Neujahrsempfang des Stadtforums: Geschäftsimmobilien seien in der Hand zu weniger Anbieter, sodass Marktmechanismen nicht mehr griffen

Ahrensburg. „Es gibt zwar den einen oder anderen Leerstand in Ahrensburg, aber dennoch kann hier noch gut eingekauft werden“, konstatierte Stormarns Landrat Klaus Plöger in seinem launigen Grußwort beim Neujahrsempfang des Stadtforums Ahrensburg. Wer sich anschließend im Kneipenrestaurant Berlin Milljöh, in das die Kaufleutevereinigung zu Speis und Trank geladen hatte, unter den Geschäftsinhabern umhörte, konnte allerdings auch kritischere Stimmen zur Situation des Einzelhandels in der Schlossstadt vernehmen. Tenor: Wenigstens in einigen Bereichen des Zentrums sind nach ihren Beobachtungen die Mieten zu hoch.

„Das gilt zwar nicht für die Manhagener Allee, wo wir unser Geschäft haben, wohl aber für die Hagener Allee“, sagte Jörg Boy, der zusammen mit seiner Frau Marion ein Delikatessengeschäft besitzt und führt. „Da haben Leute, die die Situation nicht kennen, falsche Vorstellungen“, klagte der Einzelhändler weiter. Solche Mieten könnten sich nur noch größere Ketten leisten. Boy: „Ich finde es auch nicht gut, dass nun eine weitere Filiale eines Großbäckers am Rondeel eröffnet.“

Auch Alexandra Schokrowski, Mitinhaberin des alteingesessenen Elektrogeschäfts Clasen & Co an der Hamburger Straße, meinte, im Umfeld seien die Mieten zu hoch. Das sei ein allgemeiner Eindruck, ihr Geschäft sei allerdings schon lange in den Räumen und daher davon nicht betroffen. Hinzu komme für viele Einzelhändler die immer stärkere Konkurrenz durch das Internet. Schokrowski: „Wir versuchen, das mit unserem Service wettzumachen.“

Norman Argubi, dessen Finanz-Center auch bei Baufinanzierungen und Immobilienkäufen berät, bezeichnete Ahrensburg gar als „schwieriges Pflaster für Geschäfte“. Entweder seien die Mieten zu teuer, oder der Vermieter wolle einen langfristigen Vertrag, beispielsweise über zehn Jahre, schließen und den Mieter verpflichten, die Räumlichkeiten auf eigene Kosten umzubauen. Gerade jüngere Geschäftsleute, die einen Laden eröffnen wollten, könnten sich das nicht leisten, wohl aber große Ketten, die Filialen auch in vielen anderen Städten hätten.

Argubi, der betonte, er äußere sich nicht als Vorstandsmitglied des Stadtforums, sondern als Geschäftsinhaber, sagte weiter: „In Ahrensburg greifen die üblichen Marktmechanismen nicht, weil es auf diesem Immobilienmarkt nur fünf bis sechs Anbieter gibt.“ Die Konkurrenz sei nicht stark genug. Argubi: „Das gefährdet die Vielfältigkeit einer Innenstadt.“

Die Kaufleutevereinigung Stadtforum macht sich insbesondere für kleinere Einzelhändler stark. Ahrensburgs CDU-Fraktionschef Tobias Koch wollte der Einschätzung Argubis nicht widersprechen. „Das führt auch zu längeren Leerständen, an denen die Politik aber nichts ändern kann“, sagte der Christdemokrat weiter, zeigte sich aber sonst einverstanden mit den Beobachtungen des sozialdemokratischen Landrats Plöger. Tobias Koch: „Trotzdem hat Ahrensburg kein Leerstandsproblem.“

Erst kürzlich hat der Fischhändler Hagenah nach nur wenigen Monaten sein Geschäft im Ahrensburger Einkaufszentrum CCA wieder aufgegeben. Zuvor hatte der Wettbewerber Fisch Schloh die Räumlichkeiten verlassen. Am Rondeel stehen zwei Ladenflächen leer, zudem haben die A-B-T Anlagen der Bild- und Tontechnik GmbH (Hamburger Straße) und die Restaurantkette Maredo (Neue Straße) ihre Geschäfte in Ahrensburg geschlossen. „Die Mieten sind nach meinem Eindruck nicht nur ein Problem für die Einzelhändler , sondern auch für die Restaurants“, sagte die Wirtin des Berlin Milljöh, Sabaheta Manz.