Projekttage im Reinbeker Rathaus ermöglichen Schülern Einblicke und wecken Interesse

Reinbek. Die Besuche im Reinbeker Rathaus waren für Hanna Heusler bisher nur von kurzer Dauer. Zuletzt hatte die 15-Jährige dort einen Reisepass beantragt. Am Donnertag verbrachte sie vier Stunden in dem grauen Betonklotz – und bereute das keine Minute. „Das war viel interessanter als erwartet“, sagte die Zehntklässlerin des Sachsenwald-Gymnasiums. Diese Erkenntnis dürfte sie nicht allein gewonnen haben. Denn an den zwölften Projekttagen „Jugend im Rathaus“, die am Dienstag begannen und am heutigen Freitag enden, nahmen 320 Schüler der zehnten und elften Klassen der Gemeinschaftsschule und des Gymnasiums teil. Dagmar Schmalfeldt, Sachgebietsleiterin in der Verwaltung: „So viele Jugendliche hatten wir noch nie, sonst waren es immer um die 170.“

Ziel der traditionellen Veranstaltung ist es unter anderem, den Jugendlichen Funktionszusammenhänge von Kommunalpolitik und Verwaltung zu veranschaulichen und ihnen die Abläufe im Rathaus näherzubringen. „Aber natürlich wollen wir auch zeigen, dass die Reinbeker Verwaltung ein attraktiver Arbeitgeber ist“, sagt Jürgen Vogt-Zembol, Büroleitender Beamter im Rathaus. Bei Hanna konnte er punkten. Die Schülerin: „Ich bin der Meinung, dass die Tätigkeit in der Verwaltung sehr vielseitig und spannend ist, und ich könnte mit gut vorstellen, hier einmal zu arbeiten.“

Einen praxisnahen Ausflug in die Welt der Verwaltungsabläufe unternahmen die Schüler in kleinen Arbeitsgruppen, die sich Themen wie Energieversorgung, demografische Entwicklung oder auch Gewerbeangelegenheiten widmeten und von zwei Mitarbeitern der Verwaltung oder externen Fachleuten moderiert wurden. Für die Jugendlichen galt es, einen Lösungsansatz für ein Problem zu entwickeln und im Plenum zu präsentieren. Beratend zur Seite standen dabei Kommunalpolitiker, am Donnerstag zum Beispiel der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Müller, der erste stellvertretende Bürgermeister Hans Helmut Enk (CDU) oder Ursula Krüger von den Grünen.

Hanna und ihre 13 Mitstreiter befassten sich mit dem fiktiven Antrag, die Genehmigung eines historischen Jahrmarkts im Stadtgebiet zu prüfen. Welcher Standort ist geeignet? Stehen genug Parkplätze zur Verfügung? Wie verhält es sich mit der Busverbindung? Um diese Fragen zu klären, mussten sich die Schüler in den verschiedenen Abteilungen des Rathauses fachkundig machen. Nach 15 Minuten hatten die Gymnasiasten die Informationen eingeholt. „Die Jugendlichen waren sehr interessiert“, lobte Müller. Das empfand auch Jan Behrenbruch, 24, der als Moderator in Hannas Gruppe fungierte. Der Stadtinspektor im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt: „Die Schüler sind extrem ideenreich, haben überhaupt keine Berührungsängste.“ Sobald er eine Frage stellte, schossen die Finger der Teilnehmer nach oben.

Engagiert war auch Clemens Kropholler aus der elften Klasse. Er befasste sich mit dem Thema bezahlbarer Wohnraum für Jugendliche – und bemängelte die schlechten Aussichten für die Schaffung entsprechender Einheiten. Der 17-Jährige: „Die Politik hat gesagt, dass es keinen Platz dafür gibt.“

Er selbst könne sich nicht vorstellen, in eine Partei einzutreten. „Ich habe zwar Respekt vor der Leistung der Kommunalpolitiker, aber das ist doch mit sehr viel Stress verbunden.“ Dem wollte Sozialdemokrat Volker Müller auch nicht widersprechen.