Auch am Montag brennen Hunderte Strohballen im Ahrensburger Ortsteil Ahrensfelde. Landwirt Hans-Jürgen Wriggers ist zum dritten Mal betroffen

Ahrensburg. Das braune Pferd trottet hinter seinem Besitzer die Dorfstraße entlang. In der Luft liegt der Geruch der Ställe. Bis auf die Reiter ist am Vormittag dieses trüben Januartages im Ahrensburger Ortsteil Ahrensfelde kein Mensch unterwegs. Nur gelegentlich rauscht ein Auto in Richtung Stadtzentrum vorbei. Doch die dörfliche Idylle täuscht, ein Feuerteufel bereitet Landwirten, Pferdebesitzern Anwohnern und den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr große Sorgen. Seit Ende Oktober haben ein oder mehrere Brandstifter vier Strohballenlager auf den Feldern in der unmittelbaren Umgebung angezündet. Die Abstände zwischen den Bränden wurden immer kürzer. Zuletzt schlug der Täter an diesem Wochenende zu – zwei Mal.

Landwirt Hans-Jürgen Wriggers sitzt in der Wohnküche seines Hofes. Der Landwirt reibt sich die Augen, gähnt immer wieder. Er hat in der Nacht zu Montag kaum ein Auge zugemacht. Um 1.30 Uhr hat ihn der Alarm seines Feuerwehrmelders aus dem Schlaf gerissen. Wriggers: „Als ich aus der Haustür gegangen bin, habe ich schon den Feuerschein gesehen und das Schlimmste geahnt.“ Als er – Wriggers ist seit rund 30 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv – die Kameraden an der Wache trifft, bestätigt sich die Vorahnung des Landwirtes: Auf einem Feld in Ahrensfelde brennen Strohballen. Und: Es sind schon wieder seine Strohvorräte, die der unbekannte Brandstifter angezündet hat. Von den vier Brandstiftungen an Strohballen auf den Ahrensfelder Feldern, war Wriggers dreimal betroffen. Nur am vergangenen Sonnabend zündeten die unbekannten Täter Strohballen auf dem Feld eines anderen Landwirtes an.

Als die ehrenamtlichen Helfer auf dem Feld an der Straße Up’n Barg eintreffen, ist es schon zu spät. Sie können das Feuer nicht mehr löschen, sondern nur noch dafür sorgen, dass es kontrolliert abbrennt. 500 Ballen mit einem Durchmesser von jeweils 1,80 Meter sind es – laut Hans-Jürgen Wriggers ein Schaden von rund 15.000 Euro. Peter Körner, Wehrführer in Ahrensfelde: „Der Täter muss Benzin oder einen anderen Brandbeschleuniger benutzt haben.“ Seinen Verdacht begründet er mit der Art und Weise, wie die Ballen abgebrannt sind: „Als wir angekommen sind, haben die Ballen auf einer Länge von rund 100 Metern gleichmäßig gebrannt. Das Feuer ist also nicht von einem Ballen auf die anderen übergesprungen.“

Das glaubt auch Landwirt Wriggers: „Beim ersten Feuer im Oktober konnten wir noch einige Strohballen retten, das war diesmal unmöglich“, sagt er und fügt mit bitteren Unterton hinzu: „Der Täter hat offenbar dazu gelernt. Die Brandserie wird mit jedem Male beängstigender.“

Wriggers war bis um sechs Uhr auf seinem Feld. Drei Stunden später haben seine Kameraden den Einsatz beenden können. „Ich habe Angst, dass der Täter wieder zuschlägt“, sagt Wriggers. Neben ihm lagern noch fünf andere Ahrensfelder Landwirte ihre Strohballen-Vorräte auf den Feldern. Wriggers: „Die Vorräte sind versichert, aber ich bin in Sorge, dass die Versicherungen in Zukunft keinen Schutz mehr geben wollen, wenn die Serie nicht abreißt.“

Beunruhigt sind auch die Pferdebesitzer in Ahrensfelde. Sie benötigen das Stroh, um die Ställe ihrer Tiere auszulegen. Zudem dient das getrocknete Getreide auch als Futtermittel. Doch auch ein anderer Umstand belastet die Reiter. Andrea Lutzenberger, Betreiberin einer Pferdepension an der Straße Up’n Barg: „Wir sind in Sorge, dass der Täter vielleicht noch näher an die Ställe herankommt und anfängt, das Stroh auf den Höfen anzuzünden.“

Sie hatte am frühen Sonnabendmorgen das Feuer an der Straße Ahrensburger Redder entdeckt. Auf dem Feld waren 300 Ballen abgebrannt (wir berichteten). Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute sind aufgrund der nächtlichen Einsätze am Ende ihrer Kräfte, wie Ahrensburgs Wehrführer Florian Ehrich sagt. „Die Stimmung ist schlecht“, bestätigt auch der Ahrensfelder Kollege Peter Körner: „Wir helfen gerne, aber diese mutwillig verursachten Einsätze zerren an der Moral.“ Wie viele vermutet der Feuerwehrmann, dass ein Pyromane in Ahrensfelde am Werk ist. Einer, da ist sich Landwirt Wriggers sicher, der sich gut auskennt. „Zu dem Strohballenlager, das Montagmorgen gebrannt hat, kommt man nur, wenn man sich auskennt.“ Die Straße Up’n Barg ist lang, unbeleuchtet und ihre Asphaltierung endet nach wenigen Kilometern, um sich in einem matschigen Feldweg zu verwandeln.

Die Polizei vermutet einen Zusammenhang zwischen den vier Taten. Mit den Ermittlungen ist die Kripo Ahrensburg beschäftigt. Doch die sind bei Brandstiftungen schwer. Sprecherin Sonja Kurz: „Das Problem ist, dass bei einem Feuer alles vernichtet wird, auch Hinweise.“ Laut Kurz wendeten die Ermittler neben der Untersuchung am Tatort, zusätzliche andere Taktiken an, um den Täter zu überführen. Welche, das verraten die Ermittler aus taktischen Gründen nicht.