Schaulaufen bei der „Night of the Profs“ am kommenden Freitag im Marstall. Veranstalter ist die Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft

Ahrensburg. Uwe Rehder organisiert Veranstaltungen, aus denen die Besucher meist klüger herauskommen als sie hineingegangen sind. Am kommenden Freitag will er das Bildungsziel noch übertreffen. Dann nämlich können die Leute viermal so viel lernen wie sonst. Die Rede ist von der „1. Ahrensburger Nacht des Wissens“, bei der am 24. Januar im Marstall vier wissenschaftliche Vorträge an einem Abend gehalten werden. Im Laufe der um 18.30 Uhr beginnenden Veranstaltung werden der Historiker Manfred Hanisch, der Physiker Wolfgang Duschl, der Zoologe Alexander Klimovich und der Materialwissenschaftler Rainer Adelung in jeweils nur 30 Minuten spannende neue Forschungsergebnisse vortragen und danach kurz mit dem Publikum diskutieren.

Mit dem Kompaktprogramm wird ein Doppeljubiläum der Schleswig-Holsteinischen Universitäts-Gesellschaft, kurz SHUG, gefeiert. Die Großhansdorfer Sektion ist gerade 50 Jahre alt geworden, die Ahrensburger Schwester hat 20. Geburtstag. Und die Wissensnacht wird gewissermaßen als Schaulaufen einer 95 Jahre alten Institution genutzt, die trotz ihres Alters jung geblieben ist und immer wieder neue Freunde gewinnen möchte.

Eine vergleichbare Einrichtung gibt es bundesweit nirgends

„Die Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft ist eine einzigartige Einrichtung. Sie will Wissen allgemein verständlich unters Volk bringen. Es gibt zwar in einigen deutschen Groß- und Universitätsstädten Einrichtungen mit ähnlichem Auftrag, nirgendwo aber eine vergleichbare Versorgung in einem Flächenland“, sagt Uwe Rehder, in Personalunion Leiter der Sektionen Ahrensburg und Großhansdorf. Für die Wirkung in der Breite der Bevölkerung und in der Fläche des Landes sorgt altbewährte Organisation: Es geht darum, viele Menschen in Schleswig-Holstein an den Forschungsergebnissen der Christian-Albrechts-Universität in Kiel teilhaben zu lassen. Deshalb werden deren Professoren angehalten, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in allgemein verständlichen Vorträgen zu präsentieren. Für die Versorgung vor Ort sind die 49 über das Bundesland verteilten Sektionen zuständig, die aus dem üppigen Fundus eines jährlich erscheinenden Katalogs mit ungefähr 800 Vorträgen auswählen, was sie hören wollen.

„Für unsere jeweils elf Vorträge im Jahr in Ahrensburg und Großhansdorf läuft das basisdemokratisch ab“, erzählt Rehder. Mitglieder und Newsletter-Abonnenten nennen ihre Favoriten, eingeladen werden die am häufigsten genannten. Rehder: „Besonders populär sind bei uns historische und pädagogische Themen, aber auch Vorträge, die mit Reisen und Exkursionen zu tun haben.“ Klar, dass für die „1. Ahrensburger Nacht des Wissens“ nur Highlights ausgewählt wurden. „Drei unserer vier Vorträge waren bei der jährlich stattfindenden Kieler ‚Night of the Profs‘ unter den populärsten, zwei Referenten bekamen sogar den Titel ‚Prof of the Night‘“, sagt Rehder und erzählt, dass die Dozenten gerne die Zusatzarbeit übernehmen: „Die Vorträge sind auch für sie lehrreich, weil sie knapp und klar formulieren müssen. Auch die anschließende Diskussion mit Laien eröffnet manchmal neue Perspektiven – gerade in Ahrensburg, wo sich zu jedem Thema ein Experte findet.“

Uwe Rehder hofft, dass die „1. Ahrensburger Nacht des Wissens“ den Marstall füllt und beste Werbung dafür sein wird, dass die SHUG Neumitglieder und Interessenten gewinnt. „Unser universitärer Name wirkt leider etwas abschreckend. Deshalb haben wir zusätzlich das Motto ‚Wissenschaft für alle‘ gewählt. Wer erstmals dabei ist, wird merken, dass unsere Vorträge unterhaltsam sind und man ihnen auch ohne akademische Ausbildung folgen kann.“

Uwe Rehder, 66, ist Mediziner und Physiker, er hat lange als Oberarzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie am UKE in Hamburg gearbeitet. Seit mehr als sechs Jahren ist er ehrenamtlicher Sektionsleiter – was er als Bereicherung, nie als Belastung empfindet. Außerdem hat er als Gastgeber einen exklusiven Bonus: Traditionell bewirtet der Sektionsleiter die Vortragenden vor Beginn der Veranstaltung bei sich zu Hause. Rehder: „Bei der Suppe habe ich alle diese interessanten Gesprächspartner eine Stunde lang für mich. Das ist wie ein privates Studium generale.“

Außerdem sind die Vorträge selbst meist ein großes Vergnügen. Rehder erzählt von dem 86 Jahre alten Theologen Martin Metzger, der bei seinen Vorträgen zu Themen der biblischen Archäologie virtuos Dia-Projektor, Beamer, Laptop und Lautsprecher handhabte. Für Rehder steht nach diesem Beispiel fest: „Vortragstätigkeit hält geistig fit.“ Das gilt übrigens auch für die Zuhörer.