Ministerin Anke Spoorendonk verteidigt im Abendblatt-Interview geplanten Denkmalschutz für Ahrensburgs Rathaus

Ahrensburg. In der Diskussion um den geplanten Denkmalschutz für das Ahrensburger Rathaus hat sich Schleswig-Holsteins Ministerin für Justiz, Kultur und Europa, Anke Spoorendonk (SSW), selbst ein Bild von dem Gebäude gemacht. Am Dienstag besichtigte sie zusammen mit den Fraktionschefs der Parteien, dem Bürgervorsteher Roland Wilde und Bürgermeister Michael Sarach das Foyer und den sechsten Stock sowie ein weiteres Geschoss. Geführt wurde die Gruppe von Astrid Hansen, der zuständigen Mitarbeiterin des Landesamtes für Denkmalpflege. Anschließend tauschten sich die Teilnehmer im Sitzungszimmer im ersten Stock aus. „Es macht mit seiner Holzvertäfelung besonderen Eindruck auf mich“, sagte Spoorendonk der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Im Interview mit dieser Zeitung tritt sie auch Standpunkten von Gegnern einer Unterschutzstellung des Rathauses entgegen.

Hamburger Abendblatt:

Welchen Eindruck hat diese Besichtigung gerade im Hinblick auf die Denkmalschutzwürdigkeit bei Ihnen hinterlassen?

Anke Spoorendonk:

Sie bestätigt für mich sehr eindrücklich, was die Fachleute festgestellt haben. Sowohl der von den Stadtverordneten beauftragte Gutachter als auch das Landesamt für Denkmalpflege sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Rathaus Ahrensburg unter Denkmalschutz zu stellen ist. Bei solch einem klaren fachlichen Urteil gibt es für mich überhaupt keinen Grund, in dieses laufende Verfahren einzugreifen.

Ahrensburgs CDU-Fraktionschef Tobias Koch, der auch im Landtag sitzt, hatte vorgeschlagen, Sie einzuladen, damit Sie sich selbst ein Bild vom Rathausbau machen. Nach Ihren Äußerungen kurz vor Ihrer Visite meinte er, Sie kämen wohl mit einer vorgefertigten Meinung, was höchst unfreundlich sei.

Spoorendonk:

Ich bin vom Bürgermeister eingeladen worden, nicht von Herrn Koch. Ein Ablehnen der Einladung hätte man unfreundlich nennen können, die Einhaltung meiner gegebenen Zusage wohl kaum. Herr Koch sollte endlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Kenntnis nehmen und akzeptieren. Es mag ihm ja – aus welchen Gründen auch immer – nicht passen, dass das Rathaus Ahrensburg nicht nur denkmalschutzwürdig ist, sondern auch als solches anerkannt wird. Hier geschieht alles nach Recht und Gesetz und vor allem auf Basis von überzeugenden fachlichen Gründen. Da wird es für das Rathaus in Ahrensburg keine Sonderregelung geben, nur weil die Diskussion öffentlich geführt wird. Das sind wir nicht zuletzt auch allen anderen Denkmaleigentümern schuldig.

Koch appelliert an Sie, von dem Ministervorbehalt Gebrauch zu machen aufgrund übergeordneter Gesichtspunkte. Damit meint er vor allem finanzielle und planerische Konsequenzen, die eine Eintragung ins Denkmalbuch für die Stadt haben könnte. Ziehen Sie solche Aspekte in Betracht?

Spoorendonk:

Nein, solche Aspekte stehen bei Fragen des reinen Denkmalschutzes zunächst nicht im Vordergrund. Die berechtigten Belange der Denkmaleigentümer werden aber nach der Unterschutzstellung berücksichtigt, wenn es um konkrete Maßnahmen geht. Auch dies ist gesetzlich geregelt. Frau Hansen hat dies in den vergangenen Gesprächen zum Beispiel über den Brandschutz ja bereits demonstriert.

Ein weiterer Gegner des Denkmalschutzes für das Rathaus ist FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi. Er verlangte von Ihnen ein Eingreifen, weil die Diskussion über dieses Thema so intensiv sei. Und in der Tat ist die Denkmalschutzwürdigkeit des Baus in der Stadt ja umstritten.

Spoorendonk:

Diskussionen über Denkmalschutz sind gern mal intensiv. Das liegt in der Natur der Sache oder vielleicht besser gesagt im Auge des Betrachters. Denn nicht jedes Denkmal ist auch für jeden gleich schön oder schützenswert. Es geht im Denkmalschutz aber eben nicht nur um Ästhetik, sondern auch um Aspekte wie etwa Architekturgeschichte oder Stadtentwicklung und -planung. Und darüber lässt sich trefflich diskutieren oder gar streiten. Umso wichtiger sind die fachlichen Kriterien, und die sind im Fall des Ahrensburger Rathauses eindeutig und einhellig.

Würden Sie Ihre Haltung überdenken, wenn die Stadtverordneten am Montag nicht der SPD folgten und entschieden, dass die Stadt selbst keinen Antrag auf Denkmalschutz für das Rathaus stellt, ja wenn sogar der CDU-Antrag eine Mehrheit bekäme? Der fordert Sie ja ausdrücklich auf, den Denkmalschutz per Ministervorbehalt zu verhindern.

Spoorendonk:

Wie gesagt, es gibt für mich keinen Grund, in das laufende Verfahren einzugreifen.