Planer nennen weitere Details: Kilometerlange Lärmschutzwände für Ahrensburg und Bargteheide

Bad Oldesloe. Am Neubau der S-Bahnlinie 4 zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof über Ahrensburg und Bargteheide bis nach Bad Oldesloe führt kein Weg vorbei. Sollte das Projekt nicht realisiert werden, würde der Verkehr auf der Strecke Hamburg–Lübeck spätestens mit Eröffnung des Fehmarnbelttunnels 2022 vor dem Zusammenbruch stehen. Das haben Vertreter der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein (LVS) im Verkehrsausschuss des Kreises Stormarn deutlich gemacht. Damit wiesen die Planer auch den sogenannten „Berliner Brief“ zurück: Ein Abteilungsleiter aus dem Bundesverkehrsministerium hatte die Wirtschaftlichkeit und Dringlichkeit der S 4 infrage gestellt (wir berichteten).

„Dieser Aufbau einer Verhandlungsposition ist nachvollziehbar, aber nicht ernst gemeint“, sagte LVS-Sprecher Dennis Fiedel den Stormarner Kommunalpolitikern und Verwaltungsmitarbeitern. Sein Kollege Benjamin Werner betonte: „Die S 4 ist kein reines Nahverkehrsprojekt, sondern von überregionaler Bedeutung.“

Der Neubau, für den die Planer 637,5 Millionen Euro ansetzen, mache Gleise auf der Transeuropastrecke für den Güter- und Fernverkehr frei. Sollte das nicht geschehen und die Regionalbahn weiterfahren, stehe der Kollaps bevor. Eine noch dichtere Zugfolge bedeutet zudem, dass die Schranken an Bahnübergängen in der Hauptverkehrszeit fast durchgehend geschlossen wären.

Neues S-Bahn-Betriebswerk am Gartenholz ist eventuell verzichtbar

Dennis Fiedel erläuterte, dass das Bundesverkehrsministerium mit veralteten Zahlen und Plänen argumentiere und zwei völlig unterschiedliche Dinge miteinander vergleiche. „Die in dem Brief genannte Kostengrenze von 550 Millionen Euro bezieht sich auf die Knotenstudie Hamburg von Anfang 2009“, so Fiedel. Darin endete die S 4 bereits in Ahrensburg-Gartenholz, zudem waren neue Gleise nur bis zur Hamburger Stadtgrenze und nicht, wie jetzt, bis Bargteheide vorgesehen.

Fiedel: „Wir sind zuversichtlich, dass die neue Kosten-Nutzen-Analyse positiv ausfällt.“ Die jetzt berechneten 637,5 Millionen Euro seien zudem der Optimalfall mit allen Optionen wie den Bahnhöfen Ahrensburg-West (2,5 Millionen), Delingsdorf (3,5 Millionen) und auch 210 statt 140 Meter langen Bahnsteigen.

In der Summe enthalten sind auch rund 30 Millionen Euro für das S-Bahn-Betriebswerk am Ahrensburger Stadtteil Gartenholz. Das muss eventuell aber gar nicht errichtet werden. „Der neue Betriebshof ist nur dann nötig, wenn ein anderer Anbieter als die S-Bahn Hamburg GmbH die Ausschreibung der Strecke gewinnt“, sagte Benjamin Werner.

Dass die S 4 den Kreis Stormarn optisch verändern wird, steht außer Frage. So werden etliche Brücken abgerissen und erneuert. Die Bahnübergänge mit Schranken verschwinden und werden von Brücken ersetzt.

Bei Delingsdorf ist ein Überholungsgleis für Güterzüge geplant

Umweltuntersuchungen zeigen, dass in den Orten lange Lärmschutzwände nötig sind. Allein in Ahrensburg sollen sie auf der östlichen Seite auf viereinhalb bis fünf Kilometern stehen sowie auf der westlichen Seite auf rund 2,2 Kilometern. In Delingsdorf sind es knapp zwei Kilometer. Für Bargteheide wird der Lärmschutz im Osten etwa 2,4Kilometer lang und im Westen rund 1,8 Kilometer. Eventuell müssen auch in Bad Oldesloe bis zu 1,5 Kilometer lange Wände aufgestellt werden.

Die Schallschlucker sind voraussichtlich drei bis fünf Meter hoch. „Es gibt aber auch schon niedrigere Wände, die dichter an den Gleisen stehen und momentan getestet werden“, sagte Benjamin Werner. Noch seien sie nicht zugelassen, aber bis zur für 2024 angepeilten Eröffnung der S 4 könne sich ja einiges ändern.

Die S-Bahnen sollen mit Tempo 140 durch den Kreis rasen. Zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg werden auf 17 Kilometern zwei neue Gleise verlegt. Auf den folgenden sieben Kilometern bis Bargteheide reicht ein neues Gleis, um die in der Hauptverkehrszeit angepeilte Zugfolge zu gewährleisten: Zehn-Minuten-Takt bis Ahrensburg, 20-Minuten-Takt bis Bargteheide und Stundentakt bis Bad Oldesloe. Ein neues Überholungsgleis für den Güter- und Fernverkehr ist bei Delingsdorf vorgesehen.

Bahnsteige werden erhöht, mobile Rampen für Kupfermühle

Erhebliche Umbauten stehen auf allen Bahnhöfen an. Überall muss ein Bahnsteig erhöht werden, um den stufenlosen Zugang zu den Zügen zu gewährleisten. Der erst im Dezember 2010 eröffnete Haltepunkt Ahrensburg-Gartenholz wird sogar wieder abgerissen. Dort ersetzt ein neuer Mittelbahnsteig die beiden außen liegenden jetzigen Bahnsteige. Einzig an der kleinen Haltestelle Kupfermühle in Tremsbüttel wird sich nicht viel verändern: Dort sollen lediglich mobile Rampen stehen.

Auf der Regionalbahnlinie R 10 klagen viele Kunden über Unpünktlichkeit. Die LVS rechnet damit, dass sich die im vergangenen Jahrzehnt schon deutlich gestiegene Zahl der Fahrgäste mit der S 4 noch einmal um 50 Prozent erhöht. Auch deshalb ist sich LVS-Sprecher Dennis Fiedel sicher: „Der Bund will das Projekt.“