Plan von Sigmar Gabriel, die Förderung erneuerbarer Energien zu kürzen, gibt Kritikern Hoffnung

Bargteheide. Während der Vorschlag des SPD-Bundeswirtschaftministers für parteiinternen Zwist sorgt und in der Zentrale der Genossen an der Kieler Förde hohe Wellen schlägt, lehnt sich Hartmut Scheffler im kleinen Jersbek entspannt zurück. Er hat den Vorstoß von Sigmar Gabriel, die Subventionen für erneuerbare Energien zu drosseln, aufmerksam verfolgt. „Mit einem fröhlichen Gesicht“, sagt Scheffler, der eine Initiative gegen den im benachbarten Bargteheide geplanten Windpark gegründet hat und nun Aufwind spürt. „Wird Gabriels Plan umgesetzt, wird die Finanzierung von Windkraft reduziert“, sagt er. „Und das könnte den Windpark Bargteheide stoppen.“

Etwas Schöneres könnten sich der Jersbeker und seine Mitstreiter von der Bargteheider Initiative Gegenwind kaum vorstellen. Das Aus für den Bürgerwindpark Bargteheide ist ihr erklärtes Ziel. Seit Monaten führen sie einen erbitterten Kampf gegen das Aufstellen von Anlagen am Glindfelder Weg. „Gabriel will etwas gegen vertanes Steuergeld tun. Das begrüße ich. Aber gleichzeitig ist er nicht grundsätzlich gegen Windkraft. Und das ist auch bei uns so“, sagt Scheffler. Er und die anderen Kritiker lehnten Windkraft nicht total ab. „Sie gehört nur einfach nicht da hin, wo sie für Menschen und Tiere gefährlich werden könnte.“

Statt die Räder wie geplant in der Nähe von Wohnbebauung aufzustellen, hätten sie in die Nähe der Autobahn gehört. Scheffler: „Und nicht da, wo Landschafts- und Naturschutz zu beachten sind“ – und angesichts der Sichtachse zwischen Windpark und Jersbeker Barockgarten obendrein Denkmalschutz.

Der Geschäftsführer des geplanten Windparks zweifelt nicht am Projekt

Das Vorhaben des Bundeswirtschaftsministers werde auf jeden Fall die Renditen für Windparks senken. Und das mache auch den Bargteheider Bürgerwindpark weniger interessant.

Joachim Teschke, einer der beiden Geschäftsführer der Bürgerwindpark Bargteheide GmbH und Co KG, schätzt die Lage anders ein und gibt sich dabei ebenfalls entspannt. „Es besteht kein Grund, in Hektik zu verfallen“, sagt Teschke. Der Windpark sei nach jetzigem Stand nicht gefährdet. Und was den Gewinn angehe, habe man vorgesorgt. Teschke: „Wir haben bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung eine Reserve eingebaut.“ Im Übrigen sollen Onshore-Anlagen ab 2015 mit 8,9Cent pro Kilowattstunde vergütet werden. Teschke: „Damit würde sich nichts ändern.“ Und das sei logisch. „Onshore-Windanlagen sind die preiswerteste Alternative für Stromerzeugung.“ Das habe Gabriel offenbar erkannt. „Teuer ist die Kohle.“ Da man aber Verschmutzungszertifikate verramsche, könne sie zum Spottpreis erzeugt werden. Teschke: „Und die Kosten werden sozialisiert.“

Fakt bleibt jedoch: Die Förderung der Windenergie an Land wird gekürzt. Die Vergütung soll in 2015 um zehn bis 20 Prozent unter dem Niveau von 2013 liegen. Grund für Torsten Albig (SPD), dem Ministerpräsidenten des windreichen Schleswig-Holstein, Kritik an Gabriels Plänen zu üben. Im Bargteheide ist man gelassen. Noch. Teschke: „Es ist ein Positionspapier. Aber wir werden die Entwicklung genau beobachten.“