Aktionsplan liegt im Rathaus aus. Bürger können Hinweise und Anregungen geben

Reinbek. Wie laut ist es in meinem Wohngebiet, und was macht die Stadt gegen die Lärmbelästigung? Auf diese Fragen möchte die Stadt Reinbek mit der Auslegung des Lärmaktionsplans Antworten geben. Zudem können Einwohner selbst Anregungen geben oder Straßen benennen, an denen es besonders laut ist und die bisher in der Erhebung nicht berücksichtigt wurden. Dafür liegen bis Mittwoch, 12. Februar, die Gutachten, Messungen und ein Maßnahmenkatalog im Rathaus aus. Außerdem ist für den heutigen Mittwoch, 15. Januar, ein Informationsabend im Sitzungssaal geplant. Ab 19Uhr können Reinbeker Fragen zum Lärmaktionsplan stellen.

Hintergrund ist eine EU-Richtlinie. Kommunen müssen einen Lärmaktionsplan erstellen und diesen alle fünf Jahre aktualisieren. Die erste Erhebung erfolgte 2008. Im vergangenen Jahr wurde für etwa 40.000Euro erneut gemessen und ausgewertet. „Wie wir es bereits erwartet hatten, hat der Verkehr auf der K 80 in Richtung Autobahn deutlich zugenommen“, sagt Sabine Voß, die im Rathaus für Stadtentwicklung und Umwelt zuständig ist.

Bisherige Ideen zur Lärmminderung an der Kreisstraße scheiterten jedoch immer wieder. Beispielsweise schlug die Verwaltung in ihrer ersten Auswertung vor, zwischen der Märchensiedlung und der K 80 eine Lärmschutzwand oder einen -wall zu errichten. Der Bau würde rund 180.000 Euro kosten und eine Pegelminimierung von mehr als drei Dezibel bewirken. Doch der Kreis, der für die Kreisstraßen in Stormarn zuständig ist, lehnte den Bau ab. „Der Kreis würde nur einen Lärmschutz bauen, wenn die Straße ausgebaut wird“, sagt Thomas Link, Leiter des Tiefbauamtes in Reinbek. Somit müsste die Stadt selbst für die Baukosten aufkommen – Geld das Reinbek allerdings nicht habe.

Auch der Vorschlag, den Lärm mittels einer festen Blitzerampel an der K80 zu reduzieren, scheiterte. Die Polizei sehe dafür nicht die Notwendigkeit. „Die K 80 ist kein Unfallschwerpunkt“, sagt Eggert Werk, Chef der Reinbeker Polizei, der wegen des Lärmaktionsplans von der Verkehrsbehörde befragt wurde. „Zudem ist das Verkehrsaufkommen auf der Straße oft so hoch, dass Autofahrer nicht so schnell fahren können, wie sie überhaupt dürfen“, so Werk. 50.000 Euro würde eine solche Anlage kosten. Somit stimmte bei dieser Maßnahme auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht, das im Lärmaktionsplan auch aufgeführt sein muss.

In der jetzt überarbeiteten Version spricht sich die Verwaltung nun dafür aus, die Höchstgeschwindigkeit auf der K 80 zwischen dem Mühlenredder und der Gutenbergstraße von Tempo 60 auf 50 zu reduzieren. Eine weitere mögliche Maßnahme könnte spezieller Asphalt sein, der Fahrgeräusche spürbar reduziere.

„Solche Maßnahmen setzen wir jedoch nicht sofort um“, sagt Sabine Voß. Die Ergebnisse dienen den Fachausschüssen als Beratungsgrundlage. „Steht beispielsweise die Sanierung einer Straße an, könne mit dem Lärmaktionsplan geprüft werden, ob spezielle Baumaßnahmen zur Lärmminimierung führten“, erklärt die Verwaltungsmitarbeiterin. Ob die empfohlenen Maßnahmen letztlich umgesetzt werden, hängt dann von der Politik ab. Denn einen gesetzlichen Anspruch auf Lärmschutz haben Anwohner nicht, die an einer Straße wohnen, die laut Aktionsplan besonders belastet ist.

Neben der K 80 haben die beauftragten Ingenieure eines Büros für Akustik, Luftreinhaltung und Immissionsschutz alle Straßen mit einem hohen Verkehrsaufkommen untersucht. Dazu gehören alle Strecken auf denen binnen 24 Stunden mindestens 8220 Autos unterwegs sind. „Es fließt nur Verkehrslärm in die Untersuchung ein. Nachbarschaftslärm wurde zum Beispiel nicht berücksichtigt“, erklärt Voß.

In der Innenstadt sind laut Erhebung 3414 Menschen von Lärm betroffen. Sie sind täglich Lautstärken von bis zu 60 Dezibel ausgesetzt, was vergleichbar mit einem Fernseher auf Zimmerlautstärke ist. 534 Reinbeker haben täglich sogar mit bis zu 75 Dezibel eine Geräuschkulisse eines in zehn Meter Entfernung vorbeifahrenden Autos.

Damit dieser Pegel reduziert werde, empfehlen die Experten und die Verwaltung beispielsweise nächtliche Tempolimits von 30 auf Straßen, an denen viele Wohnhäuser stehen. Doch auch die Meinung der Bürger ist jetzt gefragt und wird berücksichtigt. Beispielsweise hat sich bei der ersten Auslegung ein Bürger über den Sirenenlärm an der Rettungswache beschwert. Die Stadt ließ daraufhin prüfen, ob eine Ampelschaltung, die die Einsatzkräfte steuern könnten, lärmminimierend wirken würde. Doch auch in diesem Fall sei es nicht wirtschaftlich. Denn die technische Einrichtung für die Rettungsautos ist sehr teuer, und der Nutzen wäre nur minimal.