Traditionsfirma Wilke will expandieren. Wirtschaftsminister Meyer zu Besuch. Problem: Das Wunschgelände ist ein Wald

Trittau. Stormarns Wirtschaft wächst. Jüngstes Beispiel: die Trittauer Traditionsfirma Wilke Fahrzeugbau. Sie will expandieren und ihr Grundstück an der Otto-Hahn-Straße erweitern – und das um beachtliche 7000 Quadratmeter. „Wir brauchen den Platz als Stellfläche für unsere Fahrzeuge“, sagt Stefan Wilke, der das Familienunternehmen mit seinem Bruder Knut Wilke führt und das Betriebsgelände mit der Erweiterung nun um fast die Hälfte vergrößern will. Bürgermeister Walter Nussel freut sich, dass die Firma und damit der Ort prosperiert. Auch die Politik sehe das positiv. Inklusive der Grünen. Und das zu betonen, ist wichtig. Denn die Firma will an den Wald ran, der hinter ihrem Grundstück liegt.

Ein mutiges Vorhaben. Wald gegen Autostellflächen einzutauschen, birgt Sprengstoff. Die Diskussionen um den Supermarkt im Wald in Großhansdorf sind noch nicht vergessen. „Ich weiß, dass es Proteste geben wird. Aber was sollen wir machen“, sagt Stefan Wilke. Er fürchtet, dass die Erweiterungspläne scheitern könnten und rechnet ansonsten damit, dass es dauern dürfte, bis tatsächlich die ersten Bäume fallen.

„Wir haben uns deswegen schon um eine Übergangslösung gekümmert und ein Grundstück an der Carl-Zeiss-Straße erworben“, sagt der Firmenchef. So richtig bringe das den Betrieb aber nicht voran. Denn das von der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) erworbene Grundstück hat mit 5300 Quadratmeter zwar annähernd die gewünschte Größe. „Aber es ist einfach zu weit weg von unserem Firmensitz.“, sagt Stefan Wilke mit sorgenvoller Miene. Sein Problem ist mittlerweile im Wirtschaftsministerium gelandet. Und von dort kommen positive Signale. Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) machte sich höchstpersönlich auf den Weg, um die 1905 gegründete Trittauer Traditionsfirma in Augenschein zu nehmen und sich das Problem von den Wilke-Chefs vor Ort schildern zu lassen. Jetzt weht in Trittau Rückenwind aus Kiel.

„Natürlich ist ein Zielkonflikt damit verbunden“, sagte der Minister. Hinter dem Vorhaben stehe die Grundsatzfrage: Wald erhalten oder die Wirtschaft fördern? „Aber erstens ist Wald nicht gleich Wald“, sagte Meyer. „Das muss man sich genau ansehen und aussteuern.“ Und zweitens gehe es auch darum, Arbeitsplätze zu sichern und Menschen in Lohn und Brot zu bringen. Meyer: „Außerdem wird bei diesem Thema oft verkannt, dass beim Fällen von Bäumen an anderer Stelle dafür aufgeforstet wird.“ Die Ausgleichsflächen seien manchmal sogar doppelt oder dreifach so groß, wie die Fläche, die es zu ersetzen gelte.

Unterstützung für Wilke kommt auch aus der Kreisverwaltung. Landrat Klaus Plöger, der Wirtschaftsminister Reinhard Meyer bei seinem Besuch in Trittau begleitete, machte eine klare Ansage: „Wenn eine Firma expandieren will, ist das positiv. Dann muss man auch die Möglichkeiten dafür schaffen, dass das klappt.“ Er sei kein Mann, der erst einmal feststellt, warum etwas nicht funktioniere. Plöger: „Ich suche nach Lösungen.“ Und das hat der Landrat getan und sich in Trittau umgesehen. Ergebnis: Eine Teilfläche der Wilke gegenüberliegenden Betriebsstätte von E.on könnte von dem Fahrzeugbauer erworben werden.

Die Firmenchefs des Trittauer Unternehmen zeigten sich positiv überrascht von diesem Vorschlag. Stefan Wilke: „Vorausgesetzt E.on stimmt zu, könnten wir dort die privaten Fahrzeuge unserer Mitarbeiter abstellen und den Parkplatz auf unserem Gelände dann anders nutzen.“ Zusammen mit dem neu erworbenen Grundstück an der Carl-Zeiss-Straße wäre es so denkbar, die dringend benötigte Erweiterung der eigentlichen Firmenfläche hinauszuschieben. Auf Dauer sei das Problem damit aber nicht gelöst. Wilke: „Wir brauchen eine Fläche, auf die wir unsere Fahrzeuge bringen können, ohne öffentliche Wege zu benutzen.“ Die Fahrzeuge seien ja noch nicht für den Verkehr zugelassen.

Die Firma Wilke hat aber noch eine andere nicht politische, sonder privatwirschaftliche Hürde zu nehmen: Der Wald ist in Privatbesitz. Und der Besitzer will nicht verkaufen. „Es gibt Schwierigkeiten“, sagt Stefan Wilke. In diesem Fall kann auch ein Wirtschaftsminister nicht helfen. Der reiste allerdings mit einem Versprechen ab: Sobald die Eigentumsfrage geklärt ist und nach entsprechenden Gutachten von der Unteren Naturschutzbehörde grünes Licht kommt, sei mit der Zustimmung der Landesplanung zu rechnen.