Zahl steigt laut Studie in Stormarn bis 2030 drastisch. Im Schnitt zahlen Männer 21.000 und Frauen 45.000 Euro selbst

Ahrensburg. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt in Schleswig-Holstein noch einmal deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport hervor, den die Barmer GEK jetzt vorgelegt hat. Demnach ist damit zu rechnen, dass es bis zum Jahr 2030 in Schleswig-Holstein 54 Prozent mehr Menschen geben wird als jetzt, die auf Pflege angewiesen sind. Deutschlandweit sind es dagegen 47 Prozent.

Der Kreis Stormarn hat laut der Untersuchung noch eine deutlich höhere Zunahme an Pflegebedürftigen zu erwarten. Laut Report ist dort mit einem Plus von 66,5 Prozent zu rechnen. Das ist landesweit der zweitgrößte Anstieg. Lediglich im Kreis Segeberg (76 Prozent) ist der Wert noch höher.

Die regionalen Unterschiede in der Entwicklung seien besonders auffällig, heißt es in der Untersuchung der Barmer GEK. So werden etwa in Lübeck und Kiel Steigerungen von rund einem Drittel erwartet. Besonders hoch sind dagegen die Zahlen in Brandenburg und Bayern. In dortigen Regionen könnte sich die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 mehr als verdoppeln.

Verantwortlich für den Anstieg ist laut Pflegereport allein die älter werdende Bevölkerung. Es heißt: „Hätte sich der Altersaufbau der Bevölkerung nicht verändert, wäre die Zahl der Pflegebedürftigen nicht gestiegen.“

Schon im vergangenen Jahr jedoch habe sich die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland mit 2,5 Millionen auf einem Höchststand befunden. Bis 2050 werden demnach 4,5 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen sein.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, würden immer häufiger Rehabilitationsmaßnahmen angewandt. „Der Grundsatz ‚Reha vor Pflege’ lebt. Der Bedarf wird erkannt, die Kassen sind leistungsbereit“, sagt Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK.

Kommt es jedoch dazu, dass jemand gepflegt werden muss, steigen auch Eigenanteile der Finanzierung erneut. Die Kosten fallen in allen Pflegestufen deutlich höher aus als die Versicherungsleistungen. Laut Barmer GEK müssen Männer mit lebenslangen privaten Pflegekosten von 21.000 Euro rechnen, Frauen mit 45.000 Euro.

Um auf die steigenden Zahlen der Pflegebedürftigen zu reagieren, will der Kreis Stormarn noch in diesem Jahr Konsequenzen ziehen: „Wir haben Finanzmittel in den Haushalt eingestellt, um einen Pflegestützpunkt in Stormarn einzurichten“, sagt Margot Sinning (SPD), Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreistags.

Sinn eines Pflegestützpunktes ist es, betroffenen Familien die Möglichkeit zu geben, sich vor Ort unabhängig zu informieren. Die meisten anderen Kreise in Schleswig-Holstein verfügen bereits über eine solche Einrichtung.

„Wir wollen noch in diesem Jahr ein Konzept ausarbeiten und dieses auch umsetzen“, sagt Sinning. Sie gehe davon aus, dass der Pflegestützpunkt nach der Sommerpause eingerichtet werden könne. Die Beratungsstelle solle beim Kreis Stormarn angesiedelt werden. „Wir haben uns bewusst gegen einen freien Träger entschieden, weil die Bürger eine unabhängige Beratung wollen und brauchen.“

Laut Sinning, die gelernte Altenpflegerin ist, sollen künftig Sprechstunden in verschiedenen Teilen des Kreises angeboten werden. Den Zulauf könne sie noch nicht schätzen. „Erfahrungsgemäß nutzen die Meisten solche Angebote erst, wenn sie betroffen sind.“

Durchschnittlich verbringen Männer derzeit, so steht es in dem Report, 1,41 Jahre ihres Lebens in Pflege. Bei Frauen sind es 2,78 Jahre. In diese Statistik sind auch diejenigen eingerechnet, die niemals Pflege benötigen. Dass die Dauer der Pflege mehr als zehn Jahre beträgt, ist bei 20 Prozent der betroffenen Männer und bei 30 Prozent der betroffenen Frauen der Fall.

Die Einrichtung eines Pflegestützpunktes ist nicht das einzige Vorhaben, mit dem der Kreis auf die Veränderung der Altersstruktur reagieren will. In der zweiten Jahreshälfte 2014 soll eine Demografiekonferenz in Stormarn ausgerichtet werden, sagt Margot Sinning. Sie gehört auch einer der Arbeitsgruppen an, die zu diesem Anlass Themen wie „Pflege/Gesundheit“, „Arbeitnehmer“ und „Raumplanung“ vorbereiten. Sinning: „Es beteiligen sich unterschiedliche Fachleute, unter anderem auch aus der Wirtschaft.“