwerk Schleswig-Holstein. „Ich bin zuversichtlich, dass auch 2014 ein gutes Jahr wird“, sagte der Elektroinstallateurmeister aus dem ostholsteinischen Groß Schlamin beim Jahrestreffen des Stormarner Handwerks in der Oldesloer Festhalle. „Die Signale stehen weiterhin auf Grün.“ Und doch bereitet der Blick in die Zukunft manchem Meister Sorgen: Nachwuchs- und Fachkräftemangel und die Aufweichung der Meisterpflicht sind die Themen, die sich wie ein roter Faden durch den Abend zogen.

Beides hänge eng miteinander zusammen, so Mietschke. „Wer auf der einen Seite das deutsche Ausbildungssystem lobt, darf auf der anderen Seite die Grundvoraussetzungen hierfür nicht infrage stellen“, sagte Mietschke mit Blick auf einen Vorstoß des aus Frankreich stammenden EU-Binnenmarktkommissars, den Zugang zu reglementierten Berufen erleichtern will. Das könnte auch deutsche Meistertitel betreffen, fürchten die Handwerker. „Bereits nach der letzten Handwerksreform konnten wir beobachten, dass der Verzicht auf das Meisterprivileg zwar zu mehr Betrieben, aber nicht zu mehr Ausbildung führte“, sagte Mietschke. Häufig seien lediglich Ein-Mann-Firmen mit geringer Bestandskraft entstanden, denen es an zwei wesentlichen Voraussetzungen für Ausbildung mangele: Zeit und Geld.

Stormarns Kreishandwerksmeister Björn Felder wurde konkreter: „Nach zehn Jahren ohne Meisterpflicht im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk kann man leider sagen: Ohne Meister keine Qualität.“ Die Zahl der Auszubildenden sei deutlich zurückgegangen: „Sie hat sich halbiert, obwohl es mittlerweile das Fünffache an Betrieben gibt“, sagte der Kfz-Meister aus Bad Oldesloe. Zudem seien immer mehr Kunden verärgert, weil sie keine fachgerechte Leistung erhielten. Schadensersatzforderungen und langwierige Prozesse seien oftmals die Folge.

Felder forderte die neue Bundesregierung auf, diesen Missstand durch eine Korrektur der Handwerksordnung wieder zu richten. Horst Kruse, Malermeister aus Großhansdorf und Präsident der Handwerkskammer Lübeck, zitierte aus dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung: „Deutschland wird die europäische Diskussion um eine verstärkte Öffnung des Dienstleistungsbinnenmarktes konstruktiv begleiten. Wir werden allerdings unverändert darauf hinwirken, dass der Meisterbrief (...) erhalten bleibt.“ An diesen Sätzen, so Kruse, werde das Handwerk die Große Koalition messen.

Unabhängig davon appellierte der Handwerkskammer-Präsident an die Kollegen, junge Leute auszubilden: „Das Handwerk kann zur Sicherung seiner Fachkräfte nicht auf Zuwanderung setzen. Wir müssen unseren Nachwuchs selbst schaffen.“