Ahrensburger Firma will mit Kündigungen und neuem Kernbereich Insolvenz abwenden

Ahrensburg. Das Ahrensburger Unternehmen EAE hat die schwere Krise offenbar überstanden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann der Betrieb am Kornkamp fortgeführt werden. „Die Chancen stehen gut. Sehr gut. Bei 95 Prozent“, sagt Werner Ringel, der seit knapp vier Jahren Geschäftsführer der Ewert Ahrensburg Electronic GmbH ist und auf den Durchbruch hofft. Die Zukunft ist jedoch teuer erkauft. 59 Mitarbeiter des Unternehmens, das Druckereien mit Software ausstattet, haben im Dezember die Kündigung erhalten. 50 Kollegen am Standort im sächsischen Coswig hat es ebenfalls getroffen. Der Betrieb dort ist verkauft. Einige wickeln noch Aufträge ab. Dann ist Schluss.

„Sie können sich denken, was das jetzt für Tage bei uns sind“, sagt der Geschäftsführer. „Einige gehen in den Weihnachtsurlaub. Andere gehen für immer. Das tut weh.“ Der Personalabbau sei auch für das Unternehmen schmerzlich. „Wir verlieren hoch qualifizierte Kräfte“, sagt der Geschäftsführer. Anfang September hatte er noch davon gesprochen, dass ein Personalabbau nicht angedacht sei.

„Wir laufen hier alle mit hängenden Gesichtern herum“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Michael Seidler. „Die Kollegen kommen mit ihren Laufzetteln und geben PC und Telefon ab. Und dann tschüs.“ Das sei schwer auszuhalten. „Aber bei EAE ist es wie in einer Familie. Wir haben schon so viel ausgehalten. Deswegen beißen jetzt alle die Zähne zusammen“, sagt Seidler. „Wir vertrauen auf das, was der Geschäftsführer sagt und hoffen, dass es weitergeht.“

Und das werde es, verspricht die Firmenleitung. Die Gefahr der Schließung sei abgewendet. Die verbliebenen 86 Vollzeitstellen für knapp 100 Mitarbeiter in Ahrensburg könnten gesichert werden, ebenso die acht Plätze der Auszubildenden. Anlass für den Optimismus ist die Tatsache, dass Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt für den vom Unternehmen jetzt vorgelegten Zukunftsplan uneingeschränkte Zustimmung von den Gläubigern erhalten hat. Das heißt: Das Schutzschirmverfahren ist zwar nach drei Monaten zu Ende. Der Zugriff der Gläubiger wieder möglich. Aber das Vertrauen ist da.

„Wir haben den Gläubigern zugesagt, dass wir bis Juni 2014 einen neuen Investor gefunden haben“, sagt Ringel. „Ich bin zuversichtlich, dass der Verkauf im zweiten Quartal erfolgt.“

Die Chance, das Unternehmen aus der Krise zu führen, ist Ergebnis eines knallharten Sanierungskurses. Ringel: „Wir haben uns von dem Standort in Coswig komplett getrennt.“ Ein Mitarbeiter hat in einem sogenannten MBO-Verfahren (Management Buy Out) Investoren gefunden und den Betrieb übernommen. 25 Kollegen konnten bleiben. 50 mussten gehen. „Sie haben alle in einem Marktsegment gearbeitet, das nicht mehr zukunftsfähig ist“, sagt Ringel. Das Entwickeln von Steuerungssystemen für neue Druckmaschinen sei nicht mehr profitabel. Ringel: „Unser künftiger Kernbereich ist die Aufrüstung alter Druckmaschinen. Die halten gut 30 Jahre. Aber die Elektronik versagt deutlich früher.“ Ausfälle zu vermeiden, sei das A und O für Verlage. Ringel: „Wir garantieren hohe Produktionssicherheit.“ Retro-Fit lautet das Stichwort für den neuen Geschäftsbereich, der EAE zusammen mit dem Abstoßen des Standortes in Coswig und dem starken Personalabbau für Investoren attraktiv machen soll. Vier Interessenten hätten sich bereits gemeldet.

„Wir werden mit einem niedrigen Personalbestand weitermachen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. „Aber wir hoffen, wieder wachsen zu können.“