Mit dem Beschluss der Ahrensburger Stadtverordneten, die Eintragung des Rathauses in das Denkmalbuch selbst zu beantragen, hat eine lange und teils heftige Diskussion ein vorläufiges Ende erfahren.

Dass der Denkmalschutz für den ebenso heftig umstrittenen Scheuermann-Bau kommen wird, war seit einiger Zeit absehbar. Die Folgen dieser Entscheidung, die nicht in den Händen der Ahrensburger Politiker lag, werden die Stadt indes einige Zeit weiter beschäftigen.

Es ist gut, dass die Diskussion um das Rathaus so intensiv geführt wurde. Es ist gut, weil sie in vielfacher Hinsicht lehrreich war. Was können Stadtverwaltung, Stadtverordnete und Stadtbürger mitnehmen?

Erstens: Städtebau und Stadtentwicklung sind hochkomplexe Angelegenheiten, die von den Verantwortlichen vor allem eines erfordern: Weitsicht. Vieles von dem, was in der aktuellen Debatte um das Rathaus als Pro oder Kontra in die Waagschale geworfen wurde, hat seine Ursachen in der Vergangenheit. Dass der Rathausplatz heute als graue Parkfläche mit nicht sonderlich ansehnlicher Randbebauung daherkommt, ist keine Folge des Denkmalschutzes. Dass er so bleibt, könnte allerdings eine solche Folge werden. Denn vieles von dem, was die Eintragung in das Denkmalbuch noch bewirken könnte, wird die Stadt erst in Zukunft erleben. Hier wird sich, neben der Frage nach den Kosten für das Rathaus an sich, vor allem die Frage nach den Gestaltungsmöglichkeiten des benachbarten Areals stellen. Können Rathausplatz samt Randbebauung und der Stormarnplatz überhaupt noch nach den Vorstellungen der Stadt und ihrer Bürger gestaltet und entwickelt werden?

Die Stadt lernt zweitens aus den aktuellen Vorgängen, dass sie gut daran tut, städtebauliche Belange intensiv zu prüfen. Dass sie auch mal den Mut haben sollte, im Hinblick auf spätere Generationen eine visionäre Idee ernsthaft zu verfolgen. Denn klar ist auch: Der Rathausplatz könnte längst anders aussehen. Ansätze und Ideen gab es viele, umgesetzt wurden sie nie. Vielleicht rächt sich das jetzt.

Ein dritter Lernerfolg für die Beteiligten betrifft die Lernfähigkeit von Menschen, wenn sie sich intensiv mit einer eher fremden Materie beschäftigen. Manche wurden im Laufe der Diskussion vom Befürworter des Status Quo zum Gegner des Denkmalschutzes, viele ließen sich von den Gutachten der Experten überzeugen, dass es nicht nur um Optik und Ästhetik, sondern auch um nicht auf den ersten Blick sichtbare Werte geht. Und wiederum andere stellten fest, dass ein Bau aus Beton auch eine Herzensangelegenheit sein – oder eben nicht sein – kann.

Viertens: Die Macht von Verwaltung, Politik und Bürgern ist begrenzt. Selbst wenn die Stadtverordneten am Montag anders entschieden hätten, selbst wenn eine große Mehrheit in der Bevölkerung gegen den Denkmalschutz stimmen würde: Verhindern konnten sie ihn nicht, nachdem die Kieler Behörde – von wem auch immer alarmiert – das Verfahren in Gang gesetzt hatte.

Die Ahrensburger werden jetzt mit diesem Rathaus leben müssen, egal ob sie es lieben, verachten oder aus rein pragmatischen Gründen lediglich akzeptieren. Die Verantwortlichen müssen nun ihre Rolle als Befürworter und Gegner gegen die des Gestalters tauschen. Dabei können die lehrreichen Erfahrungen der vergangenen Monate helfen.