Ahrensburger Ehepaar lässt alles zurück und arbeitet in Tansania ehrenamtlich für ein Entwicklungshilfeprojekt

Ahrensburg. Auf diesen Tag haben Eva, 58, und Nils Roscher, 54, lange gewartet. Heute ist er gekommen: Das Paar verlässt Deutschland, beider Ziel ist Tansania in Ostafrika, eines der ärmsten Länder der Welt. In der Küstenstadt Dar es Salaam werden die beiden Krankenpfleger, die seit 20 Jahren in Ahrensburg leben, vier Jahre lang ehrenamtlich eine Mission unterstützen. „Es war schon lange unser Wunsch, uns für ein Entwicklungsprojekt vor Ort zu engagieren“, sagt Eva Roscher. Sie wird von Dar es Salaam aus die Leitung des Logistikzentrums für das Mbesa Mission Hostpital in Südtansania übernehmen. Ihr Mann Nils soll das dazugehörige Gästehaus leiten, in dem durchreisende Missionare Unterschlupf finden.

Das Mbesa Mission Hospital ist das einzige Buschkrankenhaus im Umkreis von 250 Kilometern in der südlichen Steppe Tansanias. Es muss regelmäßig mit Geld und Waren aus der Großstadt versorgt werden. Dafür wird Eva Roscher zuständig sein. „Außerdem kümmere ich mich um die Finanzbuchhaltung, beschaffe Arbeitsgenehmigungen für Mitarbeiter oder Bus- und Flugtickets für Patienten und Missionare.“ An Erfahrung in Leitung und Organisation mangelt es ihr nicht. Jahrelang war sie Stationsleiterin der psychiatrischen Abteilung im Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus in Bargfeld-Stegen.

Nils Roscher arbeitete 26 Jahre in der Unfallchirurgie in den Asklepios Kliniken in Hamburg-St. Georg und Hamburg-Harburg. Neben der Gästehausleitung wird er auch weitere Aufgaben übernehmen. Etwa die Betreuung von Patienten, die aus dem Süden nach Dar es Salaam kommen. Der Krankenpfleger sagt: „Manche Patienten müssen in Fachkliniken in der Stadt behandelt werden. Ich werde sie dorthin begleiten, denn die meisten von ihnen waren noch nie in einer Stadt. Sie würden allein nicht zurecht kommen.“

In ihr gemeinsames Abenteuer starten die beiden gut vorbereitet. Sie haben sich mit der tansanischen Kultur auseinandergesetzt und wissen, was sie erwartet. Die zukünftige Leiterin des Logistikzentrums sagt: „Viele zwischenmenschliche Dinge werden in Tansania anders gehandhabt als bei uns.“ Manches könne man falsch verstehen. „Jeder muss einen Weg für sich finden, damit umzugehen“, fügt ihr Ehemann hinzu. Ein wenig Kiswahili haben sie bereits gelernt. „Dar es Salaam bedeutet ‚Hafen des Friedens‘“, erklärt Eva Roscher. Wenn das Paar ankommt, wird es einen zweimonatigen Sprachkursus absolvieren. Denn mit Englisch kommen sie in Tansania nicht sehr weit. Anschließend wollen die beiden drei Monate lang das Hinterland bereisen, um alle Einrichtungen der Mission und ihre Kollegen kennenzulernen. Erst im Juni dieses Jahres treten sie ihre eigentlichen Stellen an.

Eigentlich hatten sich die Eheleute dieses Projekt für ihre Rentenzeit vorgenommen. Doch dann entschieden sie sich anders. „Wir hatten das Gefühl, dass die Zeit dafür reif war“, sagt Eva Roscher. Weil sie Afrika schon seit Jahren bereisen, war der Ort für das Projekt schnell klar. Vor circa zwei Jahren wurde es dann konkret. Die beiden ließen sich ihre Tropentauglichkeit bestätigen und bewarben sich direkt vor Ort bei verschiedenen Trägern in mehreren afrikanischen Ländern. Die Mission „Forum Wiedenest“ sagte schließlich zu. Eva und Nils Roscher verpflichteten sich gleich für vier Jahre. Zwei Jahre wären auch möglich gewesen. „Aber bis man sich eingearbeitet hat und die Sprache halbwegs spricht, ist schon ein Jahr vergangen. Wir müssten gehen, kaum dass wir angekommen sind.“

Um sich ihren Traum zu erfüllen, haben die beiden vieles aufgegeben. Nils Roscher musste seinen Job kündigen. Seine Frau hatte Glück. Sie konnte sich für vier Jahre freistellen lassen. Ihr Haus in Ahrensburg haben sie verkauft, ihren Hausrat größtenteils verschenkt. „Die Reaktionen von unserem Umfeld waren erst mal verhalten. Manche waren sogar richtig beleidigt, dass wir sie verlassen“, sagt Nils Roscher. Nachdem sie aber den ersten Schock verdaut hatten, konnten sich die 34 Jahre alte Tochter und die Freunde des Paars doch mit ihnen freuen.

Viele von ihnen unterstützen sie auch mit Spenden. Darauf sind die ehrenamtlichen Helfer angewiesen.

Wer den beiden helfen möchte, kann auf folgendes Bankkonto einzahlen: Forum Wiedenest, Voba Oberberg, Wiehl, BIC: GENODED1WIL, IBAN: DE71 3846 2135 2202 7000 15, Verwendungszweck: Nils und Eva Roscher 63000.