Im Oktober brannte das Haus der Ahrensburger Familie L. ab. Jetzt leben Eltern und vier der Kinder in der Notunterkunft

Ahrensburg. In den Vorgärten der Häuser entlang der Gustav-Delle-Straße in Ahrensburg leuchten Lichterketten an Bäumen und Büschen. Porzellanengel teilen sich Fensterbänke mit Holzweihnachtsmännern und Kerzen; durch die Wohnzimmerfenster sind Tannenbäume in allen Ausführungen (groß, klein, krumm und kerzengerade) zu sehen. Nur bei Kirsten und Wolfgang L. erinnert an diesen Weihnachtstagen nichts an das Fest der Feste. Erstmals. Für Weihnachten mit Tannenbaum, Dekorationen und Geschenketischen fehlt dem Paar und seinen fünf Kindern der Platz.

Trotz intensiver Suche konnte die Familie keine Wohnung finden

Kirsten und Wolfgang L. sitzen auf der Eckbank ihres Wohnwagens, auf dem Tisch steht eine gekaufte Torte, die Kaffeemaschine rumpelt im Hintergrund. Wenige Meter von ihrer zwölf Quadratmeter großen Notunterkunft entfernt liegen die Überreste jenes Hauses in Containern, das die Eheleute vor 28 Jahren gekauft, renoviert und in dem sie ihre fünf Kinder großgezogen haben. Bis zum Keller hat der Bagger in den vergangenen Tagen die Brandruine abgetragen. Anfang Oktober war im Obergeschoss des Einfamilienhauses ein Feuer ausgebrochen. Trotz der Löschversuche der Familie und des Einsatzes der Feuerwehr brannte das Haus aus. Was nicht durch Flammen und Ruß beschädigt wurde, das wurde vom Wasser zerstört (wir berichteten).

Seitdem hatten Kirsten und Wolfgang L. eine Mietwohnung für ihre Familie gesucht. Ein Ort, an dem sie und die Kinder zusammen sein können, bis sie ihr Haus wieder aufgebaut haben.

Doch von den Vermietern habe es eine Absage nach der anderen gehagelt, sagen sie. Wolfgang L.: „Die wollen alle lieber langfristig vermieten.“ Stattdessen lebten die Familienmitglieder bei Verwandten und Freunden – auf vier Haushalte in Ahrensburg versprengt. Mutter Kirsten L. sagte dem Abendblatt damals: Ich wünsche mit sehr, dass wir wieder alle unter einem Dach versammelt sind.“ Enttäuscht von der aussichtslosen Wohnungssuche fasste der Familienvater Ende November einen Entschluss: „Wir wollten endlich wieder unsere eigenen vier Wände haben, egal wie.“ Er kaufte zwei Wohnwagen und parkte sie auf seinem Grundstück neben der Brandruine. In ihnen werden das Ehepaar und seine Kinder bis voraussichtlich zum Frühsommer wohnen – sechs Personen auf insgesamt 24 Quadratmetern bis das Haus der Familie wieder steht. Nur der älteste Sohn, 27, lebt weiterhin bei einem Freund.

In den Wohnwagen gibt es je eine Schlafecke. Von dem Bett sind es fünf Schritte bis zur Essecke am anderen Ende des Fahrzeugs. In der Mitte steht eine kleine Küchenzeile, allerdings ohne Herd. „Ein Backofen fehlt mir sehr“, sagt Kirsten L. Besonders jetzt. „Ich hätte wirklich gerne Weihnachtsplätzchen gebacken.“

Aber Weihnachten, das werde sowieso in diesem Jahr reduziert. Keinen Baum, keinen Schmuck, keine Geschenke. Kirsten L.: „Dafür fehlt einfach der Platz. Wir werden aber etwas Schönes essen und zusammensitzen.“ Zubereitet wird das Festmahl – wie bisher die Mahlzeiten – auf einer Kochplatte für zwei Töpfe, wie Camper sie kennen.

Wohlig warm ist es unterdessen in den Wohnwagen. Geheizt wird mit Gas. 90 Euro zahlt die Familie für die Kartuschen in der Woche. Für 100 Euro im Monat dürfen sie die Stromversorgung des Nachbarn benutzen. Um die Wasserversorgung zu sichern, hat Wolfgang L. den Anschluss im Keller der Brandruine angezapft: „Wir haben großes Glück, dass wir so hilfsbereite Nachbarn haben.“ Einer von ihnen hat vor Jahren seine Garage zu einem Zimmer umgebaut. Dort gibt es ein Badezimmer, das die Familie benutzen darf. „Wir haben einen Schlüssel und müssen niemanden stören“, sagt Kirsten L. Dass sie wieder ein richtiges Zuhause mit Küche, Bad und viel Platz zum Leben haben, können die Familienmitglieder trotzdem kaum erwarten.

Rund 30.000 Euro hat die Familie seit dem Feuer vorgestreckt

Im Frühsommer, so glauben die sieben Ahrensburger, könnte das Haus in alter Größe (etwa 160 Quadratmeter) wieder auf dem alten Kellerfundament stehen. Wolfgang L.: „Wir hoffen, dass die Versicherung rechtzeitig zahlt, damit die Finanzierung des Neubaus gesichert ist.“ Bisher hat nur die Hausratversicherung gezahlt. 30.000 Euro hat die Familie seit dem Feuer vorgestreckt: Für den Gutachter, die Wohnwagen, den Abriss. Eine Zusage zur Zahlung gebe es aber von der Versicherung nach „wochenlangem Kampf". Wolfgang L.: „Ob die Zahlung alle Kosten deckt, ist noch unklar.“ Das werden Kirsten und Wolfgang L. erst 2014 erfahren.

Das Jahr, das – da ist sich die Familie jetzt schon sicher – nur besser werden kann als die vergangenen zwölf Monate. Zwei weitere Wünsche sind der Familie für das neue Jahr genauso wichtig: Dass der Wiederaufbau des Hauses reibungslos abläuft und dass es ein milder Winter wird.

Die Johanniter Schleswig-Holstein Süd-Ost, der Arbeitgeber von Kirsten L., hat ein Spendenkonto für die Familie eingerichtet: Johanniter Unfallhilfe, Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl 37020500. Die Kontonummer lautet 4323600. Als Verwendungszweck sollte das Stichwort „Nothilfe Feuerschaden“ angegeben werden.