Eine Glosse von Rainer Burmeister

Ich bin gern mit dem Fahrrad unterwegs – und das meistens mehrmals die Woche. Erstens, weil es der Gesundheit gut tut, und zweitens, weil es Spaß macht, auf diese Weise ein bisschen im Revier herumzukommen.

In den vergangenen Tagen war das Radeln besonders spannend. Denn meine alte Fahrradklingel, die ohnehin nur noch müde rasselte, hatte endgültig ihren Geist aufgegeben. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich es zunächst nicht geschafft, mir eine neue Glocke zu besorgen. Und so wurde ich zum Radfahrer, der sein Klingel-Defizit anderweitig auszugleichen versuchte.

Oft habe ich fröhlich und lautstark gepfiffen, um auf gemeinsamen Gehund Radwegen Fußgänger auf mich aufmerksam zu machen. Manchmal genügte es auch, die Gangschaltung laut klacken zu lassen. In Notsituationen rief ich auch schon mal „Vorsicht“ oder bei Hunden „Na, wo willst du denn hin?“ Wobei mich die Erfahrung lehrte, dass Hunde stets schnurstracks auf das Vorderrad zulaufen.

Als ich einen Hauseigentümer im Blick hatte, der in das Fegen seines Gehwegs vertieft war, rief ich schon aus 50 Meter Entfernung: „Darf ich da mal durch?“ – „Klar doch, schönes Wetter heute“, entgegnete der Saubermann und machte Platz.

Diese Begegnungen werde ich künftig missen. Denn es ist mir nun doch noch gelungen, für 2,79 Euro eine neue Klingel zu kaufen. Seitdem ich die am Lenker befestigt habe, kann ich endlich wieder richtig Kniegas geben. Ein ganz neues Fahrgefühl. Also aufgepasst, liebe Verkehrsteilnehmer: Der Typ, der da klingelnd durch die Gegend rast, als ob er einen an der Glocke hätte, der bin ich!